Guter Hoffnung

Seit ungefähr acht Monaten warte ich auf die Niederkunft des Einen, des Reinen, des Besten aller. Wann wird es soweit sein? Ich beginne mir langsam Sorgen zu machen.

Ich spreche von Rudolf. Von Rudolf, dem Kronprinzen. WANN, in Gottes Namen, wird es endlich wieder Kronprinz Rudolf Äpfel zu kaufen geben? Tag für Tag schaue ich bei Billa in der sonst so ungeliebten Obstabteilung – auf der Suche nach Rudolf. Doch stets vergebens. WO BIST DU?

Ich esse in freudiger Erwartung:
1 EKG
1 Apfel Gala irgendwas – bloß ein matter Abklatsch eines Apfels!

Das kleine Fläschchen, das du da im Hintergrund siehst – neben der allmächtigen Kaffeebechersammlung -, begleitet mich nun schon längere Zeit hier im Rattenloch. Ob ich ihr Name und Status geben soll? So wie einst Lola und Lili? Ich bin mir noch nicht sicher….

Kunststoffessssen

Erfahren Sie hier, wie mich eine wüste Mutter zwingt, Plastik zu essen.

Liebe und wüste Mutter!

Ich habe deinen Vorschlag beherzigt.
Nachdem ich einen Billaangestellten gefragt habe, welches Produkt zur Zeit der Wagentaste 17 zugeordnet ist, und es sich dann herausgestellt hat, daß er gar kein Billaangstellter ist, habe ich die Suche, die unnatürlich lange gedauert hat, begonnen. Von links nach rechts. Zwischendurch habe ich immer wieder vergessen, was ich eigentlich suche, und mußte meine abenteuerliche Reise von vorne starten. Zu sehr lenkten mich kuriose Obst- und Gemüsesorten ab, die wie Meereslebewesen aussahen.
Aber letztendlich war ich doch erfolgreich. Ich habe die Nummer 17 gefunden: ein Granny Smith Apfel. Er sieht irgendwie zu sehr nach Plastik aus, um ihn zu essen. Ich glaube, daß ich meine Kaffeebechersammlung damit verzieren werde – so eine Art Stilleben könnte es werden.

Ich esse:
1 Semmel mit Gartenpikante, Käse und Gurkerl
1 Granny Smith aus Plastik
1 Apfel aus Neuseeland, den ich unterwegs einem Schulkind gestohlen habe

Das photographische Kunstwerk:

PS: welche Nummer soll ich morgen essen?

Gebt es mir mit dem Elektroschocker

Ich versuche gerade, meine Kaffeebechersucht zu überwinden. Seit 5 Tagen habe ich keinen Kaffee mehr getrunken. Dazu noch die Zeitumstellung und diese seltsame Sonne. Ich bin wie betäubt. Und die Menschen nutzen meine Wehrlosigkeit aus. Sie beschimpfen mich und trampeln auf mir herum – in der Strassenbahn hat mir sogar jemand seinen Rucksack ins Gesicht gewuchtet.
Aber macht nur. Ohne Impulse von außen hätte ich wahrscheinlich schon aufs Atmen vergessen und den Löffel abgegeben.

Ich esse zwischen den übrigen Kaffeebechern, die ich jetzt sorgfältig sortiert habe:
2 Stangen Irgendwas mit Wurst, Käse und Gurkerl
0 Kronprinz Rudolf Äpfel