Muttern und Nachbarin

Muttern freute sich natürlich über den Schnaps und die Stange Falk, die ich ihr mitbrachte, sehr!
„Schön, daß du jedes Jahr an den Schnaps denkst!“, sagte sie. Ich hätte mich fast verplappert und gesagt: „Och, an Schnaps denke ich eigentlich sehr oft.“
Während wir ein paar Stamperl leerten, quälte sie mich wieder mit der alten Geschichte von Enkelkindern und Ehe. Ich sagte ihr, daß sie das endgültig vergessen könne, denn ich wäre jetzt zu Höherem bestimmt. Ich sei für viele Menschen in der großen abartigen Stadt so etwas wie ein Heiliger! Ich zeigte ihr ein Foto und erzählte, meine Jünger würden schon meine Heiligsprechung im Vatikan organisieren. Sie saß mit offenem Mund regungslos da und sah mich an – ich fühlte zur Sicherheit Mutters Puls.
Ich war jedenfalls gerade so mit meinem Evangelium in Fahrt, als die dumme Kuh von Nachbarin mit ihren Zweicentimeterfingernägeln ans Fenster trommelte und andeutete, zu uns ins Haus zu kommen. Wie ein Pelikan kam sie kurz darauf durch den Flur gestelzt – sie hatte mit ihren rosa Highheels ein Stück Hundescheiße aufgespießt – und versuchte sich eine Zigarette anzuzünden. Ich kontrollierte nochmals den Puls meiner Mutter und dann auch meinen.

Ich esse – an das traurige Ende denkend:
1 EKG
1 Apferl

6 Gedanken zu „Muttern und Nachbarin“

  1. du musst das mit feingefühl angehen, wenn du jemanden
    verrätst, dass du ein heiliger bist.
    und ausserdem: wenn du das den falschen erzählst,
    könntest du möglicherweise am kreuz oder am
    scheiterhaufen landen…

Dein Senf

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