Der Ostermörder

„Sein Kopf wird zerschellen!“ Das versprach ich gestern dem sterbenden Ei und ich werde den Mörder auch finden. Der Kreis der Täter kann eigentlich schnell eingekreist werden. Es muss jemand aus dem Haus sein. Die Nachbarin kommt dafür natürlich in Frage, der verwesende Körper der schon langen toten Hausmeisterin wohl kaum. Die anderen Bewohner kenne ich zwar nur vom Sehen: den Bobo von oben, der mich stets auf seiner Seite sehen will und mich permament unaufgefordert anspricht. Die Studentin, die Flötenunterricht gibt und, wenn man den Gerüchten glauben kann, gegen einen kleinen Aufpreis auch gerne mehr bläst als die Flöte. Die Familie mit den beiden Mädchen, die ich bisher nur im Laufschritt gesehen habe. Den Pensionisten, der sich einen halben Tag lang vom Erdgeschoß hinauf in seine Wohnung schleppt – wenn ich den auf der Stiege treffe und er völlig versteinert dasteht, stupse ich ihn an, um zu sehen, ob er noch lebt. Den ständig benommenen Typen mit den Dreadlocks. Und schließlich ein abgeleckter, etwas kleingeratener Typ in Anzug und Krawatte, der mit seinem Headset wie ein Kyborg aussieht. Aber trotzdem. Sie alle kommen in Frage, ihnen allen traue ich einen Mord zu.
Heute vormittag ist etwas passiert, das meinen Verdacht gegen die Nachbarin erhärten läßt. Ich war im Kaffeehaus und latschte gerade nach Hause, als ich von Weitem schon die Konturen der Nachbarin bemerkte. Seltsam sah sie aus, irgendwie aufgedunsen. Es war eigentlich gar nicht so kalt, doch sie war angezogen wie ein Astronaut. Eine dicke Pudelmütze tief ins Gesicht gezogen, eine Winterjacke, aufgeblasen wie ein Heißluftbalon, Fäustlinge, Rollkragen über den Mund und große Sonnenbrille. Aus der Ferne konnte man meinen, die Nachbarin würde jeden Moment ihre Ski auf die Füße schnallen und versuchen, damit den Hang herunterzurutschen. Sie kam mir entgegen, wechselte dann aber schlagartig die Strassenseite. Ich tat es ihr gleich, ich wollte mit ihr sprechen. Wieder wechselten wir auf den gegenüberliegenden Gehsteig. Sie versuchte, mir auszuweichen. Mit einem Sprung kam ich genau vor der Nachbarin zu stehen und sagte schnell:
„Schmeißt du Eier auf meine Tür?“
Die Nachbarin reagierte nicht, ja, sie sah mir nicht einmal in die Augen. Sie verzog ihre Lippen nur zu einem kurzen künstlichen Grinsen und schlüpfte dann an mir vorbei. Ich ließ die Nachbarin passieren und blickte ihr nachdenklich hinterher. Irgendetwas mußte sie unter diesem Anorak haben, er sah so aufgeblasen, so ausgefüllt aus!
Zuhause angekommen fand ich wieder ein Osterei vor meiner Wohnung. Diesesmal ein oranges. Es war wohl wieder gegen die Tür geschleudert worden, denn es hatte ein paar Sprünge. Ich konnte es nicht mitansehen. Schnell und heftig trat ich auf das liebe Ei, um es von ihren Schmerzen zu befreien. Die Leiche der toten Hausmeisterin wird das Ei wohl nicht wegputzen.

Ich aas:
1 Brot
1 Ei
1 Topfen
1 Käse

Katana Skills

Weils gestern Fragen gab, eine kurze Zusammenfassung für die Unkundigen:

Im alten Japan gab es drei höchst angesehen Berufe. Alle hatten mit Schwertern zu tun.
An oberster Stelle stand der Schwertschmied. Klar, er war der, der die Katanas herstellte. Willst du ein Katana beurteilen, so kannst du das unter anderem an der Gravur der Schwertschmiede machen, die du an der Schwertangel findest.
War der Schmied mit seiner Arbeit fertig, kam der Schwertfeger an die Reihe. Eine sehr schwerer Beruf – saß der Schwertfeger doch zusammengekauert da, das Schwert zwischen den Füßen eingeklemmt und schliff und polierte und schliff und polierte.
Nicht minder im Ansehen stand der Schwerttester, der die fertigen Samuraischwerter versuchte und beurteilte. Zu diesem Zwecke ging er dorthin, wo die zum Tode verurteilten verweilten und probierte an ihnen die Fähigkeiten des Schwertes. Ich könnte mir vorstellen, dass es für manche Verbrecher eine Ehre war, als Schwerttestdummy zu sterben. Gab es keine lebenden Testobjekte, wurden Tote verwendet. Schwerter mit einer sehr guten Schneidefähigkeit bekamen vom Schwerttester noch eine zusätzliche Gravur auf die Schwertangel. Zum Beispiel: „Zwei Köpfe mit einem Streich.“

Wichtig: mit einem Samuraischwert sägt man nicht und hackt man nicht – ein guter Samurai schneidet.

Ein paar Einzelheiten anhand meines Schwertes:

Die Scheide, in der das Schwert steckt, nennt man „Saya“. Das schwarze Schnürl, das du an der Saya herumgewickelt siehst, ist das „Sageo“.
Vom Schwert siehst du jetzt nur die „Tsuba“, das ist das Stichblatt, und die Tsuka, den Schwertgriff. Der Griff wird an der Schwertangel mit kleinen Stiften (Mekugi) verankert. Innerhalb des Griffes befindet sich eine Rochenhauteinlage, die mit dem Griffband umwickelt ist. Den Abschluss des Griffes bildet die Kashira.

Wenn man das Sageo öffnet und das Schwert etwas aus der Saya zieht, sieht das ganze so aus:

Ich aas vor lauter Mordlust:
1 Brot mit Topfen
1 Käse
1 Apferl

Klassische Hausmittel gegen Erkältung

Meine Hausmittel bei Erkältung helfen zu jeder Jahreszeit. Ich bin bis jetzt immer noch gesund geworden.
Tee mit Rum gegen kalte Füße, viel Rauchen, um die Lunge warm zu halten (kostet zwar etwas Überwindung, aber gibt man erst dem Brechreiz nach, reinigt das auch noch den Magen!)

Was auch wichtig ist: Fett. Man sollte jede Menge Fett essen, wenn man krank ist. Fett schmiert die schmerzenden Glieder und den rauhen Hals.

Ich aas:
1 Gabelbissen von Spak
1 Schlierbacher
1 Brot

Wochenbeginnchecklist

Das Spiel Weckerläutenabstellen dauert Montags am längsten. Bis ich hoch gekommen bin, haben sich die meisten Menschen schon in ihren Büros verkrochen. Ich setze mich auf die Bettkante, kratze mir den Kopf, den Bart, die Ohren, das linke Schulterblatt, die Eier und die rechte Kniekehle. Tappe mit den Füßen nach den Schlapfen, finde sie nicht, scheiß drauf. Trete dafür ein paar leere Dosen zur Seite (die liegen hier schon seit Wochen rum). Nehme die Zigaretten, nehme das Zippo, zünde die Tschick an, ziemlich zittrig, mache einen tiefen Lungenzug. Ich stehe auf, latsche Richtung Clo und steige dort auf etwas Feuchtes. Ich wills gar nicht wissen und stelle mich, die Augen konzentriert auf den dunkelgelben Strahl gerichtet, ziemlich akrobatisch auf eine Clopapierrolle, die die Schweinerei von den Füßen saugen soll. Pinkeln. Pinkeln ist gut. Pinkeln ist sogar sehr gut. Schütteln, Haare von der Eichel entfernen, in die Hose mit dem Schwanz und ab in die Küche.  Häferl aus der Spüle nehmen, alten Kaffee wegschütten, Wasser in den Kocher, neuen löslichen Kaffee und Zucker ins Häferl, am Fenster stehen, noch eine rauchen und warten, daß das Wasser gekocht ist. Dabei Arsch und Eier kratzen, Schwanz im Kreis drehen. Husten. Husten, husten. Schleim in die Spüle spucken. Gekochtes Wasser ins Häferl. Mit dem Löffel die Asche aus dem Kaffee holen. Ein Socken liegt am Boden. Anziehen. Wo ist der Scheißaschenbecher schon wieder.
Das ist wie eine Checkliste, die von meinem Gehirn automatisch abgearbeitet wird. Alles passiert von allein. Das ist gut. Die Checkliste allerdings endet nicht mit dem „Wo ist der Scheißaschenbecher“. Nein, nein, die endet erst mittags, wenn es mir so vorkommt, als hätte ich Hunger.

Ich aas also gerade:
1 Krapfen
1 Cookie – das gibts jetzt neu in der Bäckerei

Hass und Medizin im Kaffeehaus

Die Kellnerin im Kaffeehaus ist schwerhörig, unnatürlich groß und hat übernatürliche Titten. Man lebt dort in der ständigen Angst, um ihr Gleichgewicht. Eine Brille, die ihr viel zu groß ist, sitzt immer so schief und nah an der Nasenspitze, als dauerte es bis zum Absturz nur noch den Bruchteil einer Sekunde. Sie gehört zu jenen gestraften Menschen, die ob ihrer ständigen Nervosität und der Selbsteinschätzung, dumm zu sein,  an Mundgeruch und Schweißfüßen leiden. Unwillkürlich beginnt man die Kellnerin zu hassen. Obwohl sie sicherlich ein nettes Wesen hätte, aber wen interessiert das schon.

Daher war ich nur kurz im Kaffeehaus. Zuhause wärme ich mich mit Rumtee auf. Und um nicht an einer tödlichen Lungenentzündung zu erkranken, esse ich viel Zucker.
Und den Kaffee trinke ich, bis ich das Blut durch mein Gehirn strömen höre.

Ich aas:
1 Zucker
1 Rum
1 Koffein

Verendete Zitronella vor dem Gasometer

Linkes Bild: das habe ich am Freitag gefressen. Ja, es täuscht nicht. Der Gatsch auf dem Brötchen im Vordergrund ist tatsächlich lila. Habe ich mir nicht selbst gemacht, sondern bekommen, als ich im rechten Bild war, obwohl ich nicht recht im Bilde war.

Mann, dieses Misthaufenwebblog ödet mich an. Weiters hasse ich es, „dieses“ Blog sagen zu müssen. Das ist nicht natürlich. Ich will „dieser“ sagen. Ich sag ja auch nicht „dieses beschissenes Montag“, oder?

Außerdem gehe ich bald ein, wies aussieht. Darum habe ich mir heute Zitronella gekauft, vom Hirsch. Mit der Seife rubble ich mir den Teer von den Füßen und sonst noch allerhand vom restlichen Körper. Damit der Arzt, der meinen Tod feststellt, sich nicht dreckig macht, wenn er mir die Socken auszieht, um den Puls zu messen. Sollte er dort die Halsschlagader nicht finden, muß er wohl am Penis nachfühlen. Zumindest im Tod soll mir üble Nachrede erspart bleiben.