Salziges Verlangen über Harmagedon

Mir ist das Blut übers Gesicht geronnen. Warm und friedlich hat es sich angefühlt. Ich kann das nur empfehlen. Den ganzen Sonntag zehrte ich von dieser einmaligen Erfahrung.
Nein, nein, Grund war diesesmal keine verlorene Schlägerei, nein, es war vielmehr ein seltsames Verlangen nach mehr Geschmack. Normalerweise ist es mir ja scheißegal, wie das Essen schmeckt (ich will nur schnell und einfach satt werden), aber gestern kam es mir so vor, als müßte ich unbedingt Salz aufs Brot streuen. Und genau das wurde mir zum Verhängnis.
Das Salz, und vielleicht auch andere Gewürze, liegen bei mir in dem Regalfach, in das ich alles reinstopfe, was ich nicht mehr sehen will oder ohnehin nie brauche. Ich weiß nicht, warum in diesem Regal auch ein Hammer lag. Jedenfalls war es genau der Hammer, die mir auf die Schädeldecke knallte, als ich den verfluchten Salzstreuer mit einem schnellen Ruck aus dem ganzen Krempel hervorziehen wollte.
Ich genoß das Gefühl der Benommenheit, die vielen kleinen leuchtenden Ufos, die um meinen Kopf schwirrten, die Süße des Blutes, den schönen Farbkontrast am weißen Hemd. Mein erster Gedanke war: „Schade, dass hier kein Schnee liegt.“ Ich zog mir das weiße Hemd aus der Hose und wischte mir das Blut vom Gesicht. Mäßiger Erfolg nur, das Hemd saugte nur wenig Blut auf. So wankte ich zur Nachbarin hinauf, um mit ihr die Stunde meines Blutes mit ihr zu teilen. Unglaublich! Mit ihrem Badezimmerschrank könnte meine Nachbarin selbst all die Milliarden von Verwundeten der letzten Schlacht auf der Ebene von Harmagedon erstversorgen.

Ich aas:
1 Plastik mit Pikanwurst
1 Plastik mit Käse
1 Kronprinz Rudolf, der selbst den Tag des jüngsten Gerichts überdauern wird