Der Schlatter kommt!

Als ich heute bei Sonnenaufgang müde die Gruft der Nachbarin verlassen durfte (sie hatte mich bis in die frühen Morgenstunden angekettet und gefoltert) und ich in meine Wohnung stolperte, wurde mir eines schlagartig bewußt: wenn es den Alkohol nicht geben würde, müßte ich mich umbringen.

Nach einem flüssigen Frühstück prüfte ich die Emails. Schrecken durchfuhr mich! Bruno Schlatter, der geschlauchte Herrscher über Noseland, möchte am Donnerstag kommen und Umamatlarumma kennenlernen!
Sofort sprang ich auf und rannte im Kreis. Ich als Herrscher war ja nun wohl für einen würdigen Staatsempfang verantwortlich. Das Gehirn im Kopf arbeitete auf Hochtouren, eine Checkliste war schnell erstellt:

  1. Das Volk auspeitschen und es zwingen, dem Schlatter glücklich und zufrieden zuzujubeln
  2. Die Marihuanaplantagen tarnen und den Sklaven Kleidung und Krücken geben
  3. Den eingekerkerten Staatsfeinden die Zunge herausschneiden
  4. Den Zeugen meiner gewaltsamen Machtübernahme die Zunge herausschneiden (sicherheitshalber auch die Augen ausstechen)
  5. Gutaussehende Nutten bestellen
  6. Mit den herausgeschnitten Zungen die Toilette sauberlecken
  7. Die Reisplantage in der Badewanne etwas aufforsten
  8. Meine Insignien, sprich Herrscherstab und Reichseier, gründlich waschen (mit Hirschseife), rasieren und mit lustigem Cellophan verzieren
  9. Die alte Leiche aus dem roten Teppich rollen und entsorgen, Teppich mit Duftspray einsprühen und ausbreiten (wichtig: Blutflecken auf die Unterseite)
  10. Staatstreue und gewissenlose Scharfschützen postieren, um etwaige Saboteure im Vorfeld zu killen (wichtig: Schalldämpfer verwenden)
  11. Eine beliebige Verfassung kopieren und vorrübergehend in den Reichsschaukasten legen (heroische Herrscherportraits etwas in den Hintergrund rücken)

Da wartet viel Arbeit auf mich – andererseits: vielleicht willigt der sehr verehrte Noselandherrscher in ein Treffen auf neutralem Gebiet ein? Vielleicht im Stephansdom?

Ich aas in Gedanken versunken:
2 Brot mit Käsewurst
1 Käse
1 Portion schwarze Oliven
1 Portion Sandwichgurken

Widerliches Geruchsgesindel

Nach langer Zeit war ich heute einmal wieder im Rattenloch. Es gab Arbeit. Während meiner Abwesenheit haben sie den Speisesaal beerdigt. Er ist jetzt nicht mehr im siebenten Stockwerk, sondern im zweiten Tiefgeschoß – natürliches Licht beim Essen braucht niemand!
In dem kleinen Zwinger, den sie „Arbeitsplatz“ nennen, war die Hölle los. Wir waren fünf Sklaven in einem Raum, der laut Gesetz zu klein für einen einzigen ist! Die Stimmung war unerträglich. Kein Wunder, wenn du neben dir vier Nichtraucher hocken hast und dieser Raum vorher das einzige Raucherzimmer im Stockwerk war. Den Geruch bekommen sie nicht mehr weg. Egal wie sehr man Fenster und Türen öffnet, es riecht, als würde der Teufel höchstpersönlich neben dir eine Havanna rauchen.
Ich meine, mir macht ja der Rauch nichts aus, die menschliche Nähe ist es, die mir den Tag verdrießt. Pfui! Wie ich das verabscheue! Menschengesindel in Geruchsweite! Aus den Augenwinkel konnte ich den Angstschweiß von ihrer Stirn tropfen sehen, wie er in eine Lache aus Blut und Verwesung fuhr und Fontänen an Schmerz hochschießen ließ. Und das in Zeitlupe! Mit hallendem Sound dazu! Zum Kotzen!

Morgen verkrieche ich mich zuhause. Mit einer Flasche Aperol. Oder zwei.

In der Catina aas ich:
1 Weckerl mit weißen Matsch und Tomaten
1 Plastikflasche Saft

Geschichten aus der Gruft einer Domina im Blauen Engel

Am Freitag war ich im Jenseits. Ja, du liest richtig. Im Jenseits. Im „Tanzcafe Jenseits„. Eine alte Domina, die ich noch früher kenne, hat dort irgendwas gefeiert – mir wurde den ganzen Abend nicht ganz klar, was – und ein paar Sklaven in das reservierte Hinterzimmer eingeladen. Wie auch früher durften wir sie nur mit „Herrin“ (gesprochen: „Hörrin“) anreden und mußten mit Socken in der Unterhose herumlaufen.
Ich habe mich dort sofort wohlgefühlt. Das „Tanzcafe Jenseits“ erinnerte mich nämlich an eine Bar in Berlin, in der ich in den späten 30er Jahren Kellner war. Damals war diese Bar ein angesagter Treffpunkt für niedere Soldaten, die aber gutes Trinkgeld gaben, und leichte Mädchen. Rotes düsteres Licht, alle Möbel mit dickem purpurnen Samt überzogen, dicke Rauchschwaden zogen durch das Lokal und Soldaten, die Akkordeon spielen konnten, waren der Mittelpunkt des Geschehens. Naja, das war in einem anderen Leben.
Am Freitag jedenfalls lernte ich ganz zufällig an der Bar im „Tanzcafe Jenseits“ eine Frau kennen, die einen schwarzen Ledermantel trug und einen riesigen Hut tief ins Gesicht gezogen hatte. Ich wollte eigentlich nur ein Biertschi bestellen und mich gleich wieder im reservierten Hinterzimmer unter dem Rock der Domina verkriechen, aber die Frau sah mich ständig an – ich spüre so etwas. Leider dauerte die Bestellung sehr lange. Mir wurde von ihren Blicken so unwohl, daß ich sie schließlich fragen mußte, was mit ihr los sei. So kamen wir ins Gespräch und zuletzt fragte sie mich, ob ich mit ihr mitgehen wolle. Ich merkte gleich, daß sie nicht ganz dicht war und sagte ja.

Ich esse während es mich regelmäßig vor Grauen und Ekel abbeitelt hier in der Cantina des Rattenlocherls ein dreigängiges Luxusmenü:
1 Grießnockerlsupperl
1 Frankfurter mit Senf und Tomatenmatsch
1 Kleiner Brauner