Multipler Boykott

Lieber Leser!
Deine multiple Persönlichkeitsstörung wird schlimmer: ich begrüße Christina, Schirrmi, hajonnes und Johannes!
Um dich davon zu kurieren, damit du und deine Persönlichkeiten wieder ins Nirvana verschwinden, möchte ich ein drittes Mal boykottieren – das taugt mir grade so! Und zwar das, was dir scheinbar so unendlich wichtig ist: deinen wertlosen Nachkriegs-Way-of-Life!
Es geschah irgendwann im Herbst, als ich bei Freunden in einem niederösterreichischen Kuhdorf gastierte und an einem schönen Abend mich auf einer Anhöhe erging. Ich war früher schon einmal hier. Saftige Wiesen, die sich sanft im Winde wanden, bis zum Dorf hinunter… sie waren weg! Statt dessen ein neuer Ortsteil voll mit Neubauten junger Familien… aber etwas stimmte hier nicht! All das hätte man auch vor fünfzig, sechzig Jahre genaus so gebaut! Konnte das wahr sein? Hatten wir denn NICHTS dazugelernt? Noch immer viel zu große Häuser, noch immer riesige Garagen, noch immer Rasen, der gemäht und gegossen werden muss, Gärten mit Pflanzen, die Unmengen an Wasser und Pflege brauchen! Neben jedem Haus große eckige Behälter mit Wasser versenkt! Unmengen davon! Zum Schwimmen!
Und die süßen Gemüsegärten! Putzig. Damit wir sagen können, dass wir so gesund und nachhaltig leben, wenn wir dreimal pro Jahr Grünzeug aus dem eigenen Garten essen können! Und deswegen leben wir ja auch am Ortsrand, weil wir wollen ja unsere wertvolle Natur genießen können! Zersiedelung? Schauen wir weg!
Ja, wir müssen dann eben mit zwei Autos jeder allein zur Arbeit und zum Einkauf fahren – nein, geht leider nicht anders, weil mit x Kindern haben wir für etwas anderes leeeeeiiiiiideeeeerrrr keine Zeit!
Und damit der Kitsch perfekt ist, nehmen wir uns auch noch einen Hund, damit wir genau das sind, was sich auch schon unsere Großeltern für unsere Eltern gewünscht haben. Was sie uns eingetrichtert haben. Pflanz dich fort! Bau ein Haus auf Kredit, liebe dein Auto wie auch deinen Griller, flieg in den Urlaub, mach den ganzen Scheiß genau wie wir! Die Bilderbuchfamilie! Dann können wir in unseren hässlichen Gärten beim Griller stehen, mit den noch hässlicheren Nachbarn und besprechen, was man nicht für einen Stress hat, mit dem Haus, dem Garten, dem Hund, den Kindern, der Arbeit, und uns so richtig erwachsen fühlen, weil wir alles nach Plan machen. Und der mit dem größten Haus und den meisten Kindern ist der Leithammel… aber wir fliegen im Sommer eh zur Erholung in den Süden und im Winter gehen wir Schifahren. Was für ein perfektes Leben!
Und im Ortszentrum? Da leben die Alten, die genauso gedacht haben. Aber schade: die alten Witwen jetzt, die in viel zu großen Häusern auf viel zu großen Grundstücken alleine dahinvegetieren… was will man machen. Die Kinder sind halt weg. Man hätte gedacht, dass alle im Haus wohnen bleiben.
Ist das nur in Niederösterreich so? Wo die eine Partei, die von allen gewählt wird, Affen nominieren kann und diese dann automatisch Bürgermeister werden? Diese Affen, die ohne Visionen für die nächsten fünfzig Jahre nur bis zur Gemeindegrenze denken können. (Entschuldigung, ihr wirklichen Affen) Denn auch: wenn der Nachbarort ein Gemeindezentrum hat, brauchen wir unbedingt auch eines! Ist ja wurscht, wenn dann beide keiner nutzt und wie kommen wir dazu, dass wir ein einziges für das ganze Tal bauen!?

Passt. Nun habe ich so ziemlich alles beleidigt, was du liebst: Fussball, Weihnachten und dein armseliges Dasein. Lebwohl!

Ich aas:
Knoblauch mit Zucker?

Mein Mittagessen?



Was die letzte Woche passiert ist

Vor einer Woche rief mich der Anstaltschef an:
„Matla. Es kommen Russen nach Wien, die mit uns zusammenarbeiten werden. Und Sie werden mit ihnen einen Woche verbringen.“
„Und was soll das bringen?“
„Sie werden die Russen einfach bei Laune halten, zeigen ihnen ein bißchen die Gegend und treiben Blödsinn mit ihnen. Alles klar?“
„Naja.“
„Und zwar werden Sie das im Waldviertel tun. Eine Woche lang.“
„Im Waldviertel? Warum dort? Dort ist nichts.“
„Eben, Matla. Ich erinnere mich daran, wie Sie vor ein paar Jahren mit den Rumänen in Wien ein Lokal auseinandergenommen haben und es zu mehreren Polizeieinsätzen gekommen ist. Im Waldviertel kann nichts passieren.“
Grins.
„Ich schicke Ihnen die Adresse unseres Kontaktmannes im Waldviertel. Ich verlasse mich auf Sie, Matla.“

Gleich am Montag holte ich die Russen von einer kleinen Pension in einem waldviertler Kuhdorf ab. Vier Typen und eine Frau. Die ganze Sache lief ein bißchen zögerlich an. Ich hatte keinen Plan, die Russen waren mir auch nicht sonderlich sympathisch und so fuhr ich mit ihnen ein Stück auf einen Wald zu… sieht ohnehin eins wie das andere aus dort oben. Da standen wir dann eine Weile am Waldrand herum und tauschten ein paar Tschick aus. Etwas Schwung kam in den Vormittag erst als ich mit dem Firmenwagen über eine Wiese bretterte, weil ich einer Wildsau ausweichen musste. Ich sagte: „Nastrovje.“ Die Russen lachten und einer holte seinen Flachmann hervor. Und ich zeigte ihm meinen. „Nastrovje“. So fuhren wir ein bißchen im Kreis, leerten alle Flachmänner.
Danach suchten wir in schon besserer Stimmung den Kontaktmann im Waldviertel. Er wartete in einem leeren Wirtshaus auf uns – ein Umstandsmeier, ziemlich steif – und begann mit einer Willkommensrede. Die Russen und ich sahen uns fragend an… sie verstanden kein Deutsch und ich hatte keinen Bock auf den Stuss. Der Kontaktmann hörte irgendwann zu reden auf, wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht und bestellte für jeden ein Stamperl Schnaps. Unter den Russen begann eine erregte Diskussion, der Kontaktmann wurde nervös. Mir war sofort klar, was los war, kannte das noch von den Rumänen. Ich schob den Kontaktmann zur Seite und sagte zum Wirt: „He Typ! Lass die Stamperl lieber verschwinden und rück‘ normale Gläser raus. Die Russen glauben sonst, du willst uns verarschen!“
Als der Schnaps in Viertellitergläsern ausgeschenkt und ausgetrunken worden war, waren alle kulturellen Schwierigkeiten überwunden… und ich muss sagen, letztendlich entwickelte sich das Ganze doch noch zu einer respektablen Woche. Ich weiß zwar nicht mehr ganz genau, was alles geschehen ist, aber ein paar Erinnerungsfetzen sind geblieben.
Wie wir zum Beispiel auf irgendeiner Kegelbahn gelandet waren… wo wir den Kontaktmann zuletzt gesehen haben. Er ist dort umgekippt. Die Russen sorgten sich sehr, aber ich gab ihnen zu verstehen, dass der einfach besoffen war. Sie machten entschuldigende Gesten, es war ihnen nicht klar, dass Alkohol solche Nebenwirkungen hervorrufen konnte.
Oder wie ein Traktor den Firmenwagen aus einem Bach zog, während die Russin einem fetten Tubaspieler ihre Titten ins Gesicht drückte… tut mir leid, aber ich weiß beim besten Willen nicht, wie wir zu dem Tubaspieler gekommen sind.
Einmal – es ist nur eine sehr vage Erinnerung – hockten wir bei einem Tierarzt, der dem kleinen Russen eine Schnittwunde im Gesicht nähte. Lustigerweise hielt einer dem Tierarzt eine Knarre an den Kopf, während er mit einer Frau im Dirndl herumschmuste.
Später waren wir, glaub‘ ich, bei der Polizei – alles nur ein Mißverständnis, er spielt gerne Tuba usw.

Ich aas – und bin froh, dass ich wieder daham bin:
1 Brot
2,3 Krakauer
1 Käse
1 Kren

Törnbericht Kykladen 2009 – Teil VIII – Fickpuppen und Steinhaufen

>> zum Anfang dieses Törnberichts

In dieser Nacht streunten wir noch etwas in Mykonos herum. Scheiße diese Stadt, wenns finster wird. Sieht aus wie ein Kuhdorf aus weißen Puppenhäusern, kitschig beleuchtet. Die Leute, die dort herumrennen, sehen auch wie die Puppen aus. Wie stumme Fickpuppen.

5. Tag Mykonos – Naxos:
Ich erwachte. In meiner Kajüte. Oje. Neben mir die Nachbarin, die nun selbst wie eine Fickpuppe dalag. Ihr Kopf hing nach hinten von der Koje, ihr Mund war weit geöffnet, anscheinend hatte sie eine völlig verstopfte Nase. Als ich das verkrustete Zeug in ihrem Gesicht sah, war mir klar warum. Oh Mann, was war ich besoffen, ich erinnerte mich an nichts.
Ich kroch aus dem Bett, zog mir irgendwas über und beseitigte alle Beweise meiner Anwesenheit in diesem Raum. Danach kletterte ich an Deck, um Aurora zu begrüßen. Zwei Crewmitglieder lagen herum. Einer schnarchte wie eine Wildsau, der andere wachte gerade auf und kratzte sich die Eier. Um ihn schneller in den Wachzustand zu bringen, stieß ich ihn mit einem Tritt von seiner Sitzbank und sagte: „Legen wir ab, Alter.“
Er wolle noch duschen, warf er ein.
„Hier in Griechenland? Was? Gibt es Duschen in der Marina?“, staunte ich.
Ja, sie wären gestern duschen gewesen und das sogar kostenlos.
„Also gut. Ihr habt eine Stunde. Ich verzieh mich derweilen ins Kafenion.“, sagte ich und schlapfte davon.
Wie bereits gesagt. Geldgierig sind sie nicht, die Griechen, aber auch nicht zuverlässig. Es stellte sich heraus, daß die angeschlagenen Öffnungszeiten der Duschen nicht so genaugenommen wurden.
Und tatsächlich legten wir etwas mehr als eine Stunde später ab. Unter den Argusaugen meiner Mutter. Sie hatte schon die restliche Crew geweckt, Befehle verteilt und Ordnung hergestellt.
Mittags wollten wir zwischen Delos und Rinia ankern, um den geschichtsinteressierten Seefahrern die Möglichkeit zu bieten, den antiken Steinhaufen von Delos zu besichtigen.

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Spät ists und ich aas mittags:
1 Brot
2 Gurkerl
1 Paprika
1 Käse aus dem Hause Geheimrat
1 Topfen

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