Schweinsäugige Sternpigmentierte

Die heiligen drei Könige waren da. Ich bestehe ja darauf, dass sie jedes Jahr bei mir aufkreuzen. Denn nichts ist herzerwärmender als liedersingende Kinder. Darum bin ich auch sehr spendabel. Habe ihnen heuer zum Beispiel alle Süßigkeiten, die von Halloween übrig geblieben waren, gegeben… aber erst nach meinem Lachkrampf… ja… die Nachbarin fand das sehr peinlich, aber ich konnte mich nicht halten.
In freudiger Erwartung öffnete ich den Sternsingern die Türe – ich hatte mich auch ordentlich gekleidet und sogar Socken an. Das Erste, was ich sah, waren zwei kleine, dicke Mädchen, die wie Aufziehmäuse um die Begleitperson wuselten und dabei etwas völlig Unverständliches sangen. Die mit goldenen Kronen am Kopf befestigten Kapuzen waren ihnen schlicht und einfach viel zu klein. Ihre Gesichter waren derart zusammengequetscht, dass sie eher wie schweinsäugige Fische aussahen als wie stolze Königinnen!
Der dürre Bursche, der den Vollständighautpigmentierten mimte, indem er sich unter die Augen jeweils zwei fingerbreit Tarnfarbe geschmiert hatte, hing dagegen in kompletter Agonie an seinem Sternenstab, so als würde er in sich zusammenfallen, wenn er ihn nur los ließe, und sprach den Liedtext mit seiner tiefen, pubertären Stimme, während er krampfhaft versuchte, die Augen offen zu halten – immer ein, zwei Wörter hinter dem Gesang der Mädchen.
Die grinsende Begleitperson zuckte ob dieser Peinlichkeit nur entschuldigend mit den Schultern, musste aber auch bald den beiden Mädchen nachsetzen, die bereits vor dem Ende des Liedes zur nächsten Tür liefen.
Der Dürre blieb noch wankend vor der Nachbarin und mir stehen und hielt uns müde eine Sparbüchse entgegen. Die Nachbarin steckte einen Geldschein rein und ich bot ihm mein Sackerl mit den Halloweensüßigkeiten an. Er brauchte ungewöhnlich lange… wohl um zu entscheiden, ob es die Mühe wert war, seine Stellung für die Süßigkeiten zu verändern. Mir schossen ja schon seit Sekunden Tränen aus den Augen, weil ich soviel lachen musste, und jetzt war ich gespannt, ob der Dürre zusammenbrechen würde, wenn er sein Gewicht verlagerte. Doch er schaffte es… und schlapfte schlaftrunken von hinnen.

Und ich aas:
1 Büchse Sushi

Dirty new year

Der seelenlose Hüllentrip mit dem Kriegskind

Ich habe meinen Körper verlassen. Ich stehe neben dem Fleischklumpen, den man als Matla bezeichnet, und durch reine Gedankenübertragung befehle ich dieser nun seelenlosen Hülle, mit den Fingern auf die Knöpfe der Tastatur zu klopfen, um Blödsinn zu schreiben. Es ist ein Wunder. Jetzt weiß ich leider auch, wie die Frisur der Hülle von hinten aussieht. Es ist ein Wunder.
In diese neue Art der Transzendenz trat ich schon gestern ein. Gestern vormittag nämlich, nachdem ich aus dem Wochenendkoma erwacht war, befand ich mich bereits in einer Art Zwischenwelt. Halb tot und halb halbtot wandelte ich umernander, erblickte unaussprechliche Gegenden und sprach mit seltsamen Wesen. Unter anderem mit Satan Klaus, den ich schon letztes Jahr mit der Flak vom Himmel geholt und dann in einem postweihnachtlichen Ritual enthauptet hatte – schöne Grüße übrigens. Ich unterhielt mich aber auch mit dem ehemaligen Christkind und habe nun leider schlechte Nachrichten für dich: heuer kannst du das Christkind vergessen, heuer kommt das Kriegskind zu dir und den anderen Deppen. Du wirst keinen Weihnachtsbaum ins Zimmer gestellt bekommen, sondern einen Atomsprengkopf. Und jedes Päckchen, das am Boden liegt, ist ein kleines Büchschen der Pandora. Öffnest du auch nur eines davon, wirst du und die anderen Deppen elendig eingehen – aber, unter uns gesagt, das wirst du früher oder später sowieso, also gib dich keiner Hoffnung hin.
Mittags erging sich meine Hülle im Billa und kaufte ein. Ich selbst war nicht dabei, was sich auch im Ergebnis des Einkaufs zeigte. „Hüttentee“ hat die Hülle gekauft! Hüttentee mit Aromastoffen für Trauben-Rumgeschmack! Ekelhaft! Läßt man das Zeug jedoch in heißem Schnaps ziehen, schmeckt es erträglich. Am frühen Nachmittag ging die Hülle bald darnieder und nach einer langen Nacht in Fieberträumen und Wahnvisionen hockt die Hülle hier im Rattenloch und führt meine Befehle aus.

Zu essen befahl ich:
1 Mai-oh!-Näse-Salat
1 Kaffee
1 Gebäck