Heimkehr aus Griechenland, Teil 7

Na gut. Erzähle ich halt doch noch weiter.

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Die Nachbarin kehrten zurück zum Boot in der Marina. Eine letzte Nacht blieben wir noch an Bord und zumindest hatten wir nun nach einer kleinen Odysee durch den griechischen Eisenbahnbehördensumpf zwei Zugfahrkarten, die uns am nächsten Tag von Athen nach Thessaloniki bringen sollten.
An diesem Abend ließen die Crew und wir nichts aus. Alkohol in rauhen Mengen, Gegröle, Gekreische, Gerangel, die Nachbarin verrauchte ihre letzten drei Zigaretten. So verabschiedeten wir uns von der Protheas und wußten, daß uns zuhause der Herbst erwartete. Vor dem Schlafengehen verabschiedeten wir uns noch. Teile der Crew hatten unterschiedliche Flüge gebucht, mußten zu unterschiedlichen Zeiten aus dem Bett.
Als ich am nächsten Morgen aus meiner Kajüte kroch, sah ich nur mehr zwei Leute davonrennen. Sie waren schon spät dran und wollten den Flug nicht verpassen. Ich weckte die Nachbarin. Als sie wach war und auch ein Letzter der Crew heranwankte, schlug ich den beiden vor, nach Athen zu fahren und dort das Frühstück einzunehmen. Von dort aus hatten die Nachbarin und ich nicht mehr weit zum Bahnhof und der Bus zum Flughafen fuhr dort für das Crewmitglied auch ab.
Nach einem griechischen Kaffee und etwas, das wie ein Croissant schmeckte, trennten die Nachbarin und ich uns von dem Seglerkollegen und fuhren zum Bahnhof. Alles war ruhig, wir hatten ja die Fahrkarten schon, es konnte nichts mehr passieren. Nur ab und zu jammerte die Nachbarin, weil sie gerne eine Zigarette rauchen wollte, aber sich ja vorgenommen hatte, nicht mehr rauchen.
Wir waren etwa eine halbe Stunde vor Abfahrt am Bahnhof. In aller Gemütlichkeit spazierten wir durch die Halle. Mir fielen dabei ein paar gutbesuchte Schalter auf der anderen Seite auf, die mir bis jetzt entgangen waren. Über denen stand irgendwas geschrieben wie: „Tickets for departure at same day“ Zuerst dachte ich mir nichts dabei, aber dann tauchte  in mir doch die Frage auf, WARUM es diese Schalter überhaupt gab, wenn man doch 72 Stunden vor Abreise die Fahrkarten kaufen mußte. Mit aller Kraft vertrieb ich diese Gedanken aus meinem Kopf und fragte jemanden, ob der Zug auch pünktlich kam.
Und tatsächlich! Er kam pünktlich! Unser Zug! Er stand vor uns! Plötzlich stürmten alle auf einen Uniformierten zu, der aus dem mittleren der drei Wagons gehüpft war. Angst packte mich! Was war das jetzt wieder? Mußte man um einen Platz kämpfen, wenn man nicht reserviert hatte? Die Nachbarin sprang in das Menschenkneuel und stieß alle zur Seite. Sie zeigte dem Mann ihre Tickets. Der nickte nur und deutete auf den ersten Wagon. Okay, alles klar. Wir konnten einsteigen. Die Leute fragten den Typen nur, wo sie sitzen sollten. Auf jedem Ticket stand nämlich die Wagon- und die Sitzplatznummer. Wir stopften unser Gepäck irgendwohin und nahmen Platz. Wir waren im Zug. Nichts konnte uns jetzt noch in Athen halten. Der Zug fuhr ab.

Und wenn du glaubst, daß das alles war, dann täusch dich nicht. Die Geschichte geht jetzt erst richtig los.

Ich aas so wie gestern:
Lebkuchen, Lebkuchen, Lebkuchen, rot, blau, grün

Heimkehr aus Griechenland, Teil 6

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Am Nachbarschalter tauchte ein Mann mit ängstlichen Augen auf. Er sah ziemlich seriös aus der Typ. Ich zwinkerte ihm aufmunternd zu, während die Nachbarin den besoffenen Griechen anschrie. Er winkte mich hektisch zu sich. Als er mir sagte, daß er uns helfe würde, stupste ich die Nachbarin vorsichtig an. Die ließ noch ein paar heftige Worte und Faustschläge fallen und kam dann zu mir herüber.
„Und? Macht er uns jetzt glücklich?“, fragte sie mich ungeduldig. Der Nikotinentzug stand ihr ins Gesicht geschrieben.
„Ja, er ist der Boß hier.“
Der äußerst höfliche und kompetente Schalterbeamte erklärte uns die Situation in gutem Englisch. Wir könnten die Tickets erst in Thessaloniki kaufen, das ginge hier in Athen nicht. Aber das sei kein Problem, es ginge auch ohne Reservation.
Hmmm, es ginge auch ohne Reservation. Dieser Satz lief ein paar Runden in meinem Kopf im Kreis herum.
Der Mann zeigte uns die Strecke die fahren mußten und bestätigte auch noch ganz geduldig unseren Plan, welche Züge wir nehmen wollten. Ich glaubte ihm. Die Nachbarin warf noch einen Blick zu dem Schalter, in dem der Fettarsch gesessen war. Der Schalter war nun leer.
Wir verließen den Bahnhof. Wie es aussah, würden wir morgen tatsächlich Griechenland verlassen können. Ich zündete mir eine Zigarette an, mußte erst rausfinden, was sonst noch am Programm stand. Die Nachbarin stand neben mir und atmete den Rauch tief ein.
„Bitte, rauch doch eine!“, sagte ich. Ich hatte Mitleid.
„Nein, ich habe nur noch drei Zigaretten und die werde ich heute Abend rauchen. Morgen ist es dann endgültig aus.“
Gut, zumindest diese letzte Nacht am Boot würde noch ruhig werden. Morgen ging das Theater wieder von vorne los.

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Ich aas gestern und heute:
1 Sandwich – ich bin geil auf Sandwich. Wehe dem, der es wagte, mich davon aufzuhalten!

Heimkehr aus Griechenland, Teil 5

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Die Nachbarin und ich schimpften etwas über die lausigen Eisenbahnbeamten in Griechenland, zogen Parallelen zu denen in Österreich und gingen in die Richtung, die der besoffene Fettarsch uns grunzend gezeigt hatte. Und tatsächlich. Nach ein paar Schritten, einem Bahnsteig entlang, kamen wir in einen Raum mit drei verglasten Schaltern. Man mußte aus einem verrostetem Kästchen einen Zettel mit einer Nummer drauf ziehen. Das taten wir. Naja, nur dreißig Nummern vor uns. Wir wollten die Zeit nutzen, um etwas zu trinken, und fanden auch bald eine Bahnhofsbude. Etwas desorientiert kauften wir uns etwas zu trinken und zu essen und setzten uns erschöpft an einen der Tische. Nach dem Essen holte ich die Tschick heraus und bot der Nachbarin eine an.
„Nein danke, Matla.“
„Hä? Was is?“
„Ja weißt du, ich habe jetzt schon seit ein paar Stunden nichts geraucht und ich finde, jetzt ist der Augenblick gekommen, wo ich mit dem Rauchen aufhören sollte. Jetzt habe ich schon solange ausgehalten, jetzt schaffe ich das.“
Oh Gott! Jetzt? Das war der denkbar schlechteste Augenblick. Ich wußte, was das bedeutete. In meinem Gehirn tauchten Bilder eines brennenden Athens auf.
„Naja, das ist deine Sache, Babe.“, sagte ich und versuchte, mich abzulenken.

Nach einer halben Stunde standen wir vor einem Schalter. Unsere Nummer war auf einem Monitor angezeigt worden. Ich las: „International and domestic tickets“.
„I wanna go to vienna. TOMORROW!“, schnauzte ich den Typen an.
Der lachte nur und deutete auf den übernächsten Schalter. Aha, wieder nix English. Die Nachbarin sah ihn böse an und zeigte ihm den Finger. Ich stellte mich also zu diesem Schalter. Und zwar so, daß die Nachbarin nicht zu sehen war. Sie wurde von Minute zu Minute unberechenbarer.
Einmal erklärte ich irgendjemandem, was die Nachbarin und ich tun wollten. Einfach morgen, Samstag, von Athen nach Thessaloniki und von dort weiter mit dem Nachtzug nach Belgrad. Und siehe da! Der Typ hatte keine Einwände. Er machte sich sofort an die Arbeit, nahm unsere Daten auf, wir bezahlten und fertig!
Fast. Wo waren die Tickets von Thessaloniki nach Belgrad? Ganz freundlich erklärte mir der Schaltermensch, das ginge nur im Büro für „International tickets“. Gut, wo ist das? Raus und dritte Tür rechts.
„Thank you. Bye.“
Die Nachbarin blickte ihn drohend an, aber zeigte ihm keine Finger. Zumindest hatten wir ENDLICH einen Teil der Fahrkarten.
Erleichtert hielten wir uns an die Wegbeschreibung des Mannes und standen….. schon wieder vor dem betrunkenen Nußknacker! Bevor die Nachbarin irgendetwas sagen konnte, erklärte ich dem Besoffenen, daß wir nun Tickets von Thessaloniki nach Belgrad kaufen wollten.
„No! In Thessaloniki!“, schrie er lallend. Meine Geduld war am Ende.
„NOW! I want to buy the tickets NOW!“, entgegnete ich standhaft.
„NO! THESSALONIKI!“, plärrte er und zeigte mit dem Messer, mit dem er die Nüsse ausputzte, auf mich. Er schielte dabei etwas und Speichel rann ihm aus den Mundwinkeln.
Plötzlich rammte mich die Nachbarin mit ihrer Schulter unbarmherzig zur Seite.
„Gib uns jetzt die Scheißtickets!“, brüllte sie durch das Loch in der Scheibe. Mit vollster Kraft schlug sie mit ihrer Faust gegen das Glas, was ihr zwischen all den Beschimpfungen und Flüchen einen Schmerzensschrei entriss. Danach versuchte sie sich scheinbar mit ihren Fingernägeln durch das Glas zu graben. Ich vermutete, daß sie auf Grund des Nikotinentzuges nun endgültig die Kontrolle verloren hatte. Unauffällig – so gut es diese Situation zuließ – zog ich mich etwas zurück und suchte die Schalterhalle ab. Schnell fand mein geübtes Auge einen geeigneten Fluchtweg, Polizei war keine anwesend, die anderen Leute ringsum schienen eher auf unserer Seite zu sein, im Eck stand ein alter Feuerlöscher.

Du siehst, es gab doch gewisse Fortschritte. Wir hatten in diesem Augenblick zumindest Fahrkarten, die uns aus Athen wegbrachten. Am Montag erzählt der liebe Onkel die Geschichte weiter.

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Und heute aas ich:
1 Apferl
3 Tomaten
1 Herbstgouda