Zombiekrikri

Ich wandle etwas verloren in der Wohnung herum. Taste mich von Wand zu Wand, suche nach dem Ausweg. War wohl zu lange auf Kreta.

Auf Kreta jedenfalls stammelte ich eines Tages auf den Felsen herum. Eigentlich ohne Ziel, wollte nur sehen, was los ist. Dazwischen fand ich plötzlich ein verendedes Kri-kri. Zahllose Fliegen schwirrten herum, Getier kroch auf und in der toten Wildziege. Ich hockte mich neben das Ding und beobachtete das Getümmel. Stellenweise sah man schon den Schädelknochen durch das fleißig abgetragene Fleisch, das leblose Auge würde wohl bald nicht mehr in den Himmel schauen. Ich nahm einen Ast und stocherte etwas lustlos an dem Kadaver herum. Auf einmal begann das tote Kri-kri mit mir zu sprechen:
„Hol mich hier weg, Wandersmann! Nimm mich mit, nimm mich mit in deine Hütte! Zerteile mein Fleisch, räuchere es und iss es! Lass mich nicht hier so verenden, von aasfressendem Getier bis auf die Knochen gequält, stinkend und wertlos!“
„Das geht aber nicht, liebes Kri-kri.“, antwortete ich und erzählte dem toten Tier, von meinem österlichen Krenflash vor zwei Jahren. Damals, als es über mich kam und ich beschloss, kein Fleisch mehr zu essen. Wie ich einerseits zwar durch eifriges mentales Training die ohnehin bereits schwache Tötungshemmung gegenüber Menschen endgültig abbauen konnte, andererseits aber keine Tiere mehr töten konnte. Zuviele Gründe gab es an Menschen, zuwenige bei Tieren. Ich erzählte auch, wie ich heuer, genau zwei Jahre nach Beginn meines Vegetariersdasein, beschloss, damit aufzuhören. Ich hatte es versucht, es würde gehen, doch warum nur das eine? Warum auch nicht das andere? Langsam begann ich wieder Fleisch zu essen, doch mit etwas Grauen und Unsicherheit.
Das Kri-kri antwortete nicht mehr. Ich stupste es mit meinem Ast am Auge, doch es kam keine Reaktion. Ich stand auf von meinem Felsen und ging. Ich wußte nun, was zu tun war. Ich würde zu meinem griechischen Freund, dem Bauern, gehen und ihn um einen letzten Gefallen bitten.

Ich aas:
1 Knackwurst
2 Brote mit Leberstreichwurst und Kren
1 Käse

Der Reiz des Fernsehens und der Tod der Natur

Bin zurück in der Wohnung. Die Natur ist tot. Die Pflanzen, die Tiere, die Luft. Noch wage ich mich nur mit Gesichtsmaske hier her. Der Gestank des Todes und der Verwesung, die Dämpfe der stärksten Tiervertilgungsmittel sind allgegenwärtig. Meine Reisplantage in der Badewanne ist nur noch Sumpf. Der Ablaß ist verstopft. Muss mir wohl Salzsäure besorgen, um die klumpigen Rückstände aufzulösen.
Ich verbrachte nun mehr als eine Woche bei der Nachbarin. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nicht soviel in die Glotze gesehen wie in diesen Tagen – du weißt, ich scheiße aufs Fernsehen. Es kann sein… es kann wirklich sein, daß ich nun den Reiz des Fernsehens erfahren habe, ja, ich glaube, nun weiß ich zumindest ansatzweise, warum die Menschen soviel Zeit vor der Kiste verbringen. Es ist wie Saufen! Ja! Man vergißt seine eigenen Gedanken, die eigenen Probleme treten in den Hintergrund, verschwinden! Der Unterschied ist, der Alkohol wirkt durch natürliche Heilmittel, während das Fernsehen dich mit den Problemen dir fremder Menschen bombardiert. Ist ja nicht schlecht! Ich gebe es zu! Jeden Tag besorgte die Nachbarin zwei Videofilme, die wir uns ansahen. 80% davon waren wirklich fesselnd, spannend! Kann sein, daß mir diese Filme nur deshalb so gefielen, weil ich praktisch nie fernsehe. Kann sein, ja. Ich klebte förmlich mit der Nase am Fernseher, zitterte mit den Geschichten, hatte feuchte Augen, freute mich für Andere, hatte mit Anderen Angst! Wow!
Doch nun habe ich die Nase gestrichen voll von den Problemen anderer. Ich will wieder meine eigenen Gedanken denken, mein eigenes Leben leben. Die nächsten Monate werde ich wieder ohne Fernsehen sein.

Und dabei aas ich:
keine Ahnung, es ist zu spät – bin zu betrunken, um mich an das Mittagessen zu erinnern.

Leb wohl.

Tod der Flora, Tod der Fauna!

Ich weiß nicht, wie lange ich hier noch die Stellung halten kann. Jetzt, da die Abrissarbeiten an der alten Fabrik schienbar vorrüber sind, ist es zwar wieder ruhig, man kann wieder normal denken, doch eine anderer Macht hat sich meiner Wohnung nun habhaft gemacht. Die Natur. Meine Reisplantage in der Badewanne mag vielleicht der Grund sein, warum es in meinem Zuhause wie in einem Terrarium zugeht, aber dass Mutter Natur mich wegzutreiben versucht, das kann ich nicht zulassen. Nicht ich bin der Gast in meinen vier Wänden, sondern Flora und Fauna. Hier wird es kein Reich der Tiere und der Pflanzen geben! Das hier ist mein Reich! Ich werde alles auffressen!

Ich aas mit reifen Tötungsgedanken:
1 Brot aus Pflanzen
1 Käse aus Tierausflüssen
1 Enzian aus Kuhmilch mit dem Namen einer Pflanze
1 Apfel – pflanzlich
1 Liptauer – künstlich?

Futterzauberer und die „gute“ Fee

Endlich weiß ich, warum mich die Scheißkatze meiner Nachbarin umbringen will. Sie glaubt nämlich, ich bin ein böser Zauberer! Wie ich auf das komme? Jedesmal wenn ich bei der Nachbarin oben bin und zum Kühlschrank gehe, um mir ein Bier zu holen, kommt sie zu ihrem Futterschüsselchen gelaufen, welches sich schräg unter dem Kühlschrank befindet. Dann steht die Katze dort, starrt in den Freßnapf und wartet auf die wundersame Erscheinung des Futters. Sie stiert so lange in die Schüssel, bis ich mich vier Meter vom Kühlschrank entfernt habe. Eindeutig oder?
Wenn die Katze mich daher um die Ecke bringen will, kann ich es ihr nicht verübeln. Ich kann Zauberer auch nicht ausstehen. Und Fehen und Magier auch nicht. Alles, was Dinge herbei- und wegzaubern kann. Diese verhexten Mutanten mochte ich schon als Kind nicht. Schon damals war mir nämlich klar: von nix kommt nix. Das Universum befindet sich in einem Zustand des Gleichgewichtes. Was auf dem einen Eck erscheint, muß am anderen verschwinden! Logisch! Das heißt, wenn eine angeblich „gute“ Fee dir einen Wunsch erfüllt, z.B. eine neue Badewanne, dann hat auf einmal irgendwer irgendwo keine Badewanne mehr. Ein Kind bekommt ein Spielzeug gezaubert – irgendwoanders steht ein Kind kurz vorm Selbstmord.
Und daß Zauberer existieren, steht ja nun völlig außer Zweifel! Wie sonst verschwindet wohl stets ein Socken eines Paares? Na? Genau! Es existiert ein Planet mit einbeinigen Zauberern, die sich ihre Socken nicht kaufen, sondern sie herbeizaubern.

Alles klar in meiner Birne und ich aas:
1 Apfel
1 Liptauer
1 Käse
1 Brot
3 Tomaten

PS: Der filmische Beweis: die verfickten Zauberer sind unter uns!

Daniel Psychotrieb und seine Fragen

Gestern Abend wars beim Brandinesa sehr philosophisch. Sogar so philosophisch, daß einige lieber nach Hause gegangen sind. Einer, der scheinbar gerade eine mittelschwere Lebenskrise durchmacht – nennen wir ihn Daniel Psychotrieb -, kam mit Fragen daher, die sich ein an Geist und Körper gesunder Mensch niemals freiwillig stellen würde. Fragen, wie

  • Was treibt dich an?
  • Woher kommst du?
  • Wohin willst du?

Und kaum jemand hier wisse die Antwort. Allen würde der Kopf im Sand stecken, seien völlig blind in Bezug auf das eigene Handeln, das eigene Denken, und leben ohne wirklichen Inhalt und Substanz bloß so dahin. Getrieben von Hormonen und künstlichfalschen Bedürfnissen. Wie die Tiere, so behauptete er.

Ich wollte noch ein paar Biertschi heben, deshalb blieb ich sitzen und nahm mir vor, ihn und seine Fragen und Behauptungen der Lächerlichkeit preiszugeben. Ich erzählte lauthals im Lokal, sodaß es jeder hören konnte, es sei ja ganz einfach, was MICH zur Zeit antreibe. ICH wisse es! Und zwar mein Auto. Jaja! Hört, hört! Denn mein Wagen hätte zur Zeit das Problem, daß der Motor bei langsamer Fahrt abstarb! Ich müsse schnell fahren, ich wäre gezwungen schnell zu fahren! Als wäre der Teufel persönlich hinter mir her, als würde er mich mit seiner fleischzerfetzenden Peitsche vor sich hin treiben, so jage ich durch die Stadt, riskante Überholmanöver, um die eigene Unversehrtheit springende Passanten! Haha! Das Lokal lachte! Ich lachte.
Doch nur kurz. Mir blieben diese Fragen im Hals stecken.
Und einige schüttelten den Kopf und sahen nachdenklich in ihr Bier, das gnadenlos immer weniger wurde. Auch bei ihnen waren die Fragen nicht wirkungslos beblieben.

Bis heute wollen diese Fragen nicht aus meinem Kopfe! Was denn zum Henker treibt mich an? Warum bin ich so? Warum mache ich das? Warum lebe ich so lieblos dahin? Treibt mich überhaupt etwas an? Bin ich vielleicht gar antriebslos, wie ein vermoderndes Geisterschiff auf den einsamen Weiten des kalten Meeres? Was hält mich Tag für Tag davon ab, mir eine Kugel durch den Kopf zu jagen?

Das überlegen gilt es die nächste Zeit. Und ich aas:
1 Dose Budget-Zigeuner
1Brot
3 Stück Marillenkuchen aus der österreichischen Geheimbäckerei

Fleischhacker beim Heurigen

Seit Montag habe ich El Carro zurückbekommen und eigentlich könnte ich nun wieder öffentliche Verkehrsmittel aus meinem Bewußtsein löschen. Aber weißt du was? Ich bin erst einmal mit El Carro herumgefahren. Ich nutze weiterhin die Wiener Linien!
Ich glaube, wenn man sich erst an die abstoßende Widerwärtigkeit der Menschen gewöhnt hat, kann man ganz gut mit ihnen zurechtkommen. Die frühe Fahrt der letzten Tage ins Rattenloch war geradezu ein Genuß! Ich las, hörte Musik und beobachtete die Menschen. Und, du glaubst es nicht, mir ist dabei zum ersten Mal in meinem Leben aufgefallen, daß jeder Mensch anders aussieht. Wenn man sich Mühe gibt, erkennt man in diesem grauslichen Gewühl von Gesinde tatsächlich Individuen. Fast könnte man dem Irrglauben anheimfallen, es wäre interessant, mit dem Einen oder Anderen zu kommunizieren. Ich wage es kaum zu sagen, aber manche dieser Humanoiden könnte man doch eventuell wirklich beinahe als…. ja… möglicherweise sogar als „schön“ bezeichnen. Auch eine gewisse Form von Intelligenz ist mancherorts zu beobachten.
Geht es mir nun wie dem Fleischhacker in Ruhestand? Der nun, befreit von seiner mordenden Berufung, beginnt, Tiere zu lieben, sie als solches wahrzunehmen, ihre Seele zu erkennen?

Ich aas wie beim Heurigen:
1 Käseteller mit Liptauer und Käse
1 Gebäck
1 Kaffee
1 angeschwollener Ring