Freiheit

Heute, als ich die weiße Anstalt betrat, passte mich Dr. Sowieso ab.
„Matla! Gut, dass Sie kommen. Herr XY will mit Ihnen sprechen.“
„Aha“, sagte ich mit dunkler Morgenmiene, „Und wer soll das sein?“
„Na, der Chef!? Geschäftsführer! Habe ich Ihnen schon zwei Mal erklärt. Kommen Sie gleich mit mir!“
Gut, wir gingen also in irgendein Zimmer, in dem ein Typ mit rotem Kopf und einer… also…. einer echt… also einer echt…wie soll ich sagen… ja, einer echten Schweinsnase im Gesicht saß. Die schiarche Sau murmelte irgendwas und zeigte auf die Stühle ihm gegenüber. Dr. Sowieso und ich setzten uns. Und gleich gings los. Die Schweinsnase begann zu reden und zu reden… du weißt ja schon, wie das bei mir läuft. Hirn-Mund-Polarität
Aber heute versuchte ich wirklich, dieser Sau zu folgen, zu verstehen, was er von sich gab, es zu begreifen, zu erfassen. Wirklich! Jedoch… ergebnislos. Schon bald schweiften meine Gedanken ab und ich begann, seine verschissene Visage zu beobachten, versuchte, etwas Schönes darin zu entdecken. Auch das ergebnislos.
Dann musste ich grinsen. Mir fiel nämlich eine Textzeile eines Songs ein, den ich in den letzten Tagen zufälligerweise an verschiedenen Orten gehört hatte. Diese Zeilen schwirrten die ganze Zeit in meinem Kopf herum:

Freedom’s just another word for nothing left to lose
Nothing don’t mean nothing, honey, if it ain’t free

Jaja, so ist das. Danach konzentrierte ich mich wieder auf die Sau. Sie kam mir jetzt noch hässlicher vor. Der Kopf jetzt tiefrot, wie eine Kirsche fast. Lustig.
Auf einmal hörter die Sau auf zu reden und zu gestikulieren. Er blickte mich irgendwie… krank… oder ärmlich, erbärmlich an. Er tat mir ja geradezu leid.
Ich wandte mich zu Dr. Sowieso und sagte:
„Ich hab‘ kein Wort verstanden. Was hat er gesagt?“
Die Sau sprang vom Sessel hoch, sodass dieser umkippte, und rannte wie abgestochen aus dem Raum.
Dr. Sowieso kicherte.
„Gut gemacht, Matla. Entweder sind Sie Ihren Job los oder es ändert sich genau gar nichts.“

Gut, auch recht. Ich aas:
1 Plastikverpackte Kornsemmel mit Inhaltsstoffen von Billa

Freiheit

Ausgefeilt

Die Sache mit dem Werkzeug war ein Problem. Daheim fand ich nur das Armeeschlachtermesser und die Handgranate… ich meine, wie kam ich gestern bloß auf die Idee, zuhause Werkzeug zu haben? In der Wohnung der Nachbarin konnte ich wenigstens etwas auftreiben. Neben ein paar Flaschen nachgekaufter Alkoholika und psychoaktiver Kräuter fand ich recht brauchbares Zeug: Nagelzwicker, Nagelschere, Nagelfeile, dieses Ding, mit dem sie sich die Wimpern zurechtbiegt und einen Pinsel für die Schminke… den Pinsel ließ ich zurück, der Rest wanderte in meine Tasche.

Heute Morgen in der Anstalt stach ich als Erstes gleich mit der Nagelfeile in das Geduldsspiel. Genau zwischen metallenen Unterteil und gläsernen Oberteil. Die Kollegin bemerkte das und rief mit weit aufgerissenen Augen:
„Diese Vorgehensweise ist nicht erlaubt!“
Ich hielt kurz inne, nur um gleich darauf die Nagelfeile noch tiefer in das Gehäuse zu schieben, während ich die dumme Kuh provokant mit den Augen fixierte und hämisch grinste. War ziemlich schwer, ich stieß auf Widerstand! So schnell gab ich natürlich nicht auf und begann mit der Feile herumzuwärngeln (schreibt man das so?). Ich dachte schon, die Nachbarin bekäme eine Art von Kollaps oder Zusammenbruch, so heftig begann sie zu hyperventilieren! Sie sprang von ihrem Bürostuhl auf, riss mir das Geduldsspiel aus der Hand und lief damit aus unserem Gehege.
„Halt!“, rief ich ihr nach, „Ich brauche die Nagelfeile noch!“
Zu spät.

Ich aas:
1 Weckerl mit Standardmix
1 weiße Zwetschke
1 violette Zwetschke

Ausgefeilt

Krankes Sparschwein mit Vorrang

Es gibt leider Dinge, für die ist man ab einem bestimmten Alter zu… ja… zu alt. Ich bin zum Beispiel die letzten zwei Wochen liegehaftig gewesen, nur weil ich einmal im Rausch nackt, ohne Decke, neben dem offenen Fenster eingeschlafen bin. Wegen dem Schas habe ich mich so verkühlt, dass ich völlig erledigt war. Schnupfen, Husten, das volle Programm. Der einzige Vorteil war aber, dass die weiße Anstalt irgendeinen geschickt hat, der mich kontrolliert hat. Weil ich angeblich zu oft krank bin. Jetzt haben sie den Beweis. Ja, ich bin ein kränklicher Mensch, der zu 75 Prozent der möglichen Arbeitszeit wegen Krankheit ausfällt. Ist halt so.

Noch ein Ding gibt es, für das man irgendwann zu alt ist: zum Führerscheinmachen. Die Nachbarin hat ihren die letzten Wochen gemacht. Es war der Horror. Ich am Bett gefesselt und sie mich die ganze Zeit mit irgendwelchen Fragen genervt. Dabei… seien wir uns ehrlich… die Fragen sind viel zu detailliert. Im Grunde reicht es, wenn man sich zwei, drei Verkehrszeichen merkt, der Rest geht nach Gefühl… bzw. teilweise nach Masse des Gefährts. Sitze ich in einem LKW, habe ich meistens Vorrang. Als Fußgänger ist man der Gefickte. Radfahrer haben auch fast keine Rechte. SUV fährt vor… wie heißen diese fahrenden Sparschweine nochmal?

Ich aas:
1 Teller Weintrauben, weil die grade in sind

Krankes Sparschwein

 

Alles gut, ne?

Im Juli war ich sozusagen auf Urlaub. Mich hatte da vor vier Wochen das Reisefieber gepackt. Meine Kollegin, die Krawallfotze, ging mir auf den Keks, völlig erledigt vom Nichtstun bzw. vom Tun als ob. Also sprang ich in der weißen Anstalt von meinem Stuhl auf und hüpfte auf den Gang, um mich umzusehen. Wem könnte ich wohl sagen, dass ich jetzt eine zeit lang weg sein werde. Ich schritt die Büros ab und fand die „Personalabteilung“.
„Klingt gut“, dachte ich mir, klopfte und betrat das Büro. Sofort sagte ich in den Raum  hinein, sodass mich alle hören konnten:
„Ich gehe jetzt vier Wochen auf Urlaub.“
Jemand, der sich angesprochen fühlte, antwortete:
„Matla. Das geht nicht. Sie haben alle Urlaubstage schon längst verbraucht. Sie sind sogar schon drüber!“
„Hm. Gut. Ich werd‘ trotzdem nicht kommen.“
„Das müssen Sie mit der Geschäftsführung klären.“
Eines der nächsten Büros: „Geschäftsführer“. Riss die Tür auf und drinnen saß einer, den ich noch nie gesehen hatte.
„Ich gehe jetzt vier Wochen auf Urlaub. Alles klar?“
„Aha, Matla. Das müssen Sie mit Ihrem Abteilungsleiter klären.“
Hatte keine Ahnung, wer oder was ein Abteilungsleiter war. Ging also in das Zimmer von Dr. Sowieso.
„Ich gehe jetzt vier Wochen auf Urlaub. Keiner hat etwas dagegen gesagt.“
Dr. Sowieso, der gerade telefonierte, hielt mit einer Hand die Sprechmuschel zu und sagte zischend und mit mich hinauswinkenden Gesten:
„Jaja, Matla. Gehen Sie! Verschwinden Sie!“
Und weg war ich.

Vier Wochen später – nach einer tollen Runde in Nordeuropa – aas ich in der weißen Anstalt – die Krawallfotze ist fort:

1 Mohnstriezerl mit EKG

Alles gut, ne?

Brunnhilde. Wächterin der guten Sitten.

Brunnhilde, die Wächterin über Zucht und Ordnung in diesem Misthaufenblog, hat wie immer vollkommen recht. Mit ihrem dezenten Wink. Was ist mit meinem Anstand passiert? Wie kann ich zu meiner werten und geschätzten Kollegin nur „Fotze“ sagen?
Ich gebe es zu. Meine Kraftausdrücke sind nur ein Hilfeschrei. Ich kann mich anders nicht meiner Kollegin erwehren! Schon unsere erste Begegnung hat mich völlig überfordert!
Es war letzte Woche Montags. Ich komme nichts ahnend in die weiße Anstalt, gehe vollkommen vom Wochenende erschöpft in mein Zimmer, wollte schon meinen Schwanz rausholen und in das Altpapier brunzen, als da die Kollegin saß. Einfach so! Keiner hat mir was gesagt!
„G… g… guten Morgen?“, fragte ich zaghaft das neue Gesicht.
„Morrng“, sagte die Kollegin bestimmt. Kräftige Stimme. Ohne mich anzusehen.
Und es dauerte nicht lange… vielleicht ein, zwei Stunden, da nannte sie mich schon einen blöden Schwanzlutscher. Ja, Brunnhilde. Vielleicht ist das alles bloß ein Missverständnis. Vielleicht war es falsch, dem Rauchen im Zimmer zu zustimmen… und dem Drogenhandel. Vielleicht sollte ich ein… naja, wie es jetzt so in Mode ist… ein Referendum starten. Ein Referendum für den… hm… Sexit. Ja! Mit einem schönen Slogan, der von den Dümmlingen im Büro nur so aufgesogen wird: „Jetzt Sexit! Raus mit der Fotze!“

Ach, ich aas und ließ mich beschimpfen:
1 Teller Schwanzlutschersuppe
1 Teller Reis mit Schwanzlutscherstücken

Schwanzlutschersuppe Reis mit Schwanzlutscher

Krawallfotze

Die Fotze, die sie in der weißen Anstalt zu mir ins Zimmer gesetzt haben,… naja… aber wenigstens haben wir den Raum zum Raucherzimmer erklärt. Mit Minibar und Drogencocktails. Ich rauche ja zwar quasi mehr oder weniger nicht mehr, aber alles andere bleibt Grundstock.
Die Fotze hat außerdem ein gutes Gespür für Geschäftsmöglichkeiten, was immer etwas Geld in die Kaffeekasse spült. Mittlerweile geht es im Zimmer ziemlich rund. Ein ständiges Kommen und Gehen. Illustre Gäste, begüterte Geschäftsführer und Junkie-Kollegen. Der Kaffeeabsatz nimmt von Tag zu Tag zu. Ich habe beobachtet, wie die Fotze diverse Pulver in den Kaffee mischt.

Gut. Das war doch für einen Montag eine ziemlich gerade Ansage, oder nicht?

Ich aas im Scheißhäuslrestaurant:
1 Teller mit ähhh Krawall

Fotze mit Krawall

 

Gottes ADSler

Hm. Habe ein scheußliche Nacht hinter mir. Wenig Schlaf, beschissene Träume. Ein Freund, den ich seit unserer Zeit in der Jugendanstalt für Komatrinker kenne, sandte mir nämlich sein zweiundreißigseitiges Geschreibe. Mit dem Titel „GOTT“. Habe damit im Bett vor dem Schlafengehen begonnen… und das raubte mir den nächtlichen Frieden. Nie, wirklich nie, zuvor habe ich etwas gelesen, das derart kompromisslos ehrlich ist! Niemals!
Diese zweiunddreißig Seiten sind ein Gebet. Ein Gebet eines Mannes mit ADS. Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom. Ein Gebet an Gott. Ein Flehen an Gott! Bitten um Hilfestellung im täglichen Leben, bitten um Unterstützung in zwischenmenschlichen Belangen, bitten um Gnade, bitten um Verständnis! Noch nie durfte ich so tief in eine Seele blicken. Leiden par excellence. Eindrucksvoll!

Ich dachte ja immer, ADS sei ein mehr oder weniger eingebildetes Problem schlecht erzogener Kinder, von Zappelphilippen, mit denen die Eltern nicht fertig werden… das tut mir leid. Nun bin ich klüger.
Gott schuf den Menschen nach seinem Vorbild. Gott hat ADS.

Ich aas im Scheißhäuslrestaurant:
1 Teller … äh… ich glaube, es hieß „Fakju“-Menü oder so ähnlich

Gott hat ADS

 

Wochenende in Jameson

Die Nachbarin weiß schon, wie ich funktioniere. Sie wollte scheinbar wieder ein Wochenende mit mir… aber eben ohne mich, wenn du verstehst, was ich meine… ich sollte zwar anwesend sein, aber nicht da. Die Nachbarin brauchte wohl Ruhe und Erholung, wollte aber nicht alleine sein. Deshalb hat sie mir am Freitag drei Flaschen Jameson gekauft… und… ja… und das war im Großen und Ganzen mein Wochenende. Trinken, einschlafen, trinken, einschlafen, trinken, einschlafen usw. Wenn ich aufgewacht bin, war immer die Nachbarin da. Meistens hat sie ferngesehen, sich dabei die Fußnägel lackiert, die Haare bearbeitet, Zeitschriften durchgeblättert und so Zeug. Sprach ich sie an, hat sie gar nicht reagiert… der Fernseher war scheinbar interessanter – aber da bin ich gar nicht böse oder so. Passt schon.

Und heute morgen in der weißen Anstalt hat mich einer gefragt, wie mein Wochenende war, was ich getan habe… ich brauchte auffällig lange, um eine Antwort zu formulieren… Whiskey macht deppert.

Ich aas:
1 EKG

Weekend in Jameson

Blub blub boing

Blub blub boing! Dieser Tag ist wie ein Eiterpickel geplatzt. Zuerst hat mir alles weh getan, war ganz rot im Gesicht, die Augen entzündet… dann sind widerliche Sachen aus mir heraus geronnen. Und das in der weißen Anstalt.
Das Scheißhaus hat hier keine Lüftung. Pech für die anderen.

Eintrag ins Gedankentagebuch: vielleicht sollte ich wenigstens einen Tag in der Woche „gesund“ leben… wie auch immer das gehen soll.

Ich aas:
1 Mohnweckerl mit EKG

blub blub boing

 

Zeitliche Probleme

Heute Früh habe ich in der weißen Anstalt angerufen und gesagt, dass ich nicht kommen kann. Auf die Frage nach dem Warum, sagte ich: „Zeitliche Probleme!“ Ja! Ich bin ganz aus dem Häuschen! Stell dir vor, eine arme Seele, die sich selbst „Zeitreisender“ nennt, geistert in der Vergangenheit des Misthaufenblogs herum und schickt Kommentare in die Gegenwart!
Nach kurzer Absprache mit meiner Psychoputze Dr. Arschloch…
Er: „Zeitreisen sind nicht, ich wiederhole, nicht möglich.“
Ich: „Idiot! Ich habe ja den Beweis vor Augen!“ Aufgelegt.
Ich… also… jedenfalls… ich muss ihm helfen! Aber wie? Aus den Kommentaren schließe ich, dass er in den Jänner 2017 reisen will. Und zwar nach Pforzheim. Warum will er das? Was ist im Jänner 2017? Warum bin ich dann in Pforzheim? Oder ist das nur eine Metapher? Meint er damit, dass ich im Jänner 2017 im Arsch bin? Will er mir etwas sagen? Weiß er etwas, das mein Leben verändern oder retten kann?
Ich versuche mit ihm zu kommunizieren, aber das ist fast ein Ding der Unmöglichkeit! Sobald ich ihm antworte, ist er schon um Wochen in der Zeit weiter… oder zurück!

Hm, langsam, langsam… Anal… Analyseprozess starten…
Bisheriges Auftreten der Anal… Anomalie:

  1. 24. August 2005
  2. 26. September 2005 (Kurze Kommunikation!)
  3. 11. Oktober 2005
  4. 27. Oktober 2005

Ist da ein Muster vorhanden? Wann wird sein nächstes Anal… Mal sein?

Ich aas:
1 Brot
1 Dose Jagdwurst (damit geht die Jagd nach dem Zeitreisenden besser)
1 Laberl Geheimratskäse
1 Flasche Tabasco

Zeitreisen sind möglich