Naturheilmittel Alkohol

Apropos Muttertag! Bin in die Berge gefahren. In meine alte Heimat.

Die alte Heimat war für mich immer die Konstante, die sich nicht ändert. Der Fixpunkt in meinem Leben. Der Verzweifelung nah, fuhr ich oft dorthin, um wieder Hoffnung für die Menschheit zu schöpfen. Solange diese meine Welt sich nicht änderte, würde auch diese andere Welt sich jederzeit wieder zurückwenden können, um nochmal von kurz vorher zu beginnen und einen besseren Weg einzuschlagen.
Seit ich mich erinnern kann, blieb dort alles gleich. Wie bei einer von einem künstlerisch begabten Menschen gestalteten Modelleisenbahn. Die Welt erstarrt in Perfektion und Harmonie. Die Leute, die auf der Strasse stehen und tratschen, die undurchdringlichen Wälder, der allmächtige Berg, der den Himmel verdeckt, die immerblühenden Wiesen, das unbeachtete Kriegerdenkmal, der verfallene Friedhof, die alte, grantige Nazinachbarin und die liebe Mutter.
Doch das ist vorbei. Mutter hat mich nicht erkannt und die Bäume sind auch weg. Die Gegend sieht aus, wie eine kahle Schädeldecke, die durch plötzliche Krankheit alle Haare verloren hat. Der Berg, nicht mehr ist er drohend und mächtig. Der ähnelt jetzt eher einem rachitischen Leprakranken mit Trichterbrust und Hängeschultern. Aus ist es mit dem Fixstern meiner Gedanken, die Welt kann nicht mehr zurück und ich auch nicht. Auf nimmer Wiedersehen.

Ich aas:
1 Brot
1 Topfen
1 Käse
1 Rest des Bieres und Weines von vorgestern – Alkohol, der letzte Halt in meinem Leben

Brauner Matsch und blauer Schimmel

Der Nebel des Wochenendes lichtet sich. Mein Blick wird klarer, das Gehirn ist wieder fähig, visuelle Reize zu verarbeiten – mit den anderen fünf Sinnen harperts noch. Mir gehts wie dem Blinden, der durch Jesus geheilt, plötzlich wieder sehen kann. Doch was ich sehe, ist nicht schön:

Ein Apfel mit brauner Druckstelle! Mir gehts jetzt so, als würde ich einen Nazi vor mir stehen haben. Er zeigt sich irgendwie unapettitlich, das Gehirn ist nur brauner Matsch und wenn man ihn aus der Nähe betrachtet, sieht er wie ein Arschloch aus.

Trotzdem aas ich:
1 Apferl (nach erfolgreicher Entnazifizierung)
1 Brot
1 Schimmelkäse (der Schimmel ist blau – um keinen Deut besser)