Bewusstseinskiwarei

Gestern wurde ich gerufen, weil ein paar Jungs vom Revier mit einem Typen nicht klarkamen. Sie hatten sein Auto angehalten, verdächtiges Verhalten, der Fahrer begann zu randalieren.
Als ich zum Schauplatz komme, hatte der Fahrer bereits die Flucht ergreifen können. Über Funk hatten sie schon durchgesagt, dass eine Motorradstreife die Verfolgung aufgenommen hat. Einer durchsucht noch immer das Auto. Im Aschenbecher hatte er grüne Zigarren gefunden. „Seltsamer Aschenbecher“, denk ich mir.
Da trau ich meinen Augen nicht! Ein blader Zivilist kommt auf einem Polizeimotorrad angefahren, unkontrolliert, in Schlangenlinie und verschwitzt. Von Weitem schreit er schon, dass der Kiwara, der auf dem Motorrad gesessen ist, jetzt dort unten ums Eck auf der Strasse liegt, wie eine abgestochene Sau blutet und um sein Leben schreit. Ich sag dem Zivilisten, er soll mich mit dem Motorrad dorthin bringen, ich fahre gerne hinten mit, aber bitte links und rechts schauen und nicht so herumwackeln.
Das Gewinsel des Kiwaras ist nicht zu überhören, ich lass mich vom Motorrad fallen, der Zivilist knallt mit dem Polizei-Bike in die Auslage eines Babyausstatters. Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie einer sein Sakko aufreißt und eine Pistole aus dem Gürtel zieht. Eine Falle!

Dann bin ich aufgewacht und hab mich gewundert, weil ich auf der falschen Seite des Gesetzes stand. Bewußtseinserweiternde Drogen beflügelten schon immer meine Phantasie.

Und dabei aas ich ja nur:
2 Brot mit Liptauer und Krakauer
2 Käse
1 Apfel rot

Muttertag 09-I

Das Wochenende war ein Fiasko. Die Nachbarin und ich machten uns, wie abgemacht, am Samstag zeitig in der Früh auf den Weg in die Berge, um meine Mutter zu besuchen. Mit meiner verkackten Closchüssel fuhren wir zunächst zur nächsten Tankstelle, wo ich mit ein paar gezielten Fußtritten pflichtbewußt den Reifendruck kontrollierte und uns für die lange Fahrt mit Treibstoff, Rotwein und Tschick versorgte.
Die Fahrt an sich war ereignislos. Wir brausten mit der Höchstleistung des alten Wagens waghalsig über die stumpfsinnigen österreichischen Autobahnen, umringt von Lärmschutzwänden, ohne viel Gespräch – ist bei dem Lärmpegel, den die alte Kiste erzeugt, sowieso sinnlos.
Irgendwie kam keine rechtge Stimmung auf. Zum Ende der Fahrt hin war sie sogar schon etwas gereizt und die Nachbarin und ich rutschten nervös auf unseren Sitzen hin und her. Unsere Rücken schmerzten, wir hatten Hunger, der Wein war schon fast alle und der kleine Aschenbecher voll.
„Ich halts nicht mehr aus, Matla.“
„Wir sind gleich da.“
„Ich hab Hunger.“
„Ich auch.“
„Ich muß pinkeln, Matla.“
„Ich nicht.“
„Kannst du nicht irgendwo stehenbleiben, Matla?“
„Das bringt nichts. Schau! Da vorne ist schon die Ortseinfahrt.“
So knapp vor dem Ziel wollte ich nicht mehr Halt machen. Ich wollte endlich raus aus dieser Falle!
Wir passierten die Ortseinfahrt, das Haus von Muttern war schon zum Greifen nahe! Nur noch ein paar Minuten!
Doch da stand plötzlich dieser jämmerliche Dorfpolizist wie Jesus am Kreuze mitten auf der Straße und sperrte den Verkehr ab.
„Shit, will der überfahren werden?“
„Scheiße, weiß nicht.“
Schneller als ich reagieren konnte, bäumte sich die Nachbarin am Beifahrersitz auf und stemmte sich mit ihrem vollen Körpergewicht auf die Hupe. Dabei stieß sie mich derart zur Seite, daß ich mit dem Schädel gegen das Fenster geknallt wäre, wenn es nicht offen gewesen wäre.
„Haumsda ins Hirn gschissn?“, schrie ich und merkte leider zu spät, daß ich diese Frage zwar an die Nachbarin stellte, mein Kopf aber aus dem Seitenfenster ragte und auf den Polizisten sah.
Ich will jetzt gar nicht ins Detail gehen. Mit ein paar Erklärungen und Besänftigungen konnten wir den Polizisten wieder beruhigen und zum Glück war er sowieso zu beschäftig. Er sperrte die Straße nämlich ab, weil ein ewiglanger Prozessionszug aus dem Haus der freiwilligen Feuerwehr, das sich gleich am Ortsbeginn befand, kam und Richtung Kirche dahinpilgerte. Der Polizist stand jetzt wieder ganz wichtig in der Mitte der Straße und ließ uns nicht aus den Augen.
„Ich muß pinkeln, Maaatlaaaa.“, zischte die Nachbarin mit zusammengepreßten Lippen und sah mit funkelnden Augen auf den Polizisten.
„Ich kann jetzt nichts machen.“
„Ich sags dir, ich halt das nicht mehr lange aus!“
„Ich kann jetzt nichts machen, verdammt!“
Endlich hörte die Fleischmasse auf, sich aus dem Feuerwehrhaus zu erbrechen. Der Polizist verließ seinen Posten und marschierte hinter der Prozession her. Und wir mußte hinter dem Polizisten herfahren – schon als Kind haßte ich diese Prozessionen.
Wir fuhren also in einem Tempo, das langsamer als Schritttempo ist, der Straße zur Hölle entlang.
„Matla, Matla, Matla. Pinkeln, pinkeln, pinkeln.“, sagte die Nachbarin und verfluchte die Prozession vor uns. Sie schwitzte schon etwas, hopste am Sitz herum und drückte die Beine zusammen.
„Jaja.“
„Bleib jetzt sofort stehen, ich pinkel neben das Auto, Matla.“
„Bist du verrückt? Vor uns geht der Kiwara!“
„Gut, es muß jetzt sein. Ich pinkel in den Kaffeebecher. Mir ist das jetzt wurscht! Ich halts nicht mehr aus. Die schauen eh alle nach vorne.“, sagte sie keuchend.
„Na von mir aus. Aber schau, daß du nichts vollpißt!“
Die Nachbarin schob ihren Rock hoch, zog sich blitzartig das Höschen aus und rutschte nach vor, um in den Becher zu pinkeln. Irgendwas störte die Nachbarin jedoch an dieser Stellung.
„Matla, es ist mir wurscht.“ – sie war völlig am Ende.
Und jetzt beging sie einen großen Fehler. Aus einem mir nicht ganz nachvollziehbaren Grunde wollte sie im Stehen pinkeln. Sie stand auf und drehte sich gebückt zu mir, der rechte Fuß am Boden, der linke am Beifahrersitz. Der Arsch der Nachbarin sah dabei wie ein staunendes Gesicht ohne Augen aus dem rechten Seitenfenster.
„Bist du sicher?“, fragte ich sie und war bereits mit der Situation überfordert. Der Verkehr, der Polizist, die nahende Menschenmenge am Straßenrand.
„Mir wurscht.“
„Ich meine ja nur. Da vorne stehen Leute.“, sagte ich etwas unsicher.
„Ohhhhh, ist das schööööön.“
So stand sie also im Auto, hielt den Arsch zum Fenster und pinkelte mit genussvoller Befriedigung in den Kaffeebecher, währende ich weiterhin mit zusammengekniffenen Augen der Prozession hinterherfuhr. Die Nachbarin sah zwischen ihren Beinen durch, konnte so den Urinstrahl genau in den Becher steuern, sie sah, wie die Pisse über ihre Finger rann, weil das Fassungsvermögen des Bechers zu bald erschöpft war, sie sah im Hintergrund, wie wir an ein paar alten strammstehenden Männern vorbeifuhren, die mit Orden bestückt vor dem Kriegerdenkmal salutierten.

Morgen geht die Geschichte weiter.

Ich aas:
1 Brot
1 Paprika
1 Aufstrich

Goths, Emos, Kopfläuse und die Polizei

Die letzten Tage waren geprägt vom Kampf gegen Polizei und Kopfläuse. Beides von vornherein aussichtslos, verloren.
Du kannst dir die Haare noch so sehr mit Mayonnaise beschmieren, die Läuse lachen dich regelrecht im Todeskampf noch aus und röcheln sterbend: „In… ein paar Monaten…. kommt die nächste…. Population…. du Nudelkopf…“. Sinnlos.
Bei der Polizei ist es ähnlich. Die Polizisten vom hiesigen Revier kennen mich schon und wissen, daß ich Probleme mit der Koordination von Händen und Füße habe. Die lassen mich in Ruhe. Aber die zugerasten Polizisten, ja die strafen mich! Und das nur, weil ich ein kurzes Stück am Gehsteig gefahren bin, um zu einer besseren Ausgangsposition zum Einparken zu kommen. Und wenn man versucht, ihnen die Sache zu erklären, kann man sich noch so Meldungen gefallen lassen wie: „Net frech werdn! Oder wüst aufs Revier mit, du Spotznhirn.“
Und diese Aussichtslosigkeit, dieses der Tierwelt Ausgeliefertsein macht mich mürbe. Da verzieh ich mich lieber ein paar Tage, sperr mich daheim ein und schmier mir Mayonnaise auf Schambehaarung und Bart. Denn ich bin ein Emo, war schon immer einer und werde ewiglich ein solcher bleiben.

Und dann war ich beim Hofer einkaufen. Auch das war etwas, das mein Spätsommerloch vertieft hat. Doch dazu morgen mehr.

Ich aas:
1 Bier vom Hofer… beschissen
1 Kuchen vom Hofer… beschissen

PS: Darling desertmum ist übrigens ein Goth! Sie hat sich im letzten Beitrag geoutet!

Aidaeinsatzkommando

Es gibt Tage, da fahre ich einfach nur von Wirtshaus zu Wirtshaus und gebe mich als Kugelschreibervertreter aus. Wenn ich Glück habe, bringe ich ein paar lustige Geschichten aus meinem Kugelschreibervertreterleben an und bekomme ein Achterl Rot oder ein Seiterl spendiert. Das tut manchmal einfach gut, obwohl dabei die Parkplatzsucherei auch sehr anstrengend sein kann. Ich habe aber schon genug Erfahrung und finde schnell freien Platz für meine verschissene Mistkarre. Dazu stelle mich einfach in Halteverbote, auf Gehsteige, in Hauseinfahrten und Ladezonen. Lange Zeit habe ich ein Schild „Arzt im Dienst“, das ich mir von einem Kumpel habe machen lassen, auf das Dings gelegt…. wie heißt das noch schnell…. Fahrerkonsole oder?… also einfach unter die Frontschreibe gelegt. Damit bin ich lange Zeit durchgekommen. Bis mein Auto eines Arztes unwürdig wurde und das Schild unglaubhaft war. Danach habe ich durch Zufall ein Pickerl bekommen – da war irgendein Wappen drauf und drunter stand: Gendarmerieeinsatzkommando. Hat auch eine Zeitlang geholfen. Bis die Sonne den Aufkleber völlig verbleicht hatte.
Seit ein paar Tagen versuche ich das:

Das haben sie mir vor ein paar Tagen am Gürtel in die Hand gedrückt. „Aida Zustelldienst – Ihre Mehlspeise zu Ihnen ins Haus geliefert.“ Und ich finde, dieser Werbefolder eignet sich hervorragend als „Arzt im Dienst“-Schildersatz. Jeder Strassenkiwara sollte ja wohl nun einsehen, daß unsere malakoffgeilen Pensionisten schnell ihr Torterl zum Kaffeetscherl brauchen, und ein Auge zudrücken, wenn mein Wagen irgendwo illegal herumsteht oder? Trotzdem habe ich diese Woche schon DREI ganze Strafzettel kassiert.

Ich esse solches, wohin mir welches geht:
1 Brot mit Eier