Verhackertes im Frühling

Wie die letzten Zuckungen einer dem Untergang geweihten Sonne quetschten sich ein paar jämmerliche Strahlen durch die düsteren Wolken, als ich die staubige Strasse entlang ging. Ein ausgehungerter Vogel saß frierend auf einem dürren Ast und pfiff mir das Lied vom Tod. Heulend fuhr ein eisiger Wind mir durchs knackende Gebein. Der alte Bäcker kam mir entgegen, er grinste wie ein auf Aas lauernder Geier, sein Goldzahn blendete mich. „Grüß Gott!“, rief er und dachte sich: „Der Teufel soll dich holen.“
Ja, heute türmen sich die Häuserfronten bedrohlicher und enger denn je neben mir auf. Der Feinstaub des scheintoten Winters frißt sich durch meine Lungenflügel, auf der mühevollen Suche nach saftigen, gesunden Zellen – ich versuche mit den kläglichen Resten der ausgebrannten Tschick zu retten, was zu retten noch ist. Bei jedem Windstoß verliere ich einen Büschel Haare, Tränen sind das einzig Lebendige in meinem Gesicht. Ich kann nicht anders, ich denke an zerhackte Leiber, überfahrene Frösche, blutige Leichen, abgehackte Köpfe und zuckende Gedärme. Der Frühling wird sie nicht retten.

Ich aas:

Schnee in Reinform

Das Erwachen am Sonntag war nicht so gut. Wieder Neuschnee. Das kann man sich nicht gefallenlassen. Will man sich denn ewig von der Wettermaschine auf den Kopf sch…neinen lassen? Plop – ein paar Notfalltropfen eingenommen und den Föhn aus dem Badezimmerbereich unter der Küchenarbeitsplatte geholt.
Ich mußte ein Zeichen setzen, quasi einen symbolischen Akt: ich tötete Schnee mit Föhn – am Fensterbrett. Der Nachbar von gegenüber holte sich gerade mit einem Zahnstocher das Frühstück aus den Zähnen und beobachtete mich interessiert.
Ich ließ es bald bleiben, denn ich erinnerte mich plötzlich, was unter dem Schnee lauert. Die Stadt und ihre dicke Schicht aus Feinstaub und Taubenkacke.

Ich esse:
2 Semmeln mit Extrawurst, Gouda und Essiggurkerln

Das ist Mittagessen in Reinform!