Die Gefahr aus dem Loch

Seit Wochen bin ich im Loch. Neuer Brotjob. Hat mir die Nachbarin vermittelt… hält mich daheim nicht mehr aus. Ein Riesengebäude, in dem locker tausend Irre hin und her laufen. Trotzdem. Wie im Loch. Ich vereinsame dort völlig. In einem Großraumbüro mit zehn anderen. Niemand spricht, alle scheinen mit ihren Bildschirmen verwachsen zu sein… Regierungsnaher Konzern. Weiß nicht genau, was die eigentlich genau machen. Die Putzfrau hat mir erzählt, dass sie angeblich biochemische Massenvernichtungswaffen nach Afrika liefern… die Putzfrau ist zwar nicht ganz dicht, aber sie ist die einzige Person in dem Verein, die ein Lachen im Gesicht trägt. Von allen anderen höre ich am Vormittag immer nur „Morgen“, zu Mittag bis zur Kaffeezeit „Mahlzeit“ und danach „s’Gott“. Am liebsten würde ich jedem in einer instinktiven Reaktion ins Gesicht spucken. Ich kann’s nicht mehr hören! Ich antworte, wenn überhaupt, nur noch mit einem undeutlich gesprochenen „Leck mich“.
Das Einzige, auf das ich mich jeden Tag freue, ist mein Mittagsritual. Da öffne ich „www.matla.at“ und bekomme als Antwort: „Dieser Inhalt wurde als gefährlich eingestuft und wird daher blockiert.“ Das macht mich glücklich… es zaubert mir jeden Tag ein böses, zufriedenes Grinsen ins Gesicht. matla.at wird als gefährlich eingestuft! Von der Regierung! Besser könnte es nicht laufen! Geil! Ich würde mir dabei ja gerne einen runterholen, aber die Sau, die neben mir sitzt, schielt immer ganz verstohlen herüber, wenn ich mir den Sack massiere.

Heute im Unlustkrankenstand aas ich:
1 Semmerl mit Extra und Cheddar

Felber Punk

Die Zeiten als Kugelschreiber- und Beinevertreter sind schwerer denn je! Um das Weihnachtsgeschäft voll ausnützen zu können, bin ich ständig unterwegs! Besonders in Wien kann das manchmal sehr stressig sein. Zehn Minuten Fahrt mit dem Auto, zwanzig Minuten Parkplatzsuche, eine Minute beim Kunden, ein kurzer Tritt in den Arsch, drei Minuten Flucht, zehn Minuten Fahrt mit dem Auto, zwanzig Minuten Parkplatzsuche usw…. und das den ganzen Tag. Da komme ich manchmal auch nicht dazu mir mittags einen geistig runterzuholen und diese grausigen Texte zu schreiben.

Und gerade heute! Gerade heute ist mir etwas passiert, was mich zum Nachdenken bringt. Da rase ich um die Häuseblöcke, um einen Parkplatz zu finden und überfahre dabei fast eine Gruppe von Punks. Dieses Schmarotzergesindel, das nicht arbeitet, mit den Hunden ums Essen streitet und stinkt.
Ich habe ihre glücklichen Gesichter gesehen und da ist mir eingefallen, daß ich auch mal, wenn auch nicht lange, so einer war wie sie. Und glücklich war ich auch. Jaja!

Wir waren zu viert. Zwei punkige Mädels, zwei punkige Burschen. Wir wohnten in einem verlassenen Haus am Stadtrand im Keller. Nichts anderes machten wir, als uns mit irgendwelchem Zeug zuzudröhnen und zu vögeln. Zu viert und keiner wußte, wer mit wem rummachte. Am frühen Nachmittag wachten wir auf, selig, zogen durch die Straßen auf der Suche nach Zigaretten und Kohle. Manchmal aßen wir auch was. Schafften es immer irgendwie bis zum Sonnenuntergang, trafen uns mit den anderen und dann ging alles wieder von vorne los.
Ich war immer der häßliche Punk. Klein und dick. Mit roten Haaren. Faulige Zähne und fahle Haut. Aber dafür dauergeil und ziemlich trinkfest. Und glücklich.
Zumindest solange ich was zu saufen hatte. Die anderen drei sind tot.

Trotzdem war ich heute in der Lage zu essen. Ich begab mich in eine lustige Felberfiliale und kaufte mir (aß es im Taiwanhaus in der Taiwanküche):
1 braunes Gebäck mit Wurst, Käse, Pflanze und Ei
1 Krapferl
1 Kaffeetscherl