Kulturesser

War heute beim Chinesen Essen holen. Finde das ja faszinierend, das chinesische Essen. Die Zutaten, eigentlich bekannt, aber schmecken tut’s doch ziemlich fremd.
Als ich so mit dem Essen im Sackerl schon wieder Richtung weißer Anstalt latschte, kamen mir allerhand Gedanken. Warum schmeckt das chinesische Essen nun wirklich derart seltsam? Bedeutet das Wort „Huhn“ in der Speisekarte etwa gar nicht das deutsche Wort für Huhn? Könnte ja genauso gut chinesisch sein. Zum Beispiel: Kim Jong Huhn. Wenn „Huhn“ nun wirklich Hendl bedeutet, wie sehen die chinesischen Hühner dann aus? Haben die kurze, kleine Stupsschnäbel und Schlitzaugen? Oder bedeutet das chinesische Wort „Huhn“ etwa doch das, wonach es eigentlich schmeckt? Nämlich „Schneckenarsch“?
Während ich solch grundsätzliche Probleme in meinem Gehirn erörterte, erreichte ich das Gebäude vor der weißen Anstalt. Da gibt es im Erdgeschoß hinter einem riesigen, ungetönten Fenster ein Büro, in dem jeden Tag so kleines asiatisches Würstchen sitzt und sich zu Tode langweilt. Gähnt, scrollt auf seinem Handy herum, kämpft gegen den Schlaf. Genau da blieb ich eine zeit lang stehen und beobachtete ihn. Vielleicht würde ich ja aus ihm schlau werden… die chinesische Küche und Kultur zu verstehen beginnen. Als ich jedoch sah, wie er sich einen gewaltigen Rawuzer aus der Nase holte und der auch noch Ähnlichkeiten mit meinem Essen hatte, ging ich erleichtert weiter. Nun schien sich der Kreis zu schließen.

Ich aas dennoch:
1 Plastikbehälter mit chinesischem Essen (und es war kein Nasi Goreng!)

Schweinsäugige Sternpigmentierte

Die heiligen drei Könige waren da. Ich bestehe ja darauf, dass sie jedes Jahr bei mir aufkreuzen. Denn nichts ist herzerwärmender als liedersingende Kinder. Darum bin ich auch sehr spendabel. Habe ihnen heuer zum Beispiel alle Süßigkeiten, die von Halloween übrig geblieben waren, gegeben… aber erst nach meinem Lachkrampf… ja… die Nachbarin fand das sehr peinlich, aber ich konnte mich nicht halten.
In freudiger Erwartung öffnete ich den Sternsingern die Türe – ich hatte mich auch ordentlich gekleidet und sogar Socken an. Das Erste, was ich sah, waren zwei kleine, dicke Mädchen, die wie Aufziehmäuse um die Begleitperson wuselten und dabei etwas völlig Unverständliches sangen. Die mit goldenen Kronen am Kopf befestigten Kapuzen waren ihnen schlicht und einfach viel zu klein. Ihre Gesichter waren derart zusammengequetscht, dass sie eher wie schweinsäugige Fische aussahen als wie stolze Königinnen!
Der dürre Bursche, der den Vollständighautpigmentierten mimte, indem er sich unter die Augen jeweils zwei fingerbreit Tarnfarbe geschmiert hatte, hing dagegen in kompletter Agonie an seinem Sternenstab, so als würde er in sich zusammenfallen, wenn er ihn nur los ließe, und sprach den Liedtext mit seiner tiefen, pubertären Stimme, während er krampfhaft versuchte, die Augen offen zu halten – immer ein, zwei Wörter hinter dem Gesang der Mädchen.
Die grinsende Begleitperson zuckte ob dieser Peinlichkeit nur entschuldigend mit den Schultern, musste aber auch bald den beiden Mädchen nachsetzen, die bereits vor dem Ende des Liedes zur nächsten Tür liefen.
Der Dürre blieb noch wankend vor der Nachbarin und mir stehen und hielt uns müde eine Sparbüchse entgegen. Die Nachbarin steckte einen Geldschein rein und ich bot ihm mein Sackerl mit den Halloweensüßigkeiten an. Er brauchte ungewöhnlich lange… wohl um zu entscheiden, ob es die Mühe wert war, seine Stellung für die Süßigkeiten zu verändern. Mir schossen ja schon seit Sekunden Tränen aus den Augen, weil ich soviel lachen musste, und jetzt war ich gespannt, ob der Dürre zusammenbrechen würde, wenn er sein Gewicht verlagerte. Doch er schaffte es… und schlapfte schlaftrunken von hinnen.

Und ich aas:
1 Büchse Sushi

Dirty new year

Drageehassliebe

Und ich hasse alles, was hier passiert! Zum Beispiel, wenn ich von den Kommentiermaschinen direkt angesprochen werde! Brunnhilde… moment… ich mach mal die Drageekeksi auf… Brunnhilde, was interessieren mich die Probleme von Kindern? Ich hasse dich genauso! So wie alles! Also echt! Ich werde… moment, ich nehme mir mal ein Drageekeksi… mmmh, sehr gut. Also Brunnhilde, wo waren wir… ja, die Kinder… mmmmh Drageekeksi. Kinder sind ganz nett… warum ich so konfus schreibe? Kinder… jajaja. Noch ein Drageekeksi… ich nehme an, dass das Mädchen… Brunnhilde, weißt du, du bist mir die Liebste! Bist du auch so lecker wie ein Drageekeksi? Oh ah, schmeckt! Ich nehme an, dass der Osterhase in das Zimmer des Mädchens gehoppelt ist – natürlich während es tief und fest schlief – und hat ein paar Schokoeier verloren. Und das Mädchen wir jetzt böse auf den… noch ein Drageekeksi… hihihi… also das Mädchen ist jetzt böse auf den Osterhasen, weil er sich nicht gezeigt hat und ich… noch eines… Mmmh! Das beste bis jetzt… die hellen schmecken nach den dunklen immer am besten… also das Mädchen will also jetzt wahrscheinlich, dass ich mit dem Osterhasen schimpfe. So wird das sein! Brunnhilde! Zufr…. nein, noch ein Drageekekserl! Zufrieden? Zufrieden!

Ich aas:
1 Sackerl Drageekeksi

Drageehass

XO-Kasperl

Montag. Ich muss erst mal richtig wach werden und das Wochenende verdauen… naja, eher zunächst mich daran erinnern, die Geschehnisse analysieren und danach in verschiedene Kategorien einordnen… wie z.B. „Hat-keine-Folgen“, „Hat-schwere-Folgen“, „Achtung-kurze-Zeit-untertauchen“, „Eventuell-gerichtliches-Nachspiel“, „Verdammt-extrem-peinlich“… ja, genau so etwas ist passiert. Etwas verdammt extrem Peinliches! Ich meine… ich sage es nur ungern… ich habe für die Nachbarin getanzt! Oder besser gesagt, bin von einem Bein auf das andere gehüpft… nackt… hab dabei gesungen… meine Schürze aus Speck schwappte auf und ab… während sie am Sofa lag und böse grinste!
Ja… peinlich… es war das Bi-ba-butzemann-Lied, das ich singen musste. Du weißt schon:

Er wirft sein Säckle her und hin,
Was ist wohl in dem Säckle drin?

Sich so zum Kaspar zu machen! Aber die Nachbarin schafft das immer wieder. Die kauft da nämlich so einen speziellen Rum, der so gut ist. Einen sogenannten XO-Rum. Extra Ordinär. Da setzt dann irgendwann mal mein Verstand aus.
Heute denke ich mir, das schafft die kein zweites Mal. Wie sooft.

Naja, wenigstens hatte das ganze ein Happy-End:

Er wirft sein Säckel hin und her,
Am Morgen war es wieder leer.

Ich, das XO-Kasperl, aas:
1 EKG
1 Haufen schwarzer Oliven

XO Rum

Tot in der U-Bahn

Also ich hatte ein witziges Erlebnis. Ich dachte, mein Körper wäre schon irgendwo verstorben und ich würde als ruheloser Geist durch die Wiener Strassenbahnen wandeln! Ja!
Das war am Freitag. Ich schleppte mich nach der Arbeit in der Anstalt zur Station, sprang in die nächste Bim und stellte mich an die Wand… ich stelle mich in öffentlichen Verkehrsmitteln immer an die Wand. Und: ich setze mich niemals hin. Niemals! Ich möchte nur mit Menschen zusammensitzen, die ich mag… ich hasse die Menschen… aber darum geht’s hier nicht.
Ich stehe also an der Wand – es war nicht viel los – auf einmal steigt eine alte Frau ein. Die muss so alt gewesen sein, dass sie den Urknall miterlebt hat. Obwohl ich mit iStöpseln in den Ohren und mit einem Buch aus echtem Papier den Blick gesenkt hatte, spürte ich sofort, dass sie auf mich zukommen würde. Und tatsächlich. Sie stellte sich mit ihrem Gehstock und ihrem Plastiksackerl neben mich und begann, Dinge zu fragen… sie war ziemlich verwirrt. Sie wollte bis zu der Strassenbahnstation fahren, bei der eine andere Strassenbahn rechtwinkelig bis zum Sanatorium fährt. Ich versuchte herauszufinden, welche Strassenbahn sie meinte, welche Station, welches Sanatorium. Sie hatte keine Ahnung. Während ich überlegte, begann sie die umstehenden Leute das Gleiche zu fragen. Und da fiel es mir auf! Die reagierten gar nicht richtig! Die standen nur da! Ein paar verzogen das Gesicht, als ob ihnen ein zwickender Furz im Arsch stecken würde, andere machten nur ein Grunzgeräusch und drehten sich weg! Ich begann noch mal mit der Alten zu reden, dann fragte ich die Umstehenden… keine Reaktionen! Ich blickte der Alten ganz tief in die Augen und sagte etwas beunruhigt:
„Sind wir Geister, Tantchen?“
Da lachte sie.
Bei der nächsten Station stieg ich mit ihr aus. Wir trafen auf einen anderen Geist, der wusste, wohin sie wollte.
Den Rest des Weges schwebte ich zu Fuß. Die Lebenden können mich mal.

Ich aas:
1 Kornspitz – naja… hatte zu wenig Bargeld dabei

Kaputt!

Ich habe ihnen gestern in der Anstalt gesagt, dass ich nur bis September bleibe. Weil ich es nicht aushalte. Mich macht die Bürohockerei kaputt. Kaputt!
Zunehmend ist mein Geist nur noch tagsüber in der Zelle wach, am Abend hocke ich herum, ohne zu denken. Und ich habe begonnen, regelmäßig zu fernsehen. So kann das nicht weitergehen, komme, was wolle. Das Leben ist zu kurz, um es mit Arbeit zu verschwenden. Der Hauptakt muss anders aussehen.

Ich aas:
1 Krapferl – das eingesperrt im Sackerl liegt und, obwohl täglich frisch, jeden Tag lahmer schmeckt. So wie ich selbst.

Schmelztod in der Weihnachtsbäckerei

Warm ist’s seit einer Woche in meiner Lieblingsbäckerei. Wenn die Chefin lacht, weil Kinder und Menschen mit offenem und triefendem Munde vor den frischgebackenen Leckerein stehen und staunen, bebt ihre Brust wie Pudding (und trotzdem sieht man sich vor, um nicht von dem weichen Fleisch erschlagen oder erstickt zu werden). Es riecht nach Zimt, Kardamom und anderen Gewürzen. Eine Welt des Staubzuckers erstreckt sich in der Auslage, Schokoladeberge, Karamelseen und Vanillebäume, von hier nach da, von oben bis untenhin. Man kann nicht widerstehen, man muss es haben. Die braunen Kügelchen, die weißen Kipferl und die gelben Sternchen! Jeder gutgemeinte Vorsatz (den sich die Idioten genommen haben, die ständig auf Diät sind) ist dahin! Ich weiß, es genügt nur ein Wort und meine Seele wird pickert. Weihnachtsgeist (der Dritte), gib mir die Kekse in der Stunde meines süßen Todes!
„Na, was darf’s denn sein, Herr Matla?“
„Das. Und das. Und das. Und das. Und das. Und das. Und das auch. Und das. Und das. Und das sowieso. Und kann ich nächstes Jahr zahlen, wenn ich das Urlaubsgeld bekomme?“ Die Chefin weiß, es ist gelogen. Ich bekomme nie Urlaubsgeld und trotzdem gibt sie mir alles, was ich will.
Ich verlasse die Weihnachtsbäckerei, greife das Sackerl, hole mir das erstbeste Stück heraus und schlucke es. Hoppla! Ich vergessen zu beißen! Kein Geschmack! Noch ein Versuch. Es klappt nun. Ich schmelze auf der Stelle und fließe in den Kanal.

Ich bin heute nach unzähligen Schmelztoden wieder normal auferstanden und aas:
2 Brot
1 Liptauer
1 Käse
1 Apfel Kronprinz Rudolf
1 Apfelkren
1 Bavaria blu

Schnuppe

Am Freitag konnte ich dir nichts schreiben, ich war völlig im Eimer.
Den Abend zuvor verbrachte ich nämlich mit der Nachbarin. Sie wollte das so. Wir saßen am Dach und stierten in die Nacht, zwei Kartons Rotwein hatten wir in einem Sackerl mit. Während ich so tat, als würde ich meiner Nachbarin zuhören, beobachtete ich die Wolken, wie sie vorbeizogen. Dahinter leuchteten wohl die Sterne und ihre Schnuppen zischten für ein kurzes, aber freudespendendes Leben durch die allesdurchdringende Leere. Für uns unsichtbar und unerreichbar.
Die Nachbarin erzählte mir zum hundertsten Mal von ihrer bewegten Kindheit in fernen Ländern, was ihr den ganzen Tag so durch den Kopf gegangen war und wovon sie träumte. Nur einmal riß die Wolkendecke auf, ließ mich für einen kurzen Moment durch eine zerfetzte Öffnung die vage Schönheit der Unendlichkeit erblicken. Und genau in diesem Moment, genau in diesem Loch fegte eine Sternschnuppe dahin.
„Wünsch dir was, Matla! Schnell!“, rief die Nachbarin ganz hysterisch und hüpfte auf ihrem Arsch herum.
„Bitte, hör auf zu reden.“
Danach haben wir uns hemmungslos betrunken.

Ich aas:
1 Toastbrot
1 Zigeuneraufstrich
1 Paprika gelb
1 Käse

Die Belange einer Brotdose

Die Belange der Menschen interessieren mich schon lange nicht mehr.

Aber die Brotdose, ja, die interessiert mich schon noch. Dardinos, eine ganz neue Persönlichkeit meiner schizophrenen Psyche, kommentiert da am Freitag ganz lapidar: „Wie wäre es mit einem ordinären Brotkasten aus Holz?“ Tja, ich dachte eigentlich, die Brotdose wäre dazu da, um das Brot wiederzufinden, wenn man es mal braucht. Damit man einen fixen Platz hat, um das Brot zu lagern. Um nicht dreimal täglich eine Expedition starten zu müssen, weil man das Brot schon wieder verlegt hat. Denn Frischhaltefunktion habe ich bei meiner Brotdose noch keine beobachtet.
Dardinos, das Brot einfach in die Brotdose legen und das wars? Kein Sackerl? Wie schützt du dann das Brot gegen Übergriffe durch Insekten? Legst du auch etwas Gift in die Brotdose? Oder ist deine Brotdose schall- und luftdicht?

Ich aas:
1 Ei- und Wiesenbrot
1 Früchterl

Wertlos Schimpliges für Unreife

Das Wochenende ist da. Ich werde mich in den nächsten Minuten mit zwei Flaschen Rotwein zurückziehen, Musik hören und diese Woche der Vergessenheit anheimfallen lassen. Zum Einschlafen dann vielleicht noch ein kleines Oferl.

Aber sag mir eins, wertloser Leser, wie lagert man am besten Brot? Ich habe schon einige Varianten versucht, aber mir fehlt es an kulinarischem Vorstellungsvermögen.
Brot im Papiersackerl, mit dem man es an der Brottheke bekommen hat, zu lassen, führt nur dazu, daß das Sackerl feucht ist und das Brot trocken.
Die Plastiksackerln mit Löchern drin, bringen nichts. Das Brot wird schnell hart.
Und die kleinen Müllsackerln bringen auch nichts, denn dann fängt das Brot bald zu schimmeln an.
Also wie gehts das, verdammt?

Ich aas:
1 trockenes Brot
1 ,Nektarine – schimplig zwar, dafür aber unreif