Lebensverändernde Morgenkraft

Ich bin sehr sportlich. Ja, seit ungefähr zwei Wochen. Das war nämlich so… ich habe mich für zwei, drei Wochen von der weißen Anstalt krank gemeldet, weil… naja, du weißt schon… der Druck der letzten Zeit und das Wetter ist gerade so schön. Und da bin immer länger im Bett geblieben, während die Nachbarin ganz hektisch in aller Herrgottsfrüh wie eine Irre herumlief, um rechtzeitig fertig zu werden – und wenn sie das tut, dann muss ich mich im Bett immer ganz ruhig verhalten, mich quasi im Bett verstecken, sonst wird sie grantig und erteilt mir irgendwelche Aufträge, die ich tagsüber erledigen könnte. Und letzte Woche hat sie mich im Bett entdeckt, wie ich da gelegen bin, die Decke bis über die Nase gezogen, und sie mit kleinen, verschlafenen Augen beobachtet habe.
Aber ich hatte einen Plan! Bevor sie noch irgendetwas sagen konnte, stieß ich mit aller morgendlicher Kraft hervor:
„Du! Bringst du mir heute Sportschuhe mit?“
Das brachte sie so aus dem Konzept, dass sie völlig sprachlos von dannen eilte… in ihre Arbeit… oder was auch immer sie da jeden Tag macht.

Und tatsächlich. Die Nachbarin hatte es nicht vergessen und brachte mir am gleichen Abend Sportschuhe mit. Und diese haben – in der Tat – mein Leben verändert.

Ich aas:
2 Sandwiches mit Salami
1 paar Klumpen Käse dazu

Engels, Marx und die Scheiße, die keiner wegräumen will

Da gibt es ja interessante Gedanken der Leserschaft zum gestrigen Auswurf zur Gesellschaft des 23. Jahrhundert.

Zum Beispiel Duck Vaders Vergleich mit dem Kommunismus. Ich kann nicht sagen, inwiefern sich hier die Konzepte des Sozialismus, Kommunismus, von Engels und Marx widerspiegeln. Fest steht jedoch wohl, dass so ein Gesellschaftsentwurf nicht nur teilweise umgesetzt werden kann, es müsste global und komplett umgesetzt werden… wobei hierfür natürlich noch wesentliche Voraussetzungen fehlen: die Replikatoren, die alles erzeugen können, was ein Mensch braucht. Außerdem ist es mit den Menschen momentan so wie Herr Johannes sagt – bzw auch Gandhi sagte:

Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier.

Brunnhilde wiederum macht sich Sorgen, wer wohl ihre Scheiße wegräumt und die Roboter repariert. Nun, ich kenne Altenpfleger, Behindertenbetreuer, die täglich mehrmals Ärsche putzen und Scheiße wegräumen, aber die kämen nie auf die Idee es sei erniedrigend oder ein Hindernis für Erfüllung im Beruf!
Klar, so wie das System heute ist, wenn wir einen das öffentliche Scheißhaus putzen sehen, denkt man sich: „Der hat nix glernt, kann nichts Anderes. Und bekommt bezahlt auch nix dafür, der Trottel!“ Und der, der das Scheißhaus putzt, weiß das: „Die Anderen sehen in mir den Trottel, der das machen muss.“  Aber in einem System, in dem jeder das gleiche verdient (nämlich nichts), wird das ganz anders sein. Wenn meterhoch der Dreck herumliegt, alle Clos zugeschissen sind, dann wird man diesen Leuten für ihre Arbeit dankbar sein, sie so schätzen wie einen z.B. Raumschiffkapitän. (Ganz abgesehen davon, dass es heute schon sich selbst reinigende öffentliche Toiletten gibt.)
Und warum sollte es keinen geben, der Roboter repariert. Nochmals: die Menschen wollen arbeiten, wenn sie das arbeiten können, was sie möchten!

Ich denke, wenn erst einmal dieses Statusdenken überwunden ist, wird vieles einfacher sein. Dann können Dinge erfüllend sein, die man heute noch als erniedrigend einstuft.

Los! Ich bitte um Gegenargumente, Bedenken, Beschimpfungen!

Ich aas:
2 Sandwiches mit Salami und Schimmelkäse

Sie haben gestohlen. Gestohlen haben sie. Gestohlen, ja, das haben sie.

Gestern war Feiertag. Weiß nicht, welcher. Ich hing den ganzen Tag über in der Wohnung der Nachbarin herum und sah mit ihr fern. Ich blieb auch ganz ruhig, habe nicht ständig über die Dummheit des Fernsehens gelästert und die Sendungen verspottet, nein, ich bin einfach dagesessen, hab‘ eine nach der anderen geraucht, gesoffen und gesoffen – ohne zu schimpfen. Dabei ist mir eines grob aufgefallen. Es hat sich etwas verändert. Und nicht zum Besseren! Die Fernsehsender neigen nun dazu, alles was sie von sich geben, drei- bis viermal zu wiederholen! Hintereinander! Sie ändern nur leicht die Bildabfolge und den Text des Sprechers! So eine Scheiße! Ich dachte, ich hätte darauf das Patent! Dachte, dieser Misthaufenblog wäre dahingehend einzigartig! Dachte, nur hier würde Tag für Tag immer der gleiche Schwachsinn in leicht abgewandelter Form erzählt! Aber nein! Jetzt haben sie mir die Idee gestohlen! Wohin soll das führen? Muss ich nun das Konzept ändern? Muss ich wirklich von nun an… äh… wie heißt das nochmal…. aja: kreativ sein? Mir ständig was neues einfallen lassen? Wie soll das gehen?

Keine Ahnung. Ich trinke weiter. Die Nachbarin kochte:
3 Würstchen
1 Haufen Kren
1 Haufen Senf

Totgeweiht und gefüllt

Es ist hektisch. Weihnachten rückt näher und die Ereignisse beginnen sich zu überschlagen. Das ist die Zeit, in der ich mehrmals täglich nebenan ins Morituri-Beisl gehe. Schon beim Eintreten merkt man es: hier entstehen die Lösungen und Konzepte für die Welt von Morgen. Die Totengräber und ihre zukünftige Kundschaft, die sich alle Informationen aus Zeitungen holen, die so wertlos sind, dass sie in der U-Bahn verschenkt werden, sind die Elite.
Zuerst war ich etwas erschüttert… ich hatte ja von dem ganzen Krisenscheiß überhaupt nichts mitbekommen… aber mittlerweile bin ich voll informiert. Und hin und wieder, wenn die stürmischen Wogen der Diskussionen durchs Morituri-Beisl toben, stehe ich oben auf und schreie gegen Wind und Gischt: „Nau, hob is net gsogt? Geht eh ollas in Oarsch!“

Das macht Spaß, entlädt den Streß – und ich aas denn dort:
1 Suppe
1 gefüllter Schweinebauch

Zwischen Topfen und Ion

Keine Angst! Ich bin nicht tot. Noch nicht. Obwohl sich das viele wünschen, ich weiß. Es ist nur so: der Sommer ist zum Austoben da! Das Konzept der schulischen Sommerferien gilt für mich heute noch.
Ich bin fast nicht in der Arbeitsanstalt und wenn, dann versuche ich, möglichst nichts davon bewußt zu erleben. Den Rest der Zeit bin ich unterwegs. Meist mit Zelt und Bade- oder Regenhose… seltsam, normalerweise schiffe ich jede freie Minuten auf einem Segelboot, doch dieses Jahr liege ich nur im Dreck… hm…
Ein anderer Wegelagerer hat mir vor Kurzem erklärt, dass man sich beim Kampieren die positiv geladenen Teilchen der Erde einfängt, was sehr gesund sein soll.

Apropos gesund: nach ewigen Zeiten habe ich endlich wieder einen Fliegenpilz gesehen!

Apropos giftig: einige Geschichten wurden erlebt, die zu erzählen ich mir nicht zu doof bin.

Ich aas:
1 Topfenkuchen zum Frühstück

PS: und jetzt gleich gleich gleich gleich die Strasse weiter weiter weiter weiter

Lebensrezepte

Gestern am Abend bin ich mit einer Packung Rotwein zur Nachbarin rauf, um ihr meinen Respekt zu erweisen. Sie hockte natürlich vorm Fernseher, im Bademantel, mit dem vollen Aschenbecher zwischen den Beinen.
Wider Erwarten war das Programm gar nicht mal so unamüsant. Es spielte gerade eine Dokumentation über einen Briten, der aus einem Flugzeug in die unwirtlichsten Gegenden dieser Erde springt, um dort Insekten und anderes grausiges Zeugs zu fressen. Das Lustige dabei ist sein Gesicht, das er aufsetzt, schon bevor er sich das zappelnde Getier oder das rohe Fleisch in den Mund steckt. Ich hab mich halb tot gelacht, während er sich riesige Dschungelkäfer, Sumpfschlangen, Waldfrösche, Wüsteneidechsen, blutgefüllte Eiterspinnen, einen vier Stunden alten Steppenzebrakadaver, rohes Berberkamelfleisch, Schafsaugen und Ziegenhoden reinzog. Es ist schön, wenn man solch ein klares Ziel im Leben hat.
Ich hab mir dann mit der Nachbarin auch ein Serienkonzept ausgedacht. Wir könnten gemeinsam mit dem Zug durch die Welt fahren und uns in den übelsten Bars besaufen, vom ORF finanziert. Ein Kameramann müsste uns begleiten und die Show filmen, die wir mit dem anderen Abschaum abziehen, die Schlägerein, die Streiterein, weltbewegende Lebensgeschichten, tränenreiche Freundschaftsbekundungen im Vollrausch, die vollgekotzten Scheißhäuser, in denen die Pisse knöchelhoch steht…. mein Gott, ich muss los.

Ich aas im Stüberl mit der scharfen ungarischen Kellnerin:
1 Grillhuhnsuppe
1 Schnitzel

Schulung

(Bei Lili im Rattenloch)

Die restliche Woche sitze ich in einer Schulung. Ich weiß nicht wieso, aber ich glaube, daß es meine Aufgabe ist, den Vortragenden aus dem  Konzept zu bringen. Am Vormittag, als er einmal richtig in Fahrt war und mich dabei ansah, legte ich die Finger auf meine Halsschlagader, sah gleichzeitig auf die Uhr und runzelte besorgt die Stirn. Es wirkte. Er verlor den Faden.
Am Nachmittag werde ich, wenn ich die leckeren Kokosschnitten von Manner vernasche, so tun, als wäre mir ein Stück im Hals steckengeblieben und müßte ersticken.

Ich esse:
2 Semmeln mit Leberkäse und Gouda, die Gurken hat sie vergessen – das wird sie morgen bitter bereuen
1 Doppelpackung Manner Kokosschnitten