Sinnlostag

Keine Nachricht aus der Anstalt. War daher spazieren. Im Wald. Bin einmal da, dann wieder dort herumgestanden und hab auf Bäume gestarrt. Eichhörnchen gesichtet. Ob du wohl auch so wie Katzen riechst? Komm her, kleiner Freund! Komm schon, ich tu dir nichts. Sah mich etwas verwirrt an und huschte auf einen Baum. Unglaublich. Dann kam ein Radfahrer. Ich nahm einen dicken Ast, der mir als Streitaxt diente, und stellte mich wie ein Kriegerdenkmal an den Wegesrand. Der Radler schielte mich beim Vorbeifahren zögernd aus den Augenwinkeln an. Was für einen großen Bogen er wohl fliegen würde, wenn ich ihm den Ast ins Vorderrad steckte? Hm, zu spät. Vielleicht beim nächsten Mal. Etwas später zwei Typen mit zwei riesigen Hunden. Ich spielte mit meinem Ast herum, um einen guten Halt zu finden, um den Ast gut ausbalanciert schwingen und den Hunden bei Bedarf den Schädel einschlagen zu können. Kommt ruhig näher, ihr Hündchen. Onkel Matla wird euch schon zeigen wie das läuft. Wieder nichts. Brave Hunde, hübsch, stolz, gut erzogen. Wie ich mich wohl fühlen würde, wenn ich ein Hund wäre? Ich stellte mich neben einen kleinen Baum und pinkelte dessen Stamm und die unteren Blätter voll. Ein Windstoß. Die Schule vollgebrunzt. Packte umständlich meinen Schwanz ein und sah auf die Uhr. Oh, Mittagszeit! Der Freitag ist um, die Woche ist um, das wohlverdiente Wochenende beginnt. Auf nach Hause.

Ich aas (nachdem ich mit dem Essen etwas herumgespielt hatte):
1 dünne Stange Wurst
1 Eckerl Sirius
1 scharfen Senf

Das große w

Heute ist alles verkehrt herum. Ich merkte es schon beim Aufwachen. Wollte mir die Eier kratzen, erwischte aber meine Nase. Auf der Straße die Menschen… sie liefen auf ihren Händen herum. Die Autos schlitterten auf ihren Dächern über die Landschaft. Ich ging lieber zu Fuß in die weiße Anstalt. Hatte auf Kopfstand in der Straßenbahn keinen Bock. Einige Trapezkünstler traf ich unterwegs. Sie gruben sich bis zum Hals mit vollem Schwung durch den Asphalt. Radfahrer, gerädert. Zwischen die Speichen geflochten. Vor der klingonischen Botschaft stand ein lässiger Hippie und lutschte lachend an einer leiwanden Lilie herum.
Die Frau, die mir in der weißen Anstalt, gegenüber sitzt, ist heute keine Frau. Auch kein Mann. Nur ein schwarzes Loch, das mich gierig anstiert. Wie ein sechsarmiges Tier, mit Beinen aus Metall. Darf mich nicht darin verlieren. Konzentriere mich auf das Weiß der Wände. Wirklich weiße Wände! Wut, Wahnsinn. Was wird das werden? W, w, w, oh W!

Ich aas:
1 Packung belegte Brote

Das große w

Der Wiener Fruchtbarkeitsritus

Heute Morgen, als ich aus der U-Bahnstation ins Freie trat, stellte sich ein Paar in meinen Weg. Ich wollte Sie mit der guten alten Wiener Floskel „Schleichts eich!“ beiseite schieben, doch hartnäckig blieben sie und entfleuchten nicht. „Guten Morgen!“, lachten sie mich statt dessen an und drückten mir folgendes in die Hand:

 

Ich muss das für den Nicht-Wiener erklären:
es handelt sich hierbei um einen traditionell-wienerischen österlichen Ritus. Es ist quasi eine Aktion der Stadt Wien, um die Bürger zur Fortpflanzung nach dem langen finstren Winter anzuregen. Frei nach dem Motto „SPÖ – Sperma, Penis und Östrogen“. Das Ei als Symbol der Fruchtbarkeit soll sein Übriges tun.
Schon das symbolträchtige Logo des Sex-Vereins SPÖ zeigt uns den geschichtlichen Hintergrund. Wir haben hier die Turmspitze des Stephansdom als Phallus und das Rund des Riesenrades als Bildnis des weiblichen Gefäßes.
Ja, man kann sogar sagen, es ist das Motto des heurigen Frühlings! Es ist „der Wiener Weg“ ins umtriebige und fortpflanzungsreiche Jahr 2013!
Und zu guter Letzt ein ganz wichtiger Hinweis in Punkto Sex: „Zusammen geht’s leichter!“ So hört denn auf zu wichsen, oh ihr Wiener!

Ich bin froh in Wien zu wohnen, einer Stadt, die so auf mich schaut – und aas:
das rote Fruchtbarkeitssymbol

Tausend Schillinge und die Urlaubskuh

War gerade in der U-Bahn. Vollgestopft mit Fleisch, hatte kaum Platz zum Atmen! (Wenn es in Wien regnet oder – Gott bewahre! – sogar schneit, versagt jegliche Technik und die Menschheit versinkt in Chaos.)
Also da stand ich eingezwängt wie Schlachtvieh im Tiertransporter und versuchte, mit all meiner gedanklichen Kraft mir Leere und Nichts rund um mich vorzustellen. Leider ohne Erfolg, denn eine dumme Kuh (Hallo Schlachthof!) mit Kinderwagen stand genau vor meinem Gesicht und telefonierte unentwegt.
„Ja, wir dachten uns, so ca. 1000,- Schilling. Das war damals so üblich. Das sind so ungefähr 100,- Euro.“
Dann redete der auf der anderen Seite der Leitung. Weiter gings:
„Ich kann mir aber nicht frei nehmen, weil schon drei andere in der gleichen Woche frei haben“
Der andere. Und dann:
„Ja, weißt du, wenn wir wo sind, dann schenken wir so ca. 100,- Euro. Das war schon damals so. Damals waren das 1000,- Schilling.“
Kurze Pause.
„Blöd, wahrscheinlich bekomme ich da keinen Urlaub. Drei andere haben da schon frei.“
Pause. Mir wurden langsam die Eier runzlich!
„Ja, glaub‘ ich auch. Gute Idee. 100,- Euro. Früher in der Familie haben wir das immer mit 1000,- Schilling gemacht.“
Ich nutzte die nächste Pause, um meine Position zu wechseln und latschte der Kuh auf die Schuhe.
„Der Sascha hat gemeint, dass ich in Krankenstand gehen soll. Weil ich kann mir da keinen Urlaub nehmen, weil drei Kolleginnen genau in der Woche schon weg sind.“
Ich blickte in ihren Kinderwagen und bemerkte, dass er leer war. Ich stieg der Kuh nochmals auf die Zehe, um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen und deutete in den Kinderwagen. Vielleicht war das Kind ja mit den verschissenen 100,- Euros in den Urlaub gefahren, weil die blöde Kuh von Mutter den ganzen Tag nur zwei Sätze redet! Die jedoch sah mich nur mit gerunzelte Stirn an und ließ wieder einen ihrer beiden Sätze ins Telefon.
Als ich der Nachbarin, die schon wieder(!) etwas für mich kochte, die Geschichte erzählt hatte und ihr meine Eier mit der Frage präsentierte, ob sie runzliger als gestern wären, befühlte sie sie kurz und meinte dann nur: „Hm, gute Idee. Ich geb‘ dir Spiegelei über den Toast.“ Dann riss sie mir ein Hodenhaar aus, dass mir die Tränen in die Augen schossen!

Ich aas also:
1 Toast mit Spiegelei darüber

Die Tangahymne auf Rollerblades

Gestern war ich auf einer Beerdigung. Und heute sag ich dir, der gute Koala erinnerte mich vor einigen Tagen mit seinem Vorschlag für die Bundeshymne an eine Geschäftsidee erinnert, die ich einst hatte: Verkauf getragener Tigertangas! Dieses Vorhaben verschwand, wie so oft, einfach im Sumpf der Zeit. Der einzig verkaufte Tanga übrigens ging an knofl – ich fand den Tanga unter dem Teppich, leicht angeschimpelt (war froh, dieses Ding mit der Post verschicken zu können, denn so wurde ich die Quelle einer penetranten und permanenten Geruchsbelästigung los und konnte daraus auch noch Kapital schlagen).
Nun, als Gottvater der heiligen Nation Umamatlarumma bin ich ständig auf der Suche nach neuen Einkommensquellen. Und weil ich meine Tigertangas nicht sooft wechseln möchte, wie ich sie an Kunden verschicken müßte, habe ich mir gedacht, ob ich nicht Gastarbeiter anstellen sollte. Und so traf ich mich gestern Abend mit der Nachbarin im Gastgarten des Brandinesas, um mit ihr über diesen Gedanken zu sprechen. Ich erklärte ihr alles Länge mal Breite.
„….. Ja! Und deshalb wollte ich dich fragen, ob du für mich Tigertangas tragen könntest, damit ich…“
„Matla? Würdest du gerne mit Rollerblades fahren?“, unterbrach mich die Nachbarin und blies den Rauch ihrer Tschick in die Sonne.
„Äh, nein. Also was ich wissen muß, ist, ob du die Dinger…“, begann ich erneut.
„Willst du es nicht einmal versuchen?“, fragte sie und sah ganz verträumt die wie die Irren herumfahrenden Dodeln an.
„NEIN!. Du, hör jetzt mal….“
„Warum nicht, Matla?“
Ich wurde schon langsam zornig.
„Weil ich lieber mit dem Auto fahre. Also nochmal…“
„Ich meine nicht an Stelle des Autos, sondern in der Freizeit.“
„NEIN, verdammt! Ich segle lieber.“
„Das kann man doch nicht vergleichen. Wenn du an Land wärest und….“
„SCHEISSE NEIN! Ich sag dir mal was! Ich fahre lieber mit dem Auto, Fahrrad, Segelschiff, Dampfer, Pferd, Flugzeug, Zug, Bus und sogar mit der gottverdammten Strassenbahn fahre ich lieber als mit Rollschuhen!“
„Rollschuhe? Ach, Matla. Das nennt man Rollerblades!“
Ich wollte schon gehen, als der Wirt mir das neue Glas Rum brachte. Ich wechselte das Thema.

Und ich aas:
1 Brot
1 Topfen
1 Käse
1 Apfel

Stadt, du bist so super!

Lili ist so neu und ich fahre mit dem Rad.

Ein herrlicher Tag. Ich bin heute wieder mit dem Fahrrad zu Lili gefahren, die übrigens wie durch ein Wunder völlig neu aussieht – s. Foto (heute mit Vöslauer-Oberteil).
Die Strecke, die ich dabei mit dem Rad fahre, zeigt mir die Stadt, wie ich sie liebe. Morgens immer der aufgehenden Sonne, Abends der untergehenden Sonne entgegen.
Die Tour beginnt mit der alten Schotterstraße den Berg runter. Hier werden meine 190 kg schweren Fettpolster, die meinen schlanken Körper umgeben, so richtig wachgeschüttelt. Wenn die wirkliche Straße beginnt – mit Autos und so – winke ich den ersten Kindern freundlich zu, die lachend und voll freudiger Erwartung in die Schule wandern. Dann gehts vorbei an dem Haus, in dem ein Fiaker mit seinen Pferden wohnt. Manchmal fahren wir am Morgen ein Stück gemeinsam. Ich hänge mich hinten an seine Kutsche und lasse mich ein Stück ziehen. Obwohl alles nach Pferdescheiße stinkt, ist er sehr freundlich.
Spätestens an der Straße mit den kleinen Geschäften trennen sich unsere Wege und ich fahre zwischen den kreuz und quer
geparkten LKWs der Lieferanten durch. Einer schenkt mir hin und wieder ein kleines Kipferl, weil ich ihm einmal behilflich war. Ansonsten begrüßen wir uns immer lautstark im Vorbeifahren: „Eeeeyyy, Matla!“ – „Eeeeyyy, ElKaWe-Fahrer!“
Danach sause ich meinen Schleichweg durch ein kleines Viertel mit ganz engen und kleinen Gassen, in dem manche Frauen die Wäsche auf Leinen zwischen den Häusern aufhängen – wie in Italien. Im Sommer ist es dort immer angenehm kühl. Eine gute Gelegenheit, um mir den Schweiß aus den Speckfalten zu wischen. Dort sehe ich auch manchmal ein altes Weib ohne Zähne vor dem heruntergekommenen Haus sitzen, die dem Ewigbesoffenen mit Strohhut und Pfeife erlaubt, ein bißchen seinen Kopf auf ihre Knie zu legen.
Wenn ich an den Hinterhöfen des Krankenhauses, in denen sie das abgesaugte Fett lagern, vorbei bin, erreiche ich bald die Stelle meines höchsten Glückes: meinen Arbeitsplatz, den G-Punkt meines Lebens. Da binde ich mein Fahrrad an eine Laterne – gleich neben dem Mistkübel. Wenn ich nach der morgendlichen Anstrengung Magenkrämpfe bekomme, verwende ich ihn immer, um zu kotzen.

Ich esse trotzdem:
2 Vaginalsemmeln mit Extrawurst, Käse und Gurkerl
Wasser aus Lili