Heimkehr aus Griechenland, Teil 4

> hier gehts zu Teil 1 der Heimkehrerstory.

Die Nachbarin und ich standen also in dieser Agentur, in der man Fahrkarten für die griechische Eisenbahn kaufen konnte. Eine Viertelstunde vor Büroschluß. Ich war sehr glücklich. Langsam und deutlich erklärte ich der Frau am Schalter, mit welchen Zügen wir verkehren wollten. Zuerst Athen nach Thessaloniki und dann den Nachtzug von Thessaloniki nach Belgrad.
„That is not possible.“
„Do not make me unhappy, lady!“, erschrak ich
„DON’T MAKE HIM UNHAPPY!“, zuckte die Nachbarin leicht aus.
Warum es nicht möglich war? Ganz einfach. Das erste Ticket, Athen-Thessaloniki, konnten wir hier in dieser Agentur gerne kaufen, doch nicht das internationale.
„Whyyyyyyyy?“ Meine Stimme versagte.
Ein internationales Eisenbahnticket könne man nur im Hauptbüro der OSE kaufen. Nicht hier, nicht am Bahnhof, nur im Hauptbüro.
Die Frau begann uns auf einem Stadtplan die Fahrt zum Hauptbüro zu erklären. Doch was hörte ich da schnaufen? Etwas schon die Eisenbahn? Nein. Es war die Nachbarin.
„Du Scheißtussi, du verschissene! Gib uns jetzt die Tickets!“, plärrte die Nachbarin mit rotem Kopf der Frau ins Gesicht. Die sah mich mit großen Augen an, sie verstand ja kein Deutsch.
Ich erklärte der Agenturdame in aller Ruhe die Lage – es war ein Wechselspiel zwischen der Nachbarin und mir. Zuckt sie aus, werde ich ruhig und umgekehrt. Automatisch spielten wir stets „Guter Kunde – Böser Kunde“.
Jedenfalls verstand die Griechin nun unsere Verzweiflung. Sie sagte, sie werde bei der OSE anrufen.
Wir warteten.
„Good news.“, kam sie nach ein paar Minuten dahergerannt. Wir könnten beide Fahrkarten direkt am Bahnhof, welcher bis um 21 Uhr geöffnet hätte, kaufen. Ich freute mich.
„Are you happy now, Mr. Matla?“
„Yes, I am.“

Die Nachbarin und ich verließen die Agentur, noch immer ohne Tickets, und fuhren zum Bahnhof. Metrostation Larissa. Wir hatten schon seit Ewigkeiten nichts mehr getrunken und gegessen und es war bereits nach 18 Uhr. Obwohl wir bis Schalterschluß noch fast drei Stunden Zeit hatten, legten wir ein verdammt hohes Tempo ein. Alles im Laufschritt. Wer wußte denn schon, was noch alles passieren mochte.

Der Bahnhof in Athen war leicht zu finden. Wir stürmten die Eingangshalle. Nach einem kurzen Rundumblick entdeckte ich einen besetzten Schalter mit der Aufschrift „Information for international tickets“. Mit einem Sprung standen wir dort. Hinter der Glasscheibe mit Sprechloch saß ein ziemlich fetter Widerling. Sein Hemd und sein Hosentor waren weit offen. Er hatte einige Nüsse vor sich liegen, die er mit einem Hammer und einem spitzen Messer auseinandernahm. Ich sagte dem Fettarsch, welche Tickets ich kaufen wollte. Er verstand kein Wort, runzelte nur die Stirn.
„Athen to Thessaloniki, Thessaloniki to Belgrad. Beograd.“, sprach ich laut und deutlich.
„Beograd?“
„Yes.“
Wie ein Affe im Urwald zeigte er uns mit ein paar knappen Handbewegungen, daß wir irgendwoanders hingehen sollten. Raus und dann links.
„Leck mich, du fetter Wichser.“, sagte die Nachbarin mit funkelnden Augen durch die Scheibe und zeigte ihm den Finger.
Auf ins nächste Büro.

Morgen erzähle ich, Odysseus, der eigentlich nur nach Hause wollte, wie es tatsächlich zu einem teilweisen Ticketkauf kam.

>> weiter zu Teil 5

Um auch etwas aus der Gegenwart zu erzählen:
Gestern verabschiedete ich mich offiziell vom Sommer. Zu diesem Zwecke wagte ich den Aufstieg auf die pyramidenartige Hauptbücherei Wien und ließ mich von der untergehenden Sonne überbelichten. Auf Wiedersehen.

Was für ein Foto!

Und heute legte ich mir nach sorgfältiger Planung die Herbstvorräte an und aas:
1 Menge Kronprinz Rudol Äpfel
1 Menge Käse
1 Menge Tomaten

Heimkehr aus Griechenland, Teil 3

> hier gehts zu Teil 1 der Heimkehrerstory.

Am nächsten Tag rief ich erst gegen Abend die OSE-Reservierungsnummer an. Tagsüber hatte ich keine Lust und die Sache schien mir sowieso ziemlich aussichtslos zu sein. Ich sah mich schon mit der Nachbarin per Autostop nach Hause zu fahren. Trotzdem wählte ich noch einmal diese Nummer, 1110, und erklärte der Dame am Telefon mein Problem: ich konnte die Zugfahrkarten nicht 72 Stunden vor Abreise kaufen, weil ich auf See war. Die Telefonisten antwortete mir darauf genauso gelangweilt, wie ich geklungen haben mochte.
„No problem, sir.“ Ich müsse einfach so schnell es mir möglich war die Fahrkarten kaufen.
Das Wunder war tatsächlich geschehen.
„I am very happy with you, lady!“ Ich liebe diesen Satz.
Ich erzählte das der Nachbarin, deren Blutdruck sich sogleich erholte.
„Schön ist es in Griechenland. Das Land, die Menschen, so entspannt und unkompliziert!“

So vergingen die Tage. Am Freitag kamen wir mit unserem Schiff in der Alimou-Marina in Kalamaki, Athen, an. Wir brachten flott die Bootsübergabe, die Dank des Vercharterers vorverlegt werden konnte, hinter uns. Die beiden Typen, welcherne zu uns kamen und das Boot untersuchten, waren nicht gerade erpicht darauf, irgendwas zu beanstanden. Sie sahen nur kurz auf den Kartenplotter und auf die Navigationsgeräte und verzogen sich dann wieder.
Sofort rief ich die Nummer der OSE an. Kennst du schon: 1110. Ich erkundigte mich, wo denn die nächste Möglichkeit für mich wäre, die Scheißfahrkarten zu kaufen. Ganz einfach. Entweder am Hauptbahnhof oder in einer Agentur, die sich in unserer Nähe befand. Ich ließ mir die Adresse der Agentur buchstabieren, und bestand auch auf deren Telefonnummer.
Strasse: Eleutheria 52
Irgendwas: Venezielu – was die Frau nun mit Venezielu meinte, konnte sie mir nicht sagen.
Daraufhin maschierten die Nachbarin und ich gut gelaunt in das Marinabüro und belästigten einen Bürohengst mit allerhand Fragen. Wie kommen wir zu dieser Agentur, wie ist die Adresse des Hauptbahnhofes und mit welchen Linien gehts dort hin, außerdem lass noch einen Stadtplan rüberwachsen.
Stadtpläne waren gratis aber aus, ‚Eleutheria‘ kannte er nicht, Venezielu war aber mit der Linie XY leicht zu erreichen, Station gleich außerhalb der Marina.
Auf dem Weg zur Station trafen wir einen Taxifahrer, der grade im Schatten stand und an einem Sandwich herumkaute.
„Where is Eleutheria street, Taxidriver?“
„Please speak lightly.“
„Eeeeleeeeuuuutheeeeerrriiiiaaaaa?“
„I don’t know.“
„Bye.“
Okay. Sehr verdächtig. Ich wählte die Nummer der Agentur.
„Hi, are you a company where I can buy train tickets?“
„Yes.“
„And the name of the street is ‚Eleutheria‘?“
„Yes. It’s near the XY place.“
„I will come to you shortly.“ Englisch ist scheisse.
So, wir waren bei der Straßenbahnstation. Und was jetzt? Braucht man Fahrkarten? Ein alter Sack, der auf einer Bank saß, winkte uns zu sich. Er gab uns zwei Tickets zu einem Preis von je einem Euro, zufällig hatte er ein paar dabei. Ich fragte ihn, wo die Eleutheriastrasse sei. Keine Ahnung, aber er kenne Venezielu. Das sei eine enorm lange Strasse, aber wenn wir in die Nähe des XY Platzes müßten, dann sollte wir mit der Linie XY fahren und bei Station Megairgendwas aussteigen.
„Thank you, old man.“
Wir fuhren los, stiegen nach ungefähr zehn Stationen aus. Mein Gott! Wir waren ja auf der Venezielustrasse! Noch so ein Wunder! Geil!
„Weißt du was, Matla, suchen wir einfach mal Nummer 52 und sehen wir, ob die Agentur dort ist.“
„Na gut.“
Bei Nummer Venezielu Nr. 52 angekommen, fragten wir eine herumlungernde Frau. Tatsächlich, die Agentur war gleich ums Eck. Und warum erzählten uns dann alle etwas von Eleutheria?
Wir gingen ein paar Stockwerke hoch.
„Hi, here we are.“
„Hi.“
„What is ‚Eleutheria‘?“
„I don’t know.“
Gut, kann passieren. Wenigstens stand der Ticketkauf nun unmittelbar bevor.

Dachten wir zumindest. Morgen gehts weiter.

>> hier gehts zum nächsten Teil der Irrfahrt des Odysseus.

Ich aas ein Herbstmenü
1 Flasche Sturm
1 Glas Salzgurken
1 Packung Butter-Mandel-Stollen
1 Kronprinz Rudolf Apferl

Heimkehr aus Griechenland, Teil 2

> hier gehts zu Teil 1 der Heimkehrerstory.

So wählte ich vier Tage vor unserer geplanten Abfahrt mit der Eisenbahn in Athen siegessicher die OSE-Reservierungsnummer 1110. Wir befanden uns gerade auf einer Überfahrt, es herrschte etwas ruppiger Seegang, Kommunikation unter Deck fiel auf Grund des Lärmpegels etwas schwer.
„Hey, lady! I wanna do a reservation!“, brüllte ich ins Telefon. Sie piepste eine Antwort zurück, die ich nicht verstand. Nach der Bitte lauter zu sprechen, bat mich die Telefonisten, um die genauen Daten. Ich erklärte ihr alles.
Sie sagte mir, nein, so ginge das nicht. Ich könne zwar reservieren über diese Telefonnummer, doch müsse ich 72 Stunden vorher bezahlen.
Nein, nein, das wäre ein Mißverständnis, erklärte ich, ich hätte mich schon erkundigt, ich müsse bloß 72 Stunden vorher telefonisch reservieren und erst zahlen, wenn ich mir direkt vor der Abfahrt das Ticket holte.
Nein, ZAHLEN!
Nein, RESERVIEREN!
Nein, ZAHLEN!
„Hey lady! I am not happy with you!“
Ein Mann kam ans Telefon, ich müsse die Fahrkarten tatsächlich 72 Stunden vor Abreise bezahlen.
Ich legte dem Typen die Sachlage dar. Ich könne die Fahrkarten erst am Tag unserer Abreise kaufen, denn ich wäre auf einem Segelboot und käme erst kurz vor Abreise in Athen an.
„Ah, island hopping?“
„No, sailing.“
„Island hopping?“
„Yes. Island hopping.“
Und wo käme ich denn als nächstes hin?
Nirgends verdammt, antwortete ich schon etwas gereizt, ich wäre auf einem Segelboot. Ich käme vielleicht erst wieder in Athen irgendwohin.
Der Typ am Telefon sagte mir, ich müsse dann wohl einen Kurier in Anspruch nehmen. Der Kurier müsse für mich die Tickets kaufen, aufbewahren und von dort müsse ich sie mir dann holen.
„Gimme a number.“
„I don’t have a number of a courier. You have to call the Greek directory.“
„Gimme the fucking number of this fucking directory. Please, be so good.“
Tüt tüt tüt. Aufgelegt.
Gut, ich ließ mich nicht entmutigen. Ich bat das Crewmitglied mit dem Laptop mir zu helfen. Er fand übers Internet die Telefonnummern von fünf verschiedenen Kurierservices in Athen.
Alle fünf Nummern versuchte ich und natürlich bot dieses Service niemand an. Wer kauft schon Tickets für jemanden, der am Telefon höflichst darum bittet?
Ich wählte erneut 1110, die Nummer des OSE-Reservierungsservices. Wieder erzählte ich die ganze Geschichte und daß es keinen Kurier gab, der die Tickets für mich kaufen würde.
Tja schade, war die Antwort, da könne sie mir nicht weiterhelfen. Wirklich schade.
Ich entschied mich einfach nichts mehr zu tun und erst morgen wieder anzurufen. Vielleicht geschah ja ein Wunder in Griechenland.

Morgen geht die Irrfahrt durch die griechische Welt der telefonischen Zugreservierung weiter.

>> zum 3. Teil der Heimkehr

Heute aas ich unterwegs:
1 Pizza
1 Flasche Coca Cola

Heimkehr aus Griechenland, Teil 1

Der seglerische Teil unseres Urlaubs war also zu Ende: siehe Törnbericht Golf von Korinth 2009

Die ursprünglich gebuchten Flüge, von Athen nach Wien, fielen ins Wasser (Sky Europe) und andere Flüge waren der Nachbarin und mir zu teuer bzw. zu indirekt. Weil ich schon längere Zeit nicht mehr mit der Eisenbahn unterwegs gewesen war, kam mir die Idee, einfach nachzufragen, wieviel denn die Fahrt von Athen nach Wien kosten würde. Ungefähr 180€ pro Person für die gesamte Strecke ergaben meine Nachforschungen.
Der Plan für unsere Reise war schnell aufgestellt:

  1. 26.09.2009 – Athen nach Thessaloniki, 10:51 bis 15:50, IC 52
  2. 26.09.2009 – Thessaloniki mit Nachtzug nach Belgrad, 17:04 bis 05:44, D 334
  3. 27.09.2009 – Belgrad nach Budapest, 07:30 bis 14:54, IC 344
  4. 27.09.2009 – Budapest nach Wien, 15:10 bis 18:08, EC 968

Wir wären also am Samstag um 10:51 in Athen abgefahren und am Sonntag um 18:08 in Wien angekommen. Eigentlich nicht schlecht. Zweiunddreißig Stunden.

So ging ich also gleich am nächsten Morgen zum Westbahnhof, um die Tickets zu kaufen. Sollte ja gehen.
Fehler. Geht nicht. Der ÖBB-Schaltermaxi erklärte mir, die Züge in Griechenland seien reservierungspflichtig, er könne von hier aus nichts tun, das System sei für Griechenland gesperrt.
„Und wos moch i jetzt, Oida?“
Das Beste sei, direkt in Griechenland, sofort nach der Ankunft, die Reservierung vorzunehmen oder, noch besser, die Tickets gleich zu kaufen.
„Wiedaschaun.“

Ich bin von Natur aus Personen gegenüber mißtrauisch, die mir Auskunft erteilen. So suchte ich mir sicherheitshalber die Internetseite der griechischen Eisenbahngesellschaft heraus. OSE. Ich fand eine Telefonnummer für Reservierung, die aber nur innerhalb Griechenlands erreichbar war. Also schrieb ich eine Email über das Kontaktformular auf der OSE-Seite, hinterließ Name, Telefonnummer und meine Absichten. Ich erwartete mir nichts.

Eine Woche verging. Die ungelösten Fragen ließen mir keine Fragen.
Die Nachbarin: „Weißt du schon, wie das mit den Fahrkarten geht?“
„Na.“
„Wann kümmerst du dich darum?“
„Eh boid.“
„Muß ich es wieder selbst machen? Hm?“
„I ruaf jo eh scho au.“
Auf anderen Internetseiten fand ich Telefonnummern von Büros der OSE. Ich rief an. Niemand sprach Englisch. Shit.
Plötzlich läutete mein Telefon, es war eine Frau der OSE. Ich war völlig baff. Man schreibt eine Email an eine griechische Firma und wird tatsächlich zurückgerufen? Wahnsinn, die globalisierte Welt funktioniert doch irgendwie! Die Frau sprach gutes Englisch und erklärte mir folgendes: das einzige, was ich tun müsse, wäre in Griechenland 72 Stunden vor Abreise die Telefonnummer 1110 zu wählen und zu reservieren. Die Tickets bräuchte ich erst direkt vor Abreise am Schalter zu bezahlen. Ich bedankte mich sehr herzlich für dieses ausgesprochen ungewohnte Service.
„Thank you, lady. I am very happy with you.“

Nun war alles geklärt, die Nachbarin fand ihren Frieden.

Morgen geht die Geschichte weiter. Sie findet ihre Fortsetzung auf dem Segelschiff. Ungefähr achtzig Stunden vor der Abreise mit dem Zug in Athen.

>> zum 2. Teil der Heimkehr

Ich aas:

1 Guglhupf – das ist Heimat pur!

Törnbericht Golf von Korinth 2009 – Teil I

Diesen Törnbericht will ich aus Zeitgründen kürzer halten als den letzten (Törnbericht Kykladen 2009).

Wir, ein Team von sieben Menschen, vollführten einen Überstellungstörn einer vollkommen neuen Bavaria 47 Cruiser von der Marina Lefkas nach Athen, Aloumi Marina in Kalamaki. Dazu hatten wir sieben Tage Zeit – 19. September 2009 bis 26. September 2009.
Der gemeinsame Hinflug mit der AUA nach Preveza ging ohne Zwischenfälle vorüber, der Rückflug von Athen fiel zwei Wochen vorher ins Wasser: SkyEuropes Pleite. Jeder für sich buchte schnell den Rückflug, den er noch zu einem annehmbaren Preis finden konnte. Ich entschied mich für eine Rückreise per Eisenbahn.

Wir brachen nach der Bootsübernahmen sofort zu einer Nachtfahrt auf. Kräftiger Ostwind mit bis zu 30 Knoten Stärke trieb uns unter Segel bis Mesolongion. Trostloser Hafen nach der Durchquerung eines kleinen Kanals. Es gibt keine Strom- oder Wasseranschlüsse, die Duschen funktionieren manchmal gegen Abend. Wir schlossen Freundschaft mit der lustigen Crew eines spanischen Schiffes und sahen uns den Ort, den man nach einen kleinen Fußmarsch von 15 Minuten erreicht, an. Es gibt am Hafen lustige Gebotsschilder.


Am nächsten Tag gings gleich wieder weiter. Wir fuhren unter der Rion-Antirionbrücke, die den Golf von Patras vom Golf von Korinth trennt, durch. Um diese Brücke passieren zu dürfen, muß man sich zuerst die Erlaubnis bei „Rion Traffic Control“ über Funkkanal 14 holen. Die sagen dir dann, wo du die Brücke zu durchfahren hast. Zum Beispiel: „Three pillars to the right, one pillar to the left.“

Nach der Brücke setzten wir gleich die Segeln und hielten auf die kleine Insel Trizonia zu. Der gleichnamige Ort hat einen netten kleinen Hafen, in dem interessante Boote liegen.

Morgen erzähle ich den Seglerkrempel weiter.

>> zum 2. Teil des Törnberichts „Golf von Korinth“ 2009

Heute mittags legte ich einen Urlaubserinnerungstag ein und aas:
1 Flasche Kalamaki Oliven
1 Dose Amstelbier aus Griechenland
1 Dose Jelen Pivo aus Belgrad

mytoern.net

Rifflige Fahrt in die Sonne

Normalerweise wandere ich ja mit einem breiten Grinsen auf der Visage durch die Stadt. Ich habe da so eine Art Filter eingebaut, von dem ich bereits vor (geh leck!) fast vier Jahren berichtete: Filter. Mit diesem Filter gehe ich leichten Schrittes herum, staune über die viele Schönheit, die mich umgibt, und freue mich des Lebens in der freien Natur.
Doch seit einigen Wochen ist das nicht mehr so. Mein Blick ist gerunzelt, nur mehr auf den Boden gerichtet, wandert von Lungenauswurf zu Lungenauswurf. Angewidert quäle ich mich vorwärts, meine Füße versinken voll Haß im Asphalt.
Ich werde daher nächste Woche nach Griechenland fliegen und dort eine Woche segeln. Noch schnell, bevor die Saison entgültig vorüber ist und ich wieder ein halbes Jahr auf die Einsamkeit auf See warten muß, ein bißchen Sonne, um das Gemüt zu beleben.
Ich habe mich dazu entschlossen und arbeite diese Woche für die nächste vor. Das bedeutet natürlich die kommenden Tage jede Menge Streß und wenig Schlaf, doch lenkt mich das wenigstens von meinen widerwärtigen Gedanken ab.
Mit etwas Willen und Glück habe ich noch einen billigen Flug für Samstag nach Griechenland ergattert. Zurück gehts mit dem Zug – das ist die billigere Variante. Dauert zwar mehr als dreißig Stunden, doch ich habe nichts gegen Herumsitzen und Nichtstun. Und ist mir Zeus wohlgesonnen, schenkt er mir auch noch dreißig Stunden Nichtsdenken in diesem Zug. Wir werden sehen.

Ich aas
1 Packung Chips – scheiß drauf

Törnbericht Kykladen 2009 – Teil VIII – Fickpuppen und Steinhaufen

>> zum Anfang dieses Törnberichts

In dieser Nacht streunten wir noch etwas in Mykonos herum. Scheiße diese Stadt, wenns finster wird. Sieht aus wie ein Kuhdorf aus weißen Puppenhäusern, kitschig beleuchtet. Die Leute, die dort herumrennen, sehen auch wie die Puppen aus. Wie stumme Fickpuppen.

5. Tag Mykonos – Naxos:
Ich erwachte. In meiner Kajüte. Oje. Neben mir die Nachbarin, die nun selbst wie eine Fickpuppe dalag. Ihr Kopf hing nach hinten von der Koje, ihr Mund war weit geöffnet, anscheinend hatte sie eine völlig verstopfte Nase. Als ich das verkrustete Zeug in ihrem Gesicht sah, war mir klar warum. Oh Mann, was war ich besoffen, ich erinnerte mich an nichts.
Ich kroch aus dem Bett, zog mir irgendwas über und beseitigte alle Beweise meiner Anwesenheit in diesem Raum. Danach kletterte ich an Deck, um Aurora zu begrüßen. Zwei Crewmitglieder lagen herum. Einer schnarchte wie eine Wildsau, der andere wachte gerade auf und kratzte sich die Eier. Um ihn schneller in den Wachzustand zu bringen, stieß ich ihn mit einem Tritt von seiner Sitzbank und sagte: „Legen wir ab, Alter.“
Er wolle noch duschen, warf er ein.
„Hier in Griechenland? Was? Gibt es Duschen in der Marina?“, staunte ich.
Ja, sie wären gestern duschen gewesen und das sogar kostenlos.
„Also gut. Ihr habt eine Stunde. Ich verzieh mich derweilen ins Kafenion.“, sagte ich und schlapfte davon.
Wie bereits gesagt. Geldgierig sind sie nicht, die Griechen, aber auch nicht zuverlässig. Es stellte sich heraus, daß die angeschlagenen Öffnungszeiten der Duschen nicht so genaugenommen wurden.
Und tatsächlich legten wir etwas mehr als eine Stunde später ab. Unter den Argusaugen meiner Mutter. Sie hatte schon die restliche Crew geweckt, Befehle verteilt und Ordnung hergestellt.
Mittags wollten wir zwischen Delos und Rinia ankern, um den geschichtsinteressierten Seefahrern die Möglichkeit zu bieten, den antiken Steinhaufen von Delos zu besichtigen.

>> weiter zu Teil IX

Spät ists und ich aas mittags:
1 Brot
2 Gurkerl
1 Paprika
1 Käse aus dem Hause Geheimrat
1 Topfen

mytoern.net

Törnbericht Kykladen 2009 – Teil I

Ja, toller Segeltörn. Es gab einige Überraschungen. Angenehme, aber auch sehr unangenehme. Und es gab Premieren.

1. Tag – Anreise und Bootsübernahme:
Per Flugzeug nach Athen. Zum ersten Mal bin ich mit einem Verkehrsflugzeug geflogen, das völlig ohne Beschriftung war. Kein Logo einer Fluglinie, keine Firmenfarben, nichts. Einfach nur weiß. SkyEurope. Doch der Flug war pünktlich und ohne Absturz.

Irgendwie hoffte ich in Griechenland die alten Verhältnisse vorzufinden und zündete mir gleich nach der Landung in der Gepäcksschleifenhalle eine Zigarette an. Nach nicht allzu langer Zeit kam so eine Art Polizistin angerannt und fuchtelte ganz aufgeregt mit ihren Händen vor mir herum. Ich tat so, als würde ich nichts verstehen und bot ihr eine Zigarette an, damit sie sich beruhigen konnte. Das brachte die Polizistin noch mehr in Rage. Sie nahm mir die Zigarette ab, redete auf mich etwas böse ein und verschwand dann.
Wir waren zu viert. Drei Typen aus meiner Gegend und ich selbst als Skipper. Meine Nachbarin (ja, genau die) wollte in drei Tagen auf Mykonos zu uns stoßen. Ich habe ihr davon abgeraten, aber ich ließ mich überreden. Und du wirst noch sehen, warum ich das mein Leben lang bereuen werde.
Wir vier fuhren mit einem Taxi zur Marina Alimou in Kalamaki. Der Taxifahrer war ein armer Hund. Er sah wie ein abgelecktes Arschgesicht aus und war sehr besorgt um sein Auto, das nicht minder abgeleckt aussah. Ganz vorsichtig öffnete er die Türen, versuchte das Auto möglichst wenig zu berühren, er lud das Gepäck wie Bomben, die bei der kleinsten Erschütterung explodieren könnten, ins Auto, versuchte dabei scheinbar, dem Auto möglichst viel Gewicht abzunehmen. Richtig ärgerlich wurde er, als einer meiner Freunde seinen großen Seesack mit Gewalt in den Kofferraum drücken wollte und sich mit seinem vollen Gewicht auf das Gepäck lehnte. Mit einem Schrei und heftigen Kopfschütteln stieß er meinen Freund vom Auto weg. Sowas gefällt uns natürlich nicht. Daher habe ich während der Fahrt seinen Stadtplan bei offenem Fenster auseinander genommen, dabei „unabsichtlich“ eine Ecke eingerissen und dann auch noch falsch zusammengelegt, ich habe den Seitenspiegel auf meiner Seite so verdreht, daß ich meine Nasenhaare sehen konnte, habe Fingerabdrücke an Fenstern und Spiegel hinterlassen und dann streute ich ihm noch einige Nasenmänner auf die Fußmatte. Die hintere Reihe hat inzwischen etwas Radau veranstaltet. Tja, der Taxler kam ordentlich ins Schwitzen.
In der Marina angekommen, gab es endlich die erste positive Überraschung in Griechenland. Wir bekamen ein völlig neues Boot! Noch niemand hatte es gechartert, es war seine erste Charterfahrt! Eine nigelnagelneue Oceanis 40! Das Schifflein roch innen noch ganz neu. Und was für nette Details! Großflächige Luken im Salon, eine abpumpbare Kühlbox, ein Gasherd mit Piezozündung, zwei Naßzellen mit Duschen usw. Wow. Die Crew und ich waren von den Socken. Wir übernahmen das Boot, es hieß „Artemis“, und gingen sogleich einkaufen.
Während die Crew sich sorgfältig um Planung und Kauf der Vorräte kümmerte, war meine größte Sorge der Alkohol. Auf See muß gesoffen werden. Das hält Stimmung und Crew aufrecht, stärkt den Zusammenhalt und sorgt für genügend Flüssigkeitszufuhr in der salzigen Umgebung. Der griechische Supermarkt war nicht groß und Einkaufswagen bekam man nur auf Anfrage. Wir nahmen zwei, um alles zur Marina transportieren zu können. Einen Wagen stopfte ich mit Wein und anderen Spirituosen voll und stellte mich zur Kassa. Ein Grieche, der das sah, schmunzelte und fragte: „Are you going to war?“. Jetzt im Nachhinein bin ich mir sicher. Ja, ich zog tatsächlich in den Krieg.

>> weiter zu Teil II

Ich aas heute:
1 Bier
1 Apfel
1 Brot
1 Topfen
1 Maigouda

mytoern.net

Die Hure auf Samos

Du hast dich vielleicht gewundert, warum ich dir gestern nichts geschrieben habe. Ja? Hast du dich gewundert? Na und! Ist mir scheißegal. Aber ich gutmütiger Kerl ich erzähls dir trotzdem.
Gestern am Morgen schon habe ich begonnen, mir zu überlegen, wie ich diese Podcasts mache. Und da habe ich mir gedacht: „MOMENT! Schon in meiner Kindheit und Jugend gabs sowas!“ Und so habe ich die alten Sachen ausgekramt und begonnen, sie mit meinem alten Telefunkenplattenspieler durchzuhören.

Dabei verfiel ich in eine Art postadoleszente Depression und mußte mir die Welt etwas „versüßen“. Mit Samos – Samos gehört seit dem diesjährigen Segeltörn in Griechenland zu meinen Grundnahrungsmitteln.
Zu Mittags jedenfalls befand ich mich bereits im Land der schönen Träume und habe das am Nachmittag wiederholt.

Heute habe ich wieder alles im Griff und überlege mir die weitere Vorgehensweise….. vielleicht eine Art Hörspiel mit Maja, der Hure aus Steyr.

Wir werden sehen:
1 Brot
1 Käse
1 Topfen

Androide Dingsbumsschokolade

„Hier ist dein Geschenk aus der Schweiz. Aber es hat nichts zu bedeuten. Nimm es und vergiß es gleich wieder.“
„Matla! Schon wieder ein Geschenk? Zuerst das Dingsbums aus Griechenland und jetzt das? Was ist drin?“
„Schokolade. Also dann. Ciao.“
Gestern hab ich es der Nachbarin nämlich gegeben. Das blaue Päckchen aus der Schweiz. Robokopf hat mich dazu überredet. Ich wollte das Päckchen mit der Schokolade  für mich selbst behalten, aber der Blechkopf hat mich….. eigentlich beeinflußt! ER HAT MICH BEEINFLUSST! Jetzt kommts mir erst! Warum höre ich auf einen Roboter? Der hat vielleicht Glück, daß ich jetzt im Rattenloch hocke! Na warte, der kommt mir nicht aus. Wenn ich daham bin, jage ich ihm mit meinem Polizeifoltertaser ein paar Strömstöße in den Schädel!

Hoppala, ich muß mich beruhigen… du mußt wissen, daß ich momentan mit meiner Werkbank in einer Halle bin, in der viele andere Menschen arbeiten. Sie stehen in Käfigen und bedienen irgendwelche Geräte…. sie sehen aus wie abgefuckte Hendln in Legebatterien…. und einige von ihnen haben meine momentane Aufregung bemerkt…. ob ich wieder Selbstgespräche führe? Ich muß mal Robokopf fragen…

Und ich aas:
1 Kaffee
1 weiches Irgendwas, es war süß.