Dienstag. Protokoll.

Dienstag. Während Montag der Tag der Wochenendrevision ist,  fällt man am Dienstag in das Loch. Das Loch. Das große Loch. Tief. Schwarz. Pickert. Siehe:

Bett. Wachte auf und erkannte, dass Dienstag ist. Blieb liegen. Regungslos liegen. Starrte zuerst an die Decke und dann aus dem Fenster. Zündete mir einen Tschick an. Rauchte. Aschenbecher nicht da. Öffnete die Lade vom Nachtkästchen und äscherte dort rein. Irgendwas begann zu brennen, schob die Lade zu. Sauerstoffentzug verursacht Tod. Bald kam der Hunger. Quälte mich aus dem Bett. Keine Lust frische Wäsche zu suchen, zog die alte an. Latschte aufs Klo und brunzte ausgiebigst. Zog die Schuhe und die Jacke an, ging zu Billa.

Billa. Die an der Kassa sah mich müde an und holte sich gerade etwas mit dem kleinen Finger aus den Backenzähnen. Ich sagte: „So.“ Wollte eigentlich „Grüß Gott“ sagen, hatte aber keine Kraft dazu. Wursttheke. Die sah mich auch müde an. Ich sagte: „Semmel mit Extra und Gouda und Gurkerl.“ Sie verzog das Gesicht und schlürfte zu den Semmeln. Sie fragte: „Mit Extra?“ „Ja.“ Danach. „Mit Käse?“ „Ja.“ Sie packte die Semmel ein. Wollte sie an die Gurkerl erinnern, konnte aber momentan nur die Augenbrauen bewegen. Kassa. Noch immer mit den Backenzähnen beschäftigt. Zahlte. Keine Lust mehr, schenkte ihr drei Cent und verließ den Billa.

Strasse. Komme nicht über die Strasse. Jede Menge Autos. Gehe trotzdem über die Strasse. Gehupe. Geschrei. Ich reagiere nicht mehr.

Daham. Aas:
1 EKG
1 Haufen Oliven, schwarz

Protokoll am Dienstag

Adios Carro und ewge Treu!

El Carro ist tot. El Carro war mein Auto. Fast genau fünfzehn Jahre hat El Carro mich begleitet. Durch gute Zeiten, aber großteils durch schlechte Zeiten.
Heute Morgen ging El Carro von mir. Ich stand in der Mitte einer Gürtelkreuzung als der Zahnriemen riß und das Herz El Carros zertrümmert wurde. Das wars. Und während er im Sterben lag und ich ihn fluchend und spuckend, von einem zermürbenden Trauerhupkonzert begleitet, den Gürtel entlang schob, schwor ich ihm ewge Treu. Keine andere Mistkarre soll mehr meinen Körper durch diese todgeweihte Stadt bewegen.

Das heißt, ich werde mir wieder ein Motorrad zulegen.

Und bis dahin quäle ich mich per pedes herum und ich aas das Friedhofsmahl:
1 süßer Ziegel
1 Becher Joghurt – wenn ich mich recht erinnere, ist das der dritte Becher Joghurt seit es dieses Blog gibt

Adios Carro und ein paar Worte noch für dich:

Weine nicht ob der Zeit, die nun kommen mag, sondern lache wegen den Tagen, die waren.

PS: und somit verschwindet auch das Beweismittel für den Stoßstangenfetischisten. Hehehe.

Ihre Heimlichkeit im Stillblog

Pssst. In aller Heimlichkeit bringe ich den Beitrag für gestern nach.

Ein Vergehen! Ich weiß. Doch ist es nicht meine Schuld. Vielmehr ist es ein ganzes Sammelsurium an Schuld.
Ich habe dir ja schon erzählt, wie die Hupe meiner Karre unter meiner Faust zerbröselt ist. Nun. Jetzt sind auch noch die Scheibenwischer eingerostet – sie bewegen sich nicht mehr. Das Schloß auf der Fahrerseite ist auch verrostet und vorne sind nun endgültig alle Lichter kaputt. So kann man in der Nacht keine Straßenrennen mehr fahren. Ich brachte die Kiste gestern also in die Werkstatt. Die Werkstatt liegt auf der anderen Seite von Wien – es ist leider die einzige Werkstatt in Wien, die mir seit Jahren trotzdem noch das Pickerl fürs Auto gibt.
Gut. Deshalb mußte ich also zuerst durch ganz Wien kurven und dann den ganzen Schweißweg mit den Scheißöffentlichen zurück. Bin ein paarmal falsch eingestiegen, zu spät ausgestiegen…. ich verstehe das System der Wiener Linien einfach nicht.

Und die HÖHE war ja folgendes! Ich zeige der Nachbarin meine Zeichnungen – die von vorgestern – und was sagt sie dazu? WAS SAGT SIE?
„Warum trägst du Strapse?“
„Was? Was soll das? Welche Strapse?“
„Na auf dem zweiten Bild – da trägst du eindeutig Strapse!“
„Das sind keine Strapse. Das sind meine verdreckten Beine und eine weiße Unterhose.“
„Du hast keine einzige weiße Unterhose.“
„Woher willst du das wissen?“
„Weil du Wäschewaschen haßt und nur schwarze Kleidung kaufst.“

Siehst du? Mit so einem Käse mußte ich mich abgeben. Also bitte! Nimm es mir nicht übel, daß ich gestern nichts von mir hören habe lassen.

In diesem Chaos aas ich trotzdem:
1 Semmel mit Bauernschinken, Emmenthaler und Senf
1 Apferl Nichtkronprinz

Mit Poesie durch die Schallmauer

Heute morgen habe ich die Schallmauer durchbrochen. Vor mir so ein Idiot von Autofahrer, der scheinbar vor der Größe seines eigenen Autos Schiss hat. Ich bin in Rage geraten – ja ich gebe zu, das sollte eigentlich kein Grund sein, aber so bin ich nunmal, wenn ich nüchtern bin – und habe ein paarmal mit der Faust auf die Hupe geschlagen. Da ist das Ding einfach auseinandergeflogen – die Kälte hat wahrscheinlich das Material mürbe gemacht.

Alkohol ist der Kleister, der meinen Verstand zusammenhält.
Und was für dich der Garten Eden ist, ist für mich meine Indoormarihuanaplantage. Hier ergehe ich mich in so mancher Stunde des Tages, pflücke hie und da ein Blatterl ab und laß es alsbald in mein Pfeifchen verschwinden, wo es sich wie durch ein Wunder in Rauch auflöst. Meine Wasserpfeife ist mein Adyton.

Und nun das neue Abendgebet für dich:

„Für Matla, unsren Meister,
ist der Alkohol der Kleister,
der seinen Verstand zusammenhält
bevor er auseinanderfällt.

Ich befrei mich nun von meiner Frau/meinem Mann der alten Keiffe
und greife flugs zu meiner Wasserpfeiffe.
Mit der rauch ich mich zu,
dann hab ich meine Ruh.“

Jaja, Rotwein beflügelt:
1 Semmel mit Pikantwurst, Gouda und Gurkerl
2 Mandarinen
1 Flasche Landwein

PS: ich glaub, ich werd ab morgen nur mehr in Reimen sprechen – das ist viel einfacher als normale Sätze! Man braucht gar nicht denken, weil ja quasi das letzte Wort eines Satzes den Inhalt des folgenden Satze vorgibt! GENIAL!

Don Corleone der Strasse

Mein Umzug ist nun abgeschlossen, denn gestern habe ich die Schlüssel der alten 3m2-Wohnung abgegeben.

Ich habe mich von einem Mann verabschiedet, den ich immer für den Hausmeister hielt, der aber nur zufällig in der ersten Wohnung ganz unten wohnt. Und vom Don Corleone der Strasse.
Diesen Don Corleone der Straße sah ich jeden Tag rund um die Uhr an seinem Fenster im Erdgeschoß lehnen und die Straße beobachten – manchmal rauchend. Egal, was ich gemacht habe, er hat es gesehen.
Ungewöhnlich viele Leute kamen an sein Fenster und redeten mit ihm. Und auch sehr viele Autos, die vorbeifuhren, hupten und grüßten mit der Hand aus dem Fenster. Wenn er aus dem Haus ging, tat er das mit solch einem Stolz. Mit Würde zeigte er seinen dicken Bauch her und hatte den diese-Straße-gehört-mir-Gang drauf. Die Leute wichen ihm aus und grüßten ihn ehrfurchtsvoll. Ich tat es ihnen gleich – man weiß ja nie.
Wir haben nie ein Wort miteinander gewechselt, doch habe ich mich gestern von ihm verabschiedet. Ich glaube, daß er mir zu verstehen gab, daß er meine Entscheidung respektiert. Als er mir die Hand zum Abschied hinhielt, wußte ich nicht, ob ich seinen monströsen Siegelring küssen oder ihm die Hand schütteln
sollte.

Zum Essen:
2 Semmel mit scharfen Liptauer und kalten Leberkäse
1 Monsterstange KitKat von Nestle

Ich werde es wie die Minus40-Kilo-Fanpersonifikation halten und mich dieses Wochenende ausschließlich von Schokolade ernähren.