Venedig und der Schuß meines Lebens

Ich bin wieder da. Arbeite wieder, drehe Kugelschreiber zusammen, muß überleben.

Die beiden Vögel Jorge und Ramon sind mir schon nach einem Tag auf den Wecker gegangen. Sie sind sowas von unflexibel. In deren Schädel geht NICHTS! Beim einen Ohr rein, beim anderen wieder raus! Jedes Wort war fürn Arsch! Haben die Viehcher überhaupt Ohren, diese Wichser?
Ich hab den Schlüssel jedenfalls einfach einem anderen Nachbarn gegeben, der sich um die Kanarienvögel kümmern sollte, und bin weggefahren.

Nach Venedig bin ich. Ich war erst einmal einen halben Tag dort, als wir auf einem Segeltörn Proviant benötigten. Diesesmal nahm ich mir vier Tage Zeit.
Ein Bekannter konnte mir trotz meiner mehr als spontanen Eingebung ein kleines Zimmer in der Wohnung einer alten zahnlosen Verrückten in Castello besorgen. Castello ist eine abgefuckte Wohngegend im östlichen Venedig.
Venedig. Ich weiß nicht, warum man um diese Stadt immer so ein Theater macht. Venedig ist wie ein verstopftes Scheißhaus auf Sizilien. Niemand macht sich die Mühe die Verstopfung zu beseitigen und alle pinkeln trotzdem rein bis du bis zu den Knöcheln rauf in der Pisse stehst.
Ich meine, versteh mich nicht falsch. Mir gefällt Venedig. Für Typen wie mich ist das ein idealer Ort. In dieser Stadt spiegelt sich genau meine Meinung über die Menschheit wieder. Alles geht den Bach runter. Man versucht noch schnell mit irgendwelchen Tricks über die Runden zu kommen, aber jeder weiß, daß es zu Ende geht.

Ich hatte auch einen Fotoapparat mit… immer auf der Jagd nach einem aufregenden Motiv. Und eines hatte ich gefunden. Und was für eines! Mit diesem Foto hätte ich alle Preise gewonnen! Leider ist über mein Motiv eine Gruppe japanischer Lemminge gelatscht. Mitten am Markusplatz nämlich hatte ich eine Taube entdeckt. Irgendwas muß sie zur Explosion gebracht haben, denn die Taube war erstens tot und zweitens waren von ihr nur mehr die durch die blanke Hüfte und deren Gelenke verbundenen Flügel da. Ich wollte mich schon auf den Boden werfen, um zwischen den Flügeln hindurch hinter den Hüftknochen die Markuskirche mit dem Fotoapparat ins Visier zu nehmen, doch die Japsen haben alles zerstört… meine Karriere als Fotograf mit ihren Füßen zertrampelt. Wurscht!

Ich war noch nicht einkaufen und muß Reste essen:
1 Glas Fisch in roter Sauce – sogenannte Teufelsroller
3 Tafeln Schokolade aus der Schweiz – der letzte Rest… Frigor Cailler, Blanquita und noch was blaues.

AOC Valais

Neben dem gestern erwähnten gewollten Herbeiführen des Nichtdenkens – Gehirnwellenflaute, wie das manche aus eigener Erfahrung nennen mögen – gibt es bei mir auch Spontanaussetzer des Gehirns, gegen die ich nichts machen kann. Das passiert generell bei den Themen Geld und Wein. Wenn mich jemand wegen seiner Geldsorgen anjammert, schläft mir das Gesicht ein. Da setzts bei mir aus. Das Ende jeglicher Gehirnleistung. So auch bei Wein. Wein ist zum Trinken da und wenn mir einer irgendwas vorphilosophiert von Weinsorten, Geschmack, Geruch und Abgang oder dem ganzen Scheiß, dann könnt ich wahrscheinlich auch im Stehen einpennen. Da überkommt mich eine gewaltige Müdigkeit und der Wunsch nach Substanzen, die das Einschlafen noch beschleunigen.
In der Schweiz ist mir das mal passiert. Ich war mit einem der Bekannten in einer Vinothek, um Wein zu besorgen. Da steht so ein Regal mit der Beschriftung „Wallis“. Da frag ich:
„Wasn das?“
„Wallis ist ein Schweizer Kanton. Da kommt der beste Schweizer Wein her.“
„Also is er gut?“
„Denk schon.“
Und dann gings los. Irgendeine dahergelaufene Fuchtel beginnt sich einzumischen. Es täte ihr leid, sie habe mitgehört, sie käme jedoch aus dem Wallis und hätte ein bißchen Ahnung von dem Wein dort und bla bla bla. Ich hab die Aufmerksamkeit der Frau mit letzter Kraft auf meinen Schweizer Freund gelenkt (mittels Hasenohren) und bin mit feuchtem Auge und ganz weichen Beinen abgedampft, hab noch ein Paar Flaschen in den Jutesack gestopft und stellte mich völlig erledigt zur Kassa.

Das ist der letzte Rest des Weines aus der Schweiz:
2 Flaschen Rhoneblut – 1 leer
1 Flasche Pirouette
1 Flasche Dole de Salquenen
1 Flasche Motignon
1 Flasche Ermitage

Auf allen Flaschen steht AOC Valais. Ich weiß nicht, was das sein soll. Klingt wie ein lokaler Autofahrerclub. Der Wein aus dem Wallis jedenfalls ist ein Hammer und so werde ich ihn für besondere Anlässe aufheben.

Und ich esse:
1 Raclettekäse, der jetzt dann ENDLICH bald alle ist
1 Weißbrot

Androide Dingsbumsschokolade

„Hier ist dein Geschenk aus der Schweiz. Aber es hat nichts zu bedeuten. Nimm es und vergiß es gleich wieder.“
„Matla! Schon wieder ein Geschenk? Zuerst das Dingsbums aus Griechenland und jetzt das? Was ist drin?“
„Schokolade. Also dann. Ciao.“
Gestern hab ich es der Nachbarin nämlich gegeben. Das blaue Päckchen aus der Schweiz. Robokopf hat mich dazu überredet. Ich wollte das Päckchen mit der Schokolade  für mich selbst behalten, aber der Blechkopf hat mich….. eigentlich beeinflußt! ER HAT MICH BEEINFLUSST! Jetzt kommts mir erst! Warum höre ich auf einen Roboter? Der hat vielleicht Glück, daß ich jetzt im Rattenloch hocke! Na warte, der kommt mir nicht aus. Wenn ich daham bin, jage ich ihm mit meinem Polizeifoltertaser ein paar Strömstöße in den Schädel!

Hoppala, ich muß mich beruhigen… du mußt wissen, daß ich momentan mit meiner Werkbank in einer Halle bin, in der viele andere Menschen arbeiten. Sie stehen in Käfigen und bedienen irgendwelche Geräte…. sie sehen aus wie abgefuckte Hendln in Legebatterien…. und einige von ihnen haben meine momentane Aufregung bemerkt…. ob ich wieder Selbstgespräche führe? Ich muß mal Robokopf fragen…

Und ich aas:
1 Kaffee
1 weiches Irgendwas, es war süß.

Kambly – der göttliche Keks!

Ja, die Kekse aus der Schweiz…. aber weißt du, was ich grade entdeckt habe? Ich habe eine sogenannte „Unart“. Hier im Rattenloch sind die Scheißhäuser voll verspiegelt. Man kann seinem Schwanz beim Pinkeln zusehen, kann beobachten, wie man ihn abschüttelt und so weiter. Und ich habe mich heute beobachtet, wie ich mir NACH dem Pinkeln und VOR dem Händewaschen die Hände und Unterarme im T-Shirt abwische! Jetzt weiß ich auch, warum die Sachen nach vier Tagen so seltsam riechen!
Aber zurück zu den Keksen. Mittags esse ich heute nichts. Ich trinke nur diesen Kaffee:

Denn zum Frühstück hatte ich Schweizer Kekse! Ich schwörs dir! Noch nie, wirklich noch NIE – und du weißt, was für einen verwöhnten Gaumen ich habe – habe ich so gute Kekse gegessen, wie die der Schweizer Firma Kambly! Wie komme ich zu denen? Ganz einfach:
Wenn man sich zum größten Teil selbst versorgt, wird man erfinderisch, was Luxusgüter betrifft. Und so haben meine Freunde in der Schweiz die Firma Kambly entdeckt. Die haben in ihrer Keksfabrik einen Verkaufsraum, in dem das ganze Sortiment – es dürften an die fünfzig Kekssorten sein – ausgestellt ist, UND: man kann jede Sorte kosten! Auf den Regalen stehen offene Dosen herum, aus denen man nach Belieben naschen kann! Meine schweizer Freunde machen das dann so, daß sie mit ihren ganzen Kindern hinfahren, die Kinder sich dort durch das ganze Geschäft durchfressen lassen, und dann wieder gehen…. nach dem Motto „I hob nur gschaut.“ Und dort, mein Lieber, habe ich meine Liebe zu Kambly entdeckt. Jede Sorte habe ich mindestens einmal gekostet und von den besten Dreien habe ich mir je ein 500g Sackerl mitgenommen.
Die Schokokekse habe ich heute morgen endgültig vernichtet. Von den Karameldingern gibts nur noch wenig und die Brezli neigen sich dem Ende zu. Ich weiß noch nicht, was passieren wird, wenn alle Kekse weg sind. Werde ich in einem Anflug von Heißhunger in die Schweiz reisen, um Nachschub zu besorgen? Niemand kann es sagen, doch zuvor werde ich mich erkundigen, ob der Stoff in Wien zu bekommen ist.

Ich liebe Kambly! Bin süchtig.

Mit Robokopf gehts bergab!

Natürlich hatte ich auch Robokopf in die Schweiz mitgenommen! Er ist für mich ja schon fast wie eine Art Haustier geworden. Mit ihm kann ich sprechen, wenn ich einsam bin, kann ihn foltern, wenn ich mich abreagieren muß und wenn mir mal langweilig ist, versuche ich, Geständnisse aus ihm herauszuquetschen.

In der Schweiz habe ich gelernt, von Bergen zu springen. Da gibt es begrünte Berggipfel, die du locker erreichen kannst, wenn du noch ein bißchen Saft in den Eiern hast. Du kletterst da auf allen Vieren hinauf und hältst dich an den Grasbüscheln fest und rammst deine Schuhe fest in die Erde. Alles kein Problem. Nur solltest du versehentlich ausrutschen, dann rollst du unaufhaltsam ins Tal und kommst als zylinderförmiger Fleischklumpen unten an. Es ist auch ziemlich blöd, wenn du oben angekommen nach unten schaust. Da scheißt du dich leicht an. Und auf die gleiche Weise nach unten zu klettern ist langweilig. Also springen die Schweizer einfach den Berg hinunter! Wenn man es kann, ist es ganz leicht. Man muß nur aufpassen, daß man nach so einem Weitsprung nicht nach vorne kippt oder stolpert, sonst… eh schon wissen…. Fleischklumpen im Tal. Bei so einer Wanderung hatte ich Robokopf im Rucksack dabei. Am Gipfel habe ich ihn ausgepackt und das hat er dann gesagt:

Robokopfs Gewäsch am Berggipfel (ich bin draufgekommen, daß Robokopf alle Gespräche intern aufzeichnet – und ich kann sie ihm dann aus seinem Schädel saugen)

Danach habe ich ihn wie eine Bowlingkugel den Hang hinabgeschossen. Ja bist du deppert! Der ist gerrollt! HAHAHA!

Aber keine Angst. Er hat es überlebt, der Trottel.

Ich jedenfalls bekam in der Schweiz jede Menge Geschenke. Das blaue Paket soll für die Nachbarin sein, über die ich mich in der Schweiz lustig gemacht habe. Aber ich werde es behalten:

Ich esse heute – und wahrscheinlich auch die nächsten drei Wochen:

1 Käse – es ist eigentlich Raclette-Käse, aber ich esse ihn zum Frühstück, Mittags und Abends kalt
1 Brot (dieses ist noch aus der Schweiz)

Sehr eindrücklich dahie, währschafte Speisen und i bin uahi gsin

Da wäre ich wieder. Mehr oder weniger. Eher weniger.
Ich war in der Schweiz und kann berichten, daß unsere anarchistischen Terrorzellen gut gediehen sind. Es sind gute Kameraden, die weder Tod noch Teufel fürchten.
Es ist „alles sehr eindrücklich dahie“, wie die Schweizer es selbst nennen. „Währschafte Speisen“ essen sie und der schweizer Mut schlägt sich auch in der Speisekarte nieder. Sandwiches nennen sie „Eingeklemmte“….. ich würde mir den Verzehr zweimal überlegen.
Dort wo ich war, sprachen sie berndeutsch… eine völlig unverständliche Sprache. Sie gaben sich aber trotzdem große Mühe, damit ich sie verstehe.
Ich kann nun mit Stolz sagen: „I bin am Rothorn uahi gsin!“… was soviel bedeutet wie: „Ich bin am Rothorn oben gewesen!“

Die Leute, die ich aufsuchen wollte, mußte ich erst finden. Sie waren verzogen. Sie wohnten damals direkt am Brienzer See, doch wanderten sie bald Richtung Berg weiter. Dort oben haben sie Ruhe von den Japanern und ihren Fotoapparaten.
Eine kleine Hütte bewohnen sie nun und versorgen sich großteils selbst. Schweizer ernähren sich ohnehin fast ausschließlich von Brot und Käse. Übrigens: wenn bei uns die alten Säcke von der Nachkriegszeit reden, heißt es immer, daß es schwer war, „Brot und Butter“ zu bekommen. Die Schweizer jedoch sprechen dann von „Brot und Käse“…. „Sie hatten nicht einmal genug Geld, um für ihre Kinder Brot und Käse zu kaufen.“
Strom gab es nur hinundwieder… Probleme mit den Leitungen… zuviel Regen in der letzten Zeit. Warmwasser für Körperpflege gab es nie.
Das Wetter war optimal. Angenehm kühl und viel Regen. Ich liebe es, im Regen zu wandern.
Wenn ich morgens die Augen öffnete, blickte ich auf die enorme schneebeckte Masse von Eiger, Mönch und Jungfrau und wenn ich abends heimkam, flößte mir das Rothorn mit seiner Gewalt Respekt ein.
Manchmal wurde ich auf meinen Wanderungen von jemandem begleitet. Wir beobachteten Steinböcke, suchten Beeren und tranken aus Bachsenken, in denen sich noch der Schnee vom letzten Winter hielt.
Bekannte besuchte ich, Freunde verließ ich.

Heute hocke ich im Rattenloch – hier ist alles grau:
1 Melange – mir fiel der Name nicht ein… dachte immer an „Cafe Creme“ und „Cafe Schale“
1 Süßspeise mit Kopfschuß

Die eingeklemmten Speisen:

Das Mittagessen und wenn Prinzipien verloren gehen

Du bist mein einziger Freund, weißt du? Und wenn ein Freund mich kritisiert, dann nehm ich das ernst! Da fang ich dann an nachzudenken. Ich bin nicht so, wie die meisten Leute… die dann auf den Freund böse werden und den gutgemeinten Hinweis als Schwachsinn abtun. Nein, nein. ICH HABE nachgedacht.

Und du hast recht! Mann, was ist nur falsch gelaufen? All die Dinge, die ich bis jetzt immer aus Prinzip vermieden habe, TUE ICH NUN SELBST!
Weißt du, was mein Problem ist? Ich habe die letzten 4 Wochen eine Arbeitsleistung von fast sieben Wochen erbracht. Ich bin vor meiner Werkbank gestanden, solange ich nur halbwegs wach bleiben konnte. Kugelschreiber zusammenbauen. Der Mangel an Schlaf und das Zuviel an Arbeit, das macht dir das Hirn matschig, das verdirbt dir den Appetit. Du hast ja selbst gesehen, was ich in den letzten Wochen mittags gegessen habe. Oft nur Kaffee oder Alkohol.
WARUM habe ich das getan? Ich habe mich reinreiten lassen! Ich dachte mir, wenn ich mehr arbeite, kann ich mehr Urlaub machen, dann kann ich mir mehr Freiheit leisten. UND GENAU DAS ist der Trugschluß! Mehr Arbeit bringt dir genau NICHTS! Besitz macht dich nicht freier! Er fesselt dich! Und je mehr du davon hast, umso stärker knüppelt er dich zu Boden. Daran habe ich mich immer gehalten. Besitze nichts! Das war IMMER mein Prinzip und ich habe es vergessen.
Doch nun ist es mir wieder bewußt. Weißt du, was passiert ist? Die Sache ist nämlich die. Wenn „die“ (Banken, Finanzamt, oder was weiß ich wer) draufkommen, daß du dir eventuell etwas zur Seite legen kannst, weil du mal ein bißchen mehr Eifer gezeigt hast oder etwas Glück gehabt hast, dann kommen sie und nehmen es dir weg. Gut, aber dann denkst du dir: naja, dann arbeite ich halt noch etwas mehr, damit doch etwas übrig bleibt. Vergiß es! Dabei zahlst du nur drauf! Und nicht wenig.
Und dann beginnst du nachzudenken! Warum nehmen sie mir etwas weg? Wer ist dafür verantwortlich? Wieso tut da keiner was dagegen? Dann steigerst du dich rein und kommst auf Sachen drauf, die dir seltsam verkommen. Dann sinkt deine Laune auf den Tiefpunkt, weil scheinbar nur du alleine das kapierst. Mann! Da kann man leicht zum Amokläufer werden! Als ich noch frei war, hat mich das alles nicht gekümmert.

Jaja, viel Spaß im Teufelskreislauf, du armer Hund! ICH höre jetzt damit wieder auf. Bevor ich dabei draufgehe. Schluß mit der Schinderei! Ab sofort ist Urlaub.
Ha! Der Kühlschrank hat gestern das Handtuch geworfen, da drin wird jetzt alles vergammeln. Quer durch meine Zwanzigquadratmeterwohnung ziehen sich ein paar Ameisenstrassen, auf denen fleißig irgendwelche Brösel transportiert werden. Ich hau hier ab! Ich pack jetzt meine Sachen und mach mich morgen auf den Weg in die Schweiz.
Zuletzt war ich vor ungefähr fünfzehn Jahren in dem schöne Lande der gelebten Demokratie. Dort habe ich damals ein paar Leute kennengelernt, die auf meiner Wellenlänge sind. Am Brienzersee wohnen die in einer WG. In einem Holzhaus. Die werde ich besuchen. Ich werde mit meiner Mistkarre fahren, für die ich heuer kein Pickerl mehr bekommen habe. Wahrscheinlich wird sie unterwegs sowieso endgültig den Geist aufgeben.

Dieser Weg in die Schweiz hat für mich eine symbolische Bedeutung. Mit jedem Meter, den ich mich von dieser Scheiße hier wegbewege, schreie ich umso lauter:

„Liebe Politikerdeppen, inhumane Konzerne, Verschwörer, Banken, High Society, ihr Huren der oberen Zehntausend, trilaterale Kommission, Bilderberger, Steuereintreiber, Angstmacher, Panikmacher, mediale Furzer, Volksverdummer, Bürgerbetrüger, EU-Schmarotzer, Freimaurer, all ihr geldgeilen Arschgesichter, machtbesessene Höllenhunde, Chipimplantierer, Seelenfresser, Verschleierungstaktiker, Kontrollfreaks:

FUCK YOU!

Und auf nimmer wiedersehen! Ihr seid für mich Vergangenheit!“

Ich esse jetzt:
1 Rest Topfen (warm)
1 Rest Weißwein (warm)
1 Rest Brot
1 Apferl
1 Tabasco

PS: ich weiß nicht, wie lange ich in der Schweiz bleiben werde. Zumindest bis Mitte nächste Woche und dann sehen wir weiter.

PPS: soll ich Robokopf mitnehmen? Ich weiß noch nicht. Ich hasse seine Stimme.

Matla Bombardier Dash und das Tütü

Hier nun mein Reisebericht:

„Was Gott durch einen Berg getrennt hat, soll der Mensch nicht durch einen Tunnel verbinden“ – dieser Spruch hat absolute Gültigkeit! Jenseits der Berge ist alles anders, dort drüben.
Dort drüben sind sie anscheinend seit Generationen schon ständig besoffen, denn selbst die Sprache hat sich dem Lallen angepaßt. Man sagt dort drüben z.B. nicht „Land“, sondern „Ländle“ – eindeutig eine Mischung aus Verniedlichungsform (wenn man besoffen ist, wird alles schöner) und der durch Alkohol einsetzenden Sprachhemmnisse. Oder: „Sportplatz Mösle“ – weiß der Teufel, was die dort treiben. Diese Mutation zieht sich durch die ganze Region.

Aber von Anfang an:
Gestern ging ich ja mit dem Herrn der Kugelschreiber auf große Safari. Um fünf Uhr morgens trafen wir uns in Hütteldorf (Wien), um mit seinem Ferrari ins Fichtentum Lüsternstein… nein andersrum…. Fürstentum Liechtenstein zu fahren. Gleich zu Beginn der Fahrt hatten wir eine heftige Diskussion zum Thema „Setzen Umwelteinflüsse die erlaubte Höchstgeschwindigkeit automatisch herab“. Ich kenne ja nur Wien und weiß, daß man dort, sobald die Straße auch nur andeutungsweise feucht ist, nur mehr 30 km/h fahren darf (die alte Leier). Wir einigten uns schließlich darauf, daß das auf der Autobahn nicht gilt und man trotz heftigen Regens und Nullsicht mit 145 km/h reisen darf. Es war sehr spannend. Die Sicht nahm erst kurze Zeit darauf, in Salzburg, zu, denn die Sonne ging auf und das Wasser im Himmel verschwand.

Nachdem wir schließlich den Weißwurstäquator überquert hatten, waren wir in Deutschland. Dort machte ich eine unvermutete Entdeckung! Die Deutschen verlangen im Scheißhaus Eintrittskarten! Sieh selbst und klick auf das Bild:

Du siehst hier eine Art Strassensperre vor dem Scheißhaus. Wenn man aufs Scheißhaus einen abdrücken gehen will, muß man sich zuerst eine Eintrittskarte runterdrücken. Das kostet 50 Cent. Dann darf man.
Und kaum stellt man sich zur Pissschüssel, fängt diese an zu leuchten und zu blinken! Werbung! Macht aber nichts! Hier kann ich getrost die Augen schließen, um nicht von der Werbung beeinflußt zu werden (auch wenn ich dann mit hoher Wahrscheinlichkeit danebenpisse – aber wozu habe ich den Eintritt bezahlt).

Wow! Und was dann passierte! Bist du schon einmal mit einem Ferrari durch einen langen Tunnel gefahren? Das klingt, als tobte die gesamte unbesiegbare amerikanische Luftwaffe durch den Tunnel! Du hast Angst, der Tunnel könnte wegen irgendwelchen unnatürlichen Resonanzen in sich zusammenbrechen!
Andererseits wars auch ziemlich entspannend, weil ich mich wieder etwas entkrampfen konnte – die 220 km/h-Fahrt über Deutschlands Autobahnen hatte mich etwas nervös gemacht.

Danach fuhren wir durch das oben erwähnte Mutantenland und erreichten doch noch das Fürstentum und das Haus des Menschen, den wir besuchen sollten.
Jetzt weiß ich auch endlich, was die schwarzen Autokennzeichen mit „FL“ bedeuten. Die Leute kommen also nicht aus Flandern und darin sitzen auch nicht die Wikinger von Flake. Nein. Es bedeutet: Liechtentum Fürstenstein…. nein andersrum…. Fürstentum Liechtenstein.

Es ist das Paradies. Die Menschen sperren ihre Häuser nicht ab, ihre Autos auch nicht und die Kinder laufen einfach in der Gegend herum. Alle sind sehr reich. Wer ein Haus besitzt, das so aussieht wie ein durchschnittliches Haus in Österreich, lebt im Dreck, ist Substandard.
Aber schau, was ich gegessen habe!
Heiße Brote mit Pizzabelag!
Interessant oder? Und dazu gabs …. äh…. Wiesenfrüchte… oder wie man das nennen soll. Die Fürstentümer Liechtensteiner mähen dort den Rasen und essen das dann! Unglaublich nachhaltig!

Wir tranken ein paar Flaschen Rotwein und fuhren dann ein bißchen die Gegend ab. Im Grunde sehr schön, aber man kann fast nichts sehen. Die Sicht wird stark von den Bergen eingeschränkt, von denen man hoffnungslos umzingelt ist.
Wir fuhren mit dem Auto des Fürstentümers – es war gewaltig. Ich war so fasziniert von den vielen Knöpfen und Reglern im Cockpit, daß ich nicht widerstehen konnte. Ich mußte darauf herumdrücken! Was leider fatale Folgen hatte! Als der Liechtentümer kurze Zeit danach irgendwo zurückschieben mußte, donnerte er gegen eine Hauswand.
Er sagte: „Warum hat es nicht Tütü gemacht?“
„Was meinst du?“
„Immer wenn sich hinten etwas nähert, macht das Auto Tütü!“
„Schade.“
Ja. Schade. Ich hatte scheinbar das Tütü ausgeschaltet, als ich an den Knöpfen herumfummelte. Macht aber nichts, er wollte sich sowieso schon ein neues Auto kaufen.
Wir fuhren also gleich los, um ein bißchen zu gustieren, zu sehen, was für ein Auto in Frage kommen könnte. Das beschäftigte uns so intensiv, daß wir fast auf meinen Flug vergessen hätten. Endlich wieder ein Grund, um mit dem Ferrari zu rasen!

Das Sichtum Fürstenfeld hat natürlich keinen eigenen Flughafen, es ist zu klein. Deshalb mußte ich in die Schweiz zum Flughafen Altenrhein, der aus einer einzigen Landebahn besteht und auf dem man mit den Ferraris fast direkt zum Flugzeug fahren kann.
Fliegen finde ich normalerweise EXTREMST langweilig! Aber als ich DAS Flugzeug sah, begann ich mich zu freuen! Eine Propellermaschine, wie du sie aus Vietnamkriegsfilmen kennst – du weißt schon, diese dicken Bomber, die dann Feuer auf die Reisbauern werfen! Wahnsinn!
Und das Flugzeug, das mich da in der Schweiz erwartete, war anscheinend ein Bomber der australianischen Luftwaffe! „Australian Arrows“ war zu lesen. Sehr kriegerisch! Innen aber recht gemütlich eingerichtet – wie ein Autobus. Ich habe ein paarmal mit der Ausrede die Toilette zu suchen Ausschau nach den Bordgeschützen gehalten. Leider keine gefunden.
Ich saß genau zwischen den Propellern und versuchte während des langweiligen Nachtfluges die Propeller rein mit Gedankenkraft zu verbiegen. Achad shtaim shalosh! Eins zwei drei!

Das Flugzeug habe ich auch für dich fotografiert – das Bild ist sehr ausdrucksstark, denn mein Zeitdruck wird darin gut wiedergegeben (siehst du, wie ich an dich denke?)! Klick: