Demolition Chili

Mittlerweile verfolgt mich mittags eine ziemliche Menschenmasse. Alle wollen zum Essen mit. Ich kann Jesus verstehen, wenn er in die Wüste gegangen ist! Um diesem Kult um meine Persönlichkeit ein Ende zu bereiten bin ich mit den Menschen in den Demolition-Hof gegangen. Chili war angesagt.
Der Demolition-Hof ist mit dem Morituri-Beisl nicht zu vergleichen. Er sieht eher wie eine leere Fabrikshalle aus, in die sie ein paar Heurigenbänke gestellt haben. Es zieht, es ist kalt, ungemütlich, man will lieber nach Hause gehen. Die Heurigengarnituren werden wohl täglich mit chemischen Mitteln behandelt, denn man hat beim Essen ständig den Geruch von Terpentin in der Nase.
Während sich alle irgendwie nicht so recht wohl fühlten, tat ich so, als wäre der Demolition-Hof das beste Restaurant, in dem ich jemals gewesen bin. Und dann! Ja, dann habe ich meine Falle ausgelegt! Niemand hat es  bemerkt, niemand hat erkannt, in welch tödlichen Strudel sie geraten, während sie widerlich am Chili herumschmatzten. Ich habe ihnen nämlich von den Ankerkrapfen erzählt. Habe ihnen den Mund wässrig geredet – wer sehnt sich nach scharfem Essen nicht nach zarter Süßigkeit? Die Menschen – auch die, die am Nachbarstisch saßen – waren am Ende ganz geil auf Krapfen! „Zahlen!“, plärrten ein paar ungeduldig durch die Fabrikshalle des Demolition-Hofes, auf der Suche nach einem Kellner. Bald darauf führte ich die hechelnde Meute zu meiner Ankerfiliale. „Krapfen, Krapfen, Krapfen!“, stimmte die Menge einen Chor an.
Als wir zur Ankerfiliale kamen, schauten sie blöd durch die Scheibe. Denn was sahen sie? Nur noch zwei Krapfen da! Ich wußte es, mittags gab es in dieser Filiale kaum noch einen Krapfen. Ich ging grinsend hinein, kaufte mir meinen mir zustehenden Krapfen, sprach kurz mit den Verkäuferinnen und ging wieder raus zu den anderen, die noch nicht wußten, was sie machen sollten. So viel Krapfengeilheit, aber nur noch ein Krapfen da! Mir war’s egal. Beim Rausgehen biss ich so herzhaft in den Krapfen, dass es in alle Richtungen nur so davonstaubte und sagte mit vollgemampften Mund: „Und jetzt gehts scheissen!“

Später habe ich etwas von einer Schlägerei von der Filiale gehört und dass sie einem den letzten Krapfen in den Arsch geschoben haben… aber das sind wohl nur Gerüchte – ich jedenfalls aas:
1 Chili con Carne – wie hingeschissen
1 geilen Krapfen

Nachspiel

„Woran denkst du, Matla?“, fragt mich die Nachbarin.
„An einen Typen, der auf einem Krapfen landen will.“ Wir hatten gerade Sex. Mir wäre es lieber, sie würde nach Hause gehen.
Die Nachbarin schaut auf den Fernseher und zupft an ihren Haaren herum. Es riecht nach Erdnüssen. Ich weiß nicht, was ich sagen soll.
„Die Ankerfiliale, wo ich jeden Tag meinen Frühstückskaffee und mein Mittagessen hole, ist sehr professionell geführt“, erzähle ich ohne mich anstrengen zu müssen. Die Worte kommen wie von selbst aus meinem Mund.
„Denkst du etwa an die Ankerschlampen, wenn du mich fickst?“, fragt die Nachbarin.
„Eigentlich denke ich an einen Typen, der auf einem Krapfen landen will.“
Ich stehe auf und beginne zu schreiben.

Und ich aas – ein Nikolausmenü:
1 Kronprinz Rudolf
1 Packung Manner Schnitten (ich liebe es)

Täglicher Rettungsanker

Ich werde einen Lobesbrief an die Firma Anker schreiben. Jawoll. Die Filiale neben meiner Anstalt nämlich ist das Paradies für Kunden (nein nur für mich, scheiß auf die anderen!). Äußerst freundliche und zuvorkommende Mitarbeiterinnen, kompetent geführt.
Jeden Tag, wenn ich in der Filiale eintreffe, rufen sie mir schon von Weitem Grüße und Glückwünsche entgegen, ziehen mich den Normalmenschen gekonnt und unmerkbar vor und trösten mich ständig aufs Neue: dass es zwar momentan keine Krapfen gebe, es aber bald wieder so sein werde. Ich, „Krapfenmann“ den sie mich nennen, gehe gerne zum Anker.
Außerdem liebe ich die Seefahrt.

Ich aas:
1 französisches Laugenstangerl vom Anker

Kra-kra-kra

Wenn man die richtigen Leute kennt auf  dieser Welt, kann man diese Welt bewegen.
Seit Montag gab es keine Krapfen mehr in meiner Ankerfiliale neben der Anstalt. „San aus“ oder „Na, gibts net“ hieß es. Das bedeutet Apokalypse für mich. Ich rief eine alte Freundin an, von der ich wußte, dass sie Einfluss hatte. Ich heulte ihr was am Telefon vor und bat um dringende Hilfe. „Und sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund!“, flehte ich sie an.
Gestern besuchte ich erneut die Ankerfiliale meines Vertrauens.
„Kra-kra-kra-kra… äh… Kra-äh-kra-krapfen bittebitte.“ Zitternd erhoffte ich auf eine zufriedenstellende Antwort und konnte es beinahe nicht glauben, als ich vernahm:
„Owa sicha, Klana. De schmeckanda, gö?“
Ein Tag ohne Krapfen ist nur ein halber Tag.

Ich aas frohen Gemüts:
1 Kra-kra-krapfen