Der Einmotorige

Heute träumte ich den langweiligsten aller Träume. Ich war Pilot einer einmotorigen Flugmaschine. Allein zwischen weißem, sterilen Interieur eingezwängt war ich gezwungen stundenlang durchs Cockpitfenster auf das ewig schimmernde Meer zu starren, die untergehende Sonnen hinter einer unlustigen Wolke versteckt. Ich hoffte im Traum – ohne mich bewegen zu können: „Bitte stürz ab, bitte stürz ab.“

Vom heutigen Tag erhoffe ich mir nichts anderes:
1 gestern angeknabberte Schokovanillekrone als Frühstück

Zwischen Topfen und Ion

Keine Angst! Ich bin nicht tot. Noch nicht. Obwohl sich das viele wünschen, ich weiß. Es ist nur so: der Sommer ist zum Austoben da! Das Konzept der schulischen Sommerferien gilt für mich heute noch.
Ich bin fast nicht in der Arbeitsanstalt und wenn, dann versuche ich, möglichst nichts davon bewußt zu erleben. Den Rest der Zeit bin ich unterwegs. Meist mit Zelt und Bade- oder Regenhose… seltsam, normalerweise schiffe ich jede freie Minuten auf einem Segelboot, doch dieses Jahr liege ich nur im Dreck… hm…
Ein anderer Wegelagerer hat mir vor Kurzem erklärt, dass man sich beim Kampieren die positiv geladenen Teilchen der Erde einfängt, was sehr gesund sein soll.

Apropos gesund: nach ewigen Zeiten habe ich endlich wieder einen Fliegenpilz gesehen!

Apropos giftig: einige Geschichten wurden erlebt, die zu erzählen ich mir nicht zu doof bin.

Ich aas:
1 Topfenkuchen zum Frühstück

PS: und jetzt gleich gleich gleich gleich die Strasse weiter weiter weiter weiter

Rede des Anstaltsleiters

„Ha, Matla! Überrascht mich hier zu sehen? Nein? Ah, sie haben keine Ahnung, wer ich bin, stimmt’s? Ich bin Ihr Abteilungsleiter! Jaja, schauen Sie nicht so… teilnahmslos. Ist das nicht ein schönes Fest hier? Ich finde, es ist das schönste Stadtfest überhaupt. Aber lassen wir das Gerede, ich muss Ihnen was sagen, Matla. Kann sein, dass ich schon ein bißchen beschwipst bin, aber vielleicht gerade deshalb. Ich will Ihnen sagen, was ich von Ihnen halte. Es interessiert sie nicht, ich weiß, trotzdem muss ich es los werden. Denn sie sind ein Typ Mensch… wie soll ich sagen… wissen Sie wie sie auf mich wirken? Und das kann jeder bestätigen, den Sie fragen: Egal, wann und wo, sie sehen immer – immer! – aus, als hätten Sie die Nacht durchgesoffen und wären gerade eben erst aufgestanden. Ihre Haare stehen zu Berge, Ihre geschwollenen Augen hinter den Sonnenbrillen, die Sie selbst am Clo nicht abnehmen…. Ihre Haare! Am liebsten würde ich Ihnen Ihre Haare an Ihren vermaledeiten Schädel nageln! Sie wandeln herum, als hätten Sie noch nicht begriffen, was gestern los war und warum Sie heute überhaupt aufgestanden sind. Sie reden mit völlig Fremden, einmal hier, einmal da, völlig unzusammenhängendes Zeug… ich weiß nicht… weil Sie glauben, diese Leute zu kennen… und Leute, mit denen Sie täglich zu tun haben, ignorieren Sie… hören Sie mir überhaupt zu, Herrgottnochmal? So einer sind Sie, ja! Jedesmal wenn ich hier nach Ihnen Ausschau halte, sehe ich Sie in irgendeiner Schlange stehen… bei den Bratwürsten, beim Bier, Kaffee, Torte… und dabei stacheln sie jedes Mal die Menge gegen irgendwas auf: das Bier sei warm, der Kaffee eine bohnenlose Frechheit, es gehe zu langsam voran, die Polizeipräsenz zu aufdringlich… und übrigens: ihr penetranter Körpergeruch! Wie ein geiler Ziegenbock riechen Sie, können Sie das nicht ändern? Nein, nein! Bleiben Sie noch sitzen… und wissen Sie, was das Schlimmste ist? Die Leute reden nur Gutes über Sie… Sie… ach gehen Sie doch zum Teufel!“

Ich aas:
1 Eierbrot
1 Topfenstrudel

Schneebuhmann

Gestern hat einer in der Anstalt Scheiße gebaut und die Schuld auf mich geschoben. Ein anderer hatte deswegen einen Haufen Arbeit. Deshalb bin ich jetzt der große Buhmann. Mich stört das eigentlich überhaupt nicht – ist sogar fast lieber. Keiner sagt was zu mir, ich muss nicht über ihre unlustigen Witze lachen und brauche kein schlechtes Gewissen haben, wenn ich die Kopfhörer drin habe und von ihren verschissenen Gesprächen nichts mitbekomme.
Heute haben zwei andere Scheiße gebaut. Jetzt kehrt in unsere Zelle schon langsam der Normalzustand zurück: jeder hasst jeden. Ich habe darüber kurz mit einem aus einer anderen Zelle geredet: „Ja, das stimmt. Ihr seid ein Haufen Schneebrunzer.“

Grüße aus der Buhmännerabteilung – und ich aas:
1 Gustobaguette
1 Heidelbeermuffin

Cat vision

Irgendwie hat es die Nachbarin geschafft, mich dazu zu bringen, dass ich heute um 5 Uhr aufzustehen und sie wohin zu fahren.
Während ich im Auto saß und wartete, bis sie mit ihrem Hygienescheiß fertig war (22 Minuten!), übermannte mich ein schreckliches Gefühl! Sofort sah ich mich im Rückspiegel an und… und ich hatte recht: eine fette, rothaarige Katze saß auf meinen Schultern und löffelte mir grinsend das Gehirn aus dem geöffneten Schädel.
Nachdem die Nachbarin endlich eingestiegen war und drei neue Wunderbäume mitgebracht hatte, fuhren wir los. Die Sonne tat in den Augen weh und ich sagte: „Kotzn san Orschlecha.“

Ich aas:
1 Gustobaguette
1 Heidelbeermuffin

Die Angst, die einen am Montag befallen kann

Da ich von Samstag auf Sonntag durchgesoffen habe, bin ich gestern schon vor Mitternacht schlafen gegangen.
Die Wirkung ist enorm! Wie auf einer Wolke bin ich in die Anstalt geschwebt, spürte keine schmerzenden Knochen, Muskeln. Ich kam mir wie ein Geist vor, der unerkannt zwischen den Sterblichen wandelt.
Erst als ich in der Zelle angekommen war und gerade meinen erotischen Emailverkehr abhandelte, nahm ein physisch stabiles Wesen mit mir Kontakt auf. Ein Typ in Anzug und Krawatte stand plötzlich neben mir und bewegte seinen Mund… durch den er scheinbar Luft strömen ließ, um Luftteilchen in Schwingung zu versetzen. Ich erstarrte in meinen Bewegungen und sah in an. Bevor ich noch sagen konnte, dass ich kein Wort von dem verstanden hatte, was er gerade von sich gegeben hatte, machte er große Augen, und rannte davon. „Ich komm später wieder!“, rief er mir noch von draußen zu.
Etwas später fand ich einen Zettel auf meiner Werkbank: „Tut mir leid, sie so erschreckt zu haben! Tut mir wirklich, wirklich leid.“

Ich aas:
1 Gustobaguette
1 Apfel

Gustoknusperstangerl in Fahrtrichtung

Meine Gustostange erwachte gestern, als ich nach zwei Wochen Urlaub wieder auf die Nachbarin traf. Quasi wie ein Fahrtrichtungsanzeiger pochte und deutete mein Knusperbaguette in Richtung Nachbarin. Sie bemerkte das und grinste. Ich glaub, sie steht auf das.
Etwas später tastete ich jeden Centimeter ihres Körpers ab… so wie ein alter Sabberlappen, der im Supermarkt jedes Stück Obst angrapscht und mit dem knochigen Daumen drückt.
„Du tust so, als hättest du mich noch nie nackt gesehen“, sagte die Nachbarin.

Egal. Ich aas:
1 Gustobaguette
1 Heidelbeermuffin

Italocamp

Scheinbar hat mein aufdringlicher Körpergeruch in den letzten beiden Wochen, die ich auf Urlaub war, zugenommen. Bemüht unauffällig sprühen die Kollegen meine nähere Umgebung mit desodorierenden Mitteln ein.

Ich war dieses Mal wieder mit dem Zelt unterwegs. In Österreich und Italien. Leider muss ich zugeben, dass die schleichend zunehmende Bequemlichkeit des Alters in meiner Seele bereits tiefe Furchen hinterlassen hat. Denn während ich früher niemals auf die Idee gekommen wäre, auf einem Campingplatz zu zelten – ich meine, wofür zeltet man denn: um weg von den Anderen zu sein! – war ich heuer beinahe nur zwischen Piefke-Wohnwagen eingepfercht.
Meine schönste Erinnerung an diesen Urlaub: auf einem verdreckten italienischen Strand die Nacht durchgesoffen und mich mit einem Italosandler um meine Schuhe gerauft… zuerst hatten wir friedlich zusammen getrunken und aufeinmal bildete er sich, ich hätte seine Schuhe an.

Ich aas:
1 Käsestangerl
1 Muffin