Arme Lehre

Meine gute Tat heute – wie jeder weiß, bin ich ja ein Menschenfreund – vollbrachte ich heute bei Billa. An der Theke stand ein verschwitzter Lehrling, völlig mit den Nerven am Ende, die Augen fast am Übergehen. Seine Chefin lauerte etwas abseits und beobachtete ihn mit finstrer Miene.
Ich bestellte ein Mohnflesserl mit Kalbspariser, Gouda und Gurkerl. Standardmenü. Weil er mich gar so verzweifelt angesehen hat, wieß ich ihm mit einem deutlichen Fingerzeig den Weg zu einem Mohnflesserl.
Dann fragte er: „Wie war das bitte? Mit Ketchup und was noch?“
Ich nannte ihm ein paar Mal die Zutaten, damit er nicht so sehr in Stress geriet. Es half zwar nicht viel, denn er tropfte mit seinem Angstschweiß die Wurst voll, aber egal. Er hatte es schwer genug. Der Lehrling belegte das Mohnflesserl auch… naja… sagen wir mal „verbesserungswürdig“. Er stopfte nämlich die Wurst und den Käse in die Mitte des Gebäcks und legte links und rechts eine Scheibe Gurkerl ins Trockene.
Bemitleidenswert.

Ich aas, nachdem ich die Belagen neu angeordnet habe:
1 Mohnflesserl mit Kalbspariser, Gouda und Gurkerl

Arme Lehre

Dienstag. Protokoll.

Dienstag. Während Montag der Tag der Wochenendrevision ist,  fällt man am Dienstag in das Loch. Das Loch. Das große Loch. Tief. Schwarz. Pickert. Siehe:

Bett. Wachte auf und erkannte, dass Dienstag ist. Blieb liegen. Regungslos liegen. Starrte zuerst an die Decke und dann aus dem Fenster. Zündete mir einen Tschick an. Rauchte. Aschenbecher nicht da. Öffnete die Lade vom Nachtkästchen und äscherte dort rein. Irgendwas begann zu brennen, schob die Lade zu. Sauerstoffentzug verursacht Tod. Bald kam der Hunger. Quälte mich aus dem Bett. Keine Lust frische Wäsche zu suchen, zog die alte an. Latschte aufs Klo und brunzte ausgiebigst. Zog die Schuhe und die Jacke an, ging zu Billa.

Billa. Die an der Kassa sah mich müde an und holte sich gerade etwas mit dem kleinen Finger aus den Backenzähnen. Ich sagte: „So.“ Wollte eigentlich „Grüß Gott“ sagen, hatte aber keine Kraft dazu. Wursttheke. Die sah mich auch müde an. Ich sagte: „Semmel mit Extra und Gouda und Gurkerl.“ Sie verzog das Gesicht und schlürfte zu den Semmeln. Sie fragte: „Mit Extra?“ „Ja.“ Danach. „Mit Käse?“ „Ja.“ Sie packte die Semmel ein. Wollte sie an die Gurkerl erinnern, konnte aber momentan nur die Augenbrauen bewegen. Kassa. Noch immer mit den Backenzähnen beschäftigt. Zahlte. Keine Lust mehr, schenkte ihr drei Cent und verließ den Billa.

Strasse. Komme nicht über die Strasse. Jede Menge Autos. Gehe trotzdem über die Strasse. Gehupe. Geschrei. Ich reagiere nicht mehr.

Daham. Aas:
1 EKG
1 Haufen Oliven, schwarz

Protokoll am Dienstag

5 Kilo 2011

Ich bin mit dem Buch fertig. Am letzten Tag im alten Jahr bin ich fertig geworden, der beste Tag des ganzen Jahres. Nun endlich bin ich wieder frei für neue Abnormalitäten, Schweinerein und mehr sinnloses Zeug. Erwarte dir also nichts anderes für 2011.

Ich aas:
2 Brote mit Extra
1 Gouda – jemand schenkte mir ein 5 Kilo-Eck Gouda.
1 Paprika
1 Apfel rot

Brotsuppe und Goudse Kaas für den Gehirnamputierten in Belegen

Schon im frühen Herbst beginne ich, altes Brot zu sammeln. Damit bereite ich dann alljährlich am heiligen Abend Brotsuppe für alle Anwesenden – also für mich. Bis die dämliche Kocherei aber abgeschlossen ist, bin ich meist schon so besoffen, daß ich gar nichts mehr runterkriege. Dann nehme ich den Blechkübel vom Herd, wanke damit zum Fenster und leere die Brotsuppe ganz vorsichtig, damit ich nicht die Fenster der unteren Bewohner erwische, auf die Straße – in der Hoffnung, damit wenigstens ein paar armen Hunden, die im Winter nichts zu fressen finden, etwas Gutes zu tun. Dann stelle ich den Eimer neben das Bett, denn am nächsten Tag wird ordentlich und hemmungslos gekotzt. Aus Erfahrung lege ich mich jedoch meist sowieso beim Schlafengehen gleich in die Badewanne, in der ich Reis anpflanze, damit ich am nächsten Tag nicht die halbe Wohnung säubern muß… ist auch gleich nährstoffreicher Dünger.

Vor ein paar Tagen habe ich mir ja in einer sozialen Einrichtung für geistig abnorme Wohlstandsverweigerer Käse besorgt – die Detailansicht der Verpackung siehst du auf dem Foto rechts. Es ist weihnachtlicher Standardkäse für Bedürftige der Generation 48 plus. Er kommt aus Holland und wird dort von Aliens, die die Weltherrschaft an sich reißen wollen, in unterirdischen Atommülllagerstätten produziert. Ich gehe davon aus, daß das Wort „Belegen“ der holländische Name für Bethlehem ist. Wie ich darauf komme? Ganz einfach! Bildung! Denn wie du gehirnamputierter Blogleser sicher nicht weißt, heißt Bethlehem in der spanischen Sprache „Belén“, somit – logisch Schlußfolgerung – heißt Belegén (Obacht! Die letzte Silbe ist hier betont) das Gleiche. Und Goudse Kaas kannst du dir sicher selbst zusammenreimen. Genau! Gouda Käse.

Mein Gott, was bist du doch begriffsstutzig. Ich aas:
1 Brot mit Topfen und Pfeffer
5 kleine Tomaten, ebenfalls aus einem holländischen Atommülllager
1 Käse

Wo sind die Fotos?

Die Mittagessenfotos laß ich weg. Interessieren keinen. Oder? Seit Jahren präsentiere ich dir hier an dieser Stelle täglich ein neues photographisches Meisterwerk und was habe ich davon? Bekomme ich positives Feedback? Oder werde ich etwa zu meinen künstlerischenLeistungen beglückwünscht? Oder erhalte ich gar ein Künstlerstipendium der Stadt Wien? NEIN!
Dabei, schau dir doch einmal das Monument des Erbrechens an (ja, ich weiß, die Seite braucht elends lange bis sie daherkommt und ganz fertig ist)! Aber schau genau! Wenn man oberflächlich drüberguckt, glaubt man, daß alles der gleiche Käse ist (genaugenommen ist tatsächlich der Käse fast immer der Selbe, und zwar Gouda, aber du weißt, wie ich es meine). Betrachtet man allerdings jedes einzelne Foto längere Zeit, so erschließt sich die Vielfalt des Erbrechens erst wirklich!
Siehe! Jedes Foto hat seinen eigenen Tag, seine eigene kleine Geschichte! Das Licht (oder kein Licht, wie damals in dem Büro ohne Fenster im Rattenloch!)! Die Position der Einzelteile, die Zugaben zum Essen (Weihnachten, Ostern, die Wahlen, usw.), die Umgebung! Vieles läßt auf die Stimmung des Schöpfers schließen, auf seine Probleme und seine Glücksmomente, seine Höhen und Tiefen. Und….. rüüüüülps…. also pfeif auf die doofen Fotos.

Ich aas:
1 Brot
1 Beilage
1 Auflage