Vin Doux – Der Wandler der Leere

Die Nachbarin kann einem schon manchmal das Fürchten lehren. Vor allem dann, wenn sie mit ihren philosophischen Fragen daherkommt – passiert meistens dann, wenn wir mehrere Tage hindurch Party hatten.
„Was erwartest du dir eigentlich noch vom Leben?“, fragte sie in ihrer geistigen Umnachtung.
Keine Ahnung.
„Willst du ewig so weitermachen?“, kam es dann noch zwischen ihren lippenstiftverschmierten Zähnen hervor.
Yep.
„Saufen? Kiffen? Zeittotschlagen?“
Yep.
„Aber das kann nicht alles sein!“, schreit sie verzweifelt und drückt mir ihre rotlackierten Krallen in die Schultern.
Ich habs ihr schon so oft erklärt. Für mich gibt es nur zwei Alternativen:
Die Erste: ein Leben führen, das eigentlich einem langen qualvollen Tod im Folterkerker gleicht – erfüllt von seelischem Schmerz, ohne Freude, ohne Inhalt.
Die Zweite: ein Leben im Suff – der Folterkerker wird zur Wohnung, der seelische Schmerz zu körperlicher Liebe, das Fehlen der Freude zu Alkoholkoma, die Leere zu Purple Haze.
Nach diesem Gespräch gestern, blickte die Nachbarin auf das Ettiket der Flasche Samos, schüttelte den Kopf und seufzte: „Ach Gott, du bist mein kleiner Vin Dousel.“ Angeblich gibts einen Schauspieler, der so ähnlich heißt.

In diesem Sinne aas ich:
1 Flasche Samos – Vin Doux

Die Wand aus Taiwan im Clo oder auch vielleicht Thailand

So sieht die Wand im Clo aus in dem Haus, in dem ich heute gearbeitet habe. Ich war sehr oft und ausgiebig dort, um mir ganz genau das Muster anzusehen. Ich brauchte das einfach, um die schrecklichen Dinge, die mir heute widerfahren sind, zu verarbeiten. Ich habe heute soviele Leute von früher getroffen, daß mir richtig schlecht wurde. Zuviel an sozialem Streß tut mir nicht gut.

Der eine war ein alter Kollege aus der Anstalt für auf Grund Gehirnparasiten Amputierte (Ja, ich gebs zu – ich hab keins mehr). Er hat mir erzählt, daß er in Taiwan war und sich zum Terroristen ausbilden ließ (dort ist es nämlich am billigsten), um dann in Amerika das große Geld zu machen. Sein Plan ging auf und er kehrte vor einigen Wochen als reicher Mann zurück. Wir waren in einem Taiwanlokal essen. Er hat mich zwar nicht direkt dazu gezwungen, aber er hatte am ganzen Körper ziemlich seltsame Ausbeulungen und ich bin mir sicher, daß er mit Sprengstoff vollgestopft war.

Der andere war früher ein Kampfsportler. Jung und athletisch. Heute ist er nur mehr ein Schatten seiner selbst. Ausgelaugt, versoffen, von Drogen zwar kreativer, aber leider auch etwas unterbelichteter und er steckt sich nun Metallteile mit Widerhaken unter die Haut, um seinen seelischen Schmerz mit körperlichem zu ersticken.

Und ob du es glaubst oder nicht, aß ich heute:
1 Ich-weiß-nicht-was-es-ist aus Taiwan…. oder wars doch Thailand?

Das war mir einfach zu viel. Ich muß aufs Clo zur Wand……