Naturheilmittel Alkohol

Apropos Muttertag! Bin in die Berge gefahren. In meine alte Heimat.

Die alte Heimat war für mich immer die Konstante, die sich nicht ändert. Der Fixpunkt in meinem Leben. Der Verzweifelung nah, fuhr ich oft dorthin, um wieder Hoffnung für die Menschheit zu schöpfen. Solange diese meine Welt sich nicht änderte, würde auch diese andere Welt sich jederzeit wieder zurückwenden können, um nochmal von kurz vorher zu beginnen und einen besseren Weg einzuschlagen.
Seit ich mich erinnern kann, blieb dort alles gleich. Wie bei einer von einem künstlerisch begabten Menschen gestalteten Modelleisenbahn. Die Welt erstarrt in Perfektion und Harmonie. Die Leute, die auf der Strasse stehen und tratschen, die undurchdringlichen Wälder, der allmächtige Berg, der den Himmel verdeckt, die immerblühenden Wiesen, das unbeachtete Kriegerdenkmal, der verfallene Friedhof, die alte, grantige Nazinachbarin und die liebe Mutter.
Doch das ist vorbei. Mutter hat mich nicht erkannt und die Bäume sind auch weg. Die Gegend sieht aus, wie eine kahle Schädeldecke, die durch plötzliche Krankheit alle Haare verloren hat. Der Berg, nicht mehr ist er drohend und mächtig. Der ähnelt jetzt eher einem rachitischen Leprakranken mit Trichterbrust und Hängeschultern. Aus ist es mit dem Fixstern meiner Gedanken, die Welt kann nicht mehr zurück und ich auch nicht. Auf nimmer Wiedersehen.

Ich aas:
1 Brot
1 Topfen
1 Käse
1 Rest des Bieres und Weines von vorgestern – Alkohol, der letzte Halt in meinem Leben

Erstarrt auf der Modellbaumesse

Sorry, daß ich mich gestern nicht gemeldet habe, aber erstens kannst du mich sowieso einmal und zweitens bin ich grade erst von der Modellbaumesse zurückgekehrt. Jaja. Ich war zum erstenmal dort, wollte auch einmal sehen, was das soll, und hatte einen Nervenzusammenbruch. Es war eine Modelleisenbahnstrecke aufgebaut, die die Mariazellerbahn darstellte. MEIN GOTT, war das schön! Ich mußte plötzlich bitterlichst zu weinen beginnen! Ich habe noch nie etwas schöneres gesehen. Diese Modellbahn! Grüne Wiesen, friedliche Menschen, die Rehlein, die im Walde herumstehen, kristallklare Flüsse und alles rund um die technisch perfekte Eisenbahn! Was für eine Idylle! Was für ein Harmonie! Die Welt erstarrt in einem vollkommenen Augenblick! Der Bäcker bäckt, der Holzhacker hackt, die Autos stehen vor einem Schranken! Eine perfekte Welt im Stillstand! Ich stellte mir vor, wie in einem der lieben Häuschen, ein junger Mann, in seinen besten Jahren, schlank, reich und schön, sitzt und sich grinsend Geschichten über ein fettes asoziales Arschloch ausdenkt und die in einem Misthaufenblog niederschreibt – erstarrt in seinem glücklichsten Moment. Stellte mir vor, wie _susi, desertmum, judith, sie, Täufer, PeZ und all die anderen in seltsam verrenkten Posen, sich auf die Schenkel klopfend, sich auf den Kopf greifend oder nasenbohrend, krumm vor Lachen in ihre Bildschirme schauen.

Und mit diesen Gedanken im Schädel habe ich mit Gleichgesinnten, die ich auf der Modellbaumesse kennengelernt habe, eine Sauftour unternommen, um diese Welt schöner werden zu lassen.
Und sowas dauert bei mir manchmal länger. So bin ich gestern zum Herrn der Kugelschreiber gewankt und habe mich dort ausgeschlafen – er hat mir mittags das Katerfrühstück ans Sterbebett gebracht und mich gefüttert.
Dann gings weiter, saufen, saufen, saufen und jetzt bin ich gleich ins Rattenloch gefahren, um mich hier vormittags ein bißchen auszupennen.
Wir hören uns in ein paar Stunden, wenn das Mittagessen ruft.

Mit seligen Grüßen aus der Ewigkeit:
1 Glas Fischdinger, die Kraut umwickeln in scharfer Sauce
1 Semmerl
2 Äpfel Kronprinz Rudolf, wegen denen ich peinlicherweise dann kotzen mußte
1 Cola