Schnee I

Jetzt is‘ er bald weg, der Arschlochschnee! So könnte man denken… aber ich sag‘ dir was: du hast keine Ahnung vom Schnee.
Da wo ich herkomme, da wo ich aufgewachsen bin, da ist wirklich Schnee. Echter Schnee. Tödlicher Schnee. Ewiger Schnee. Hier im Tal, in der Stadt, das ist kein Schnee. Nein nein. Das ist nur ein bisschen weißer Scheißdreck, der herumliegt. Von Hündchen angepisst.
Der Schnee, den ich meine, liegt das ganze Jahr über da droben. Steinhart und undurchdringlich.
Damals im Garten, im Eck‘, wo auch im Sommer keine Sonne hinkam, der Haufen, der ging nie weg. Der lag schon dort, als die ersten Menschen auf den Berg gekrochen kamen. Als Kinder versuchten wir, in den Schneehaufen kleine Stollen zu treiben. Wir stellten uns vor, dass da drin der Drache wohnte oder ein Schatz lag. Aber in Wirklichkeit hätten wir wohl nur Großvater ausgegraben, der schon seit fünf Wintern verschollen war. Ja, im Schnee ging so mancher verloren. Heute noch finden sie in besonders heißen Sommern ein paar angemoderte Soldaten aus dem ersten Weltkrieg – oder deren Gliedmaßen. Der Dorfälteste erzählte an kalten Winterabenden oft, dass sein Großvater selig mit eigenen Augen gesehen hatte, wie Soldaten von Napoleon in die Berge kamen, um etwas zu suchen. Zurückkehren hat sie keiner gesehen.
Manchmal im späten Frühling, wenn die Sonne schon genug Kraft hatte, um Schnee zu schmelzen, da wurde manch‘ Bächlein zur tödlichen Springflut. Viele Kinder, die ahnungslos die ersten Sonnenstrahlen im Spiel genossen, hat es während der Jahre schon fortgerissen. Die Leute sagten dann, sie seien „zu Tale gegangen“. Auch so mancher Wolf ging dabei zu Grunde.

>> Schnee Teil II

Ich aas nichts, denn ich sehe mit Genugtuung zu, wie der Schnee vergeht und mein Grab nicht sein kann:
1 Kaffee nur

Danclorträume und Fuchtelratten

Die Nachbarin sprach zu mir und nannte mich böse Dinge. Auslöser: eine kleine Ratte. Zusammen gingen wir, die Nachbarin und ich, des Weges, zufällig nämlich, und trafen die alte Schachtel vom anderen Haus. In der Hand hatte die Fuchtel eine Leine und an der Leine eine Ratte, ok, Hund. So groß wie eine Ratte, dunkelbraun, kurzes, fett glänzendes Fell, die Augen des Hundsvieh schienen aus seinem Kopf herausgedrückt zu werden. Und es zitterte. Es stand vor mir und zitterte, als ob es sich gerade am höchsten Punkt seiner sexuellen Erregbarkeit befand und sah mich dabei ganz lüstern an, sprang auf seinen Solettifüßchen hin und her. Ich konnte nicht anders. Ich hob meinen linke Fuß an und probierte, ob es vollständig unter meinem Schuh verschwinden würde, wenn ich auf es draufstiege.
Danach, du weißt ja, wie das bei uns in Wien läuft, ein Wort ergibt das andere, Herumgezetere, bla bla bla. Die Nachbarin zerrte mich weg und hielt mir einen Vortrag. Ich wäre ein verwöhntes Bübchen, verlasse die Wohnung nur selten, lebe und arbeite abgeschieden, in dunklen Gedanken versunken,  kümmere mich nicht um die Welt um mich herum, Alkohol und Drogen vergiften meine Sinne, kurz, ich sei das größte Arschloch, das sie kenne.

Ich habe ihr nicht wiedersprochen und aas:
Nichts, denn ich trank zuviel

Aber das macht nichts. Es ist gut so. Und ich träume von einem Leben mit meinem Darrrling. Zusammen nehmen wir den Kampf gegen die Natur auf, ich mit meinen Liptauerbroten und sie in Danclordämpfen gehüllt. Und weinen die sizilianischen Tränen Christi.