Kulturesser

War heute beim Chinesen Essen holen. Finde das ja faszinierend, das chinesische Essen. Die Zutaten, eigentlich bekannt, aber schmecken tut’s doch ziemlich fremd.
Als ich so mit dem Essen im Sackerl schon wieder Richtung weißer Anstalt latschte, kamen mir allerhand Gedanken. Warum schmeckt das chinesische Essen nun wirklich derart seltsam? Bedeutet das Wort „Huhn“ in der Speisekarte etwa gar nicht das deutsche Wort für Huhn? Könnte ja genauso gut chinesisch sein. Zum Beispiel: Kim Jong Huhn. Wenn „Huhn“ nun wirklich Hendl bedeutet, wie sehen die chinesischen Hühner dann aus? Haben die kurze, kleine Stupsschnäbel und Schlitzaugen? Oder bedeutet das chinesische Wort „Huhn“ etwa doch das, wonach es eigentlich schmeckt? Nämlich „Schneckenarsch“?
Während ich solch grundsätzliche Probleme in meinem Gehirn erörterte, erreichte ich das Gebäude vor der weißen Anstalt. Da gibt es im Erdgeschoß hinter einem riesigen, ungetönten Fenster ein Büro, in dem jeden Tag so kleines asiatisches Würstchen sitzt und sich zu Tode langweilt. Gähnt, scrollt auf seinem Handy herum, kämpft gegen den Schlaf. Genau da blieb ich eine zeit lang stehen und beobachtete ihn. Vielleicht würde ich ja aus ihm schlau werden… die chinesische Küche und Kultur zu verstehen beginnen. Als ich jedoch sah, wie er sich einen gewaltigen Rawuzer aus der Nase holte und der auch noch Ähnlichkeiten mit meinem Essen hatte, ging ich erleichtert weiter. Nun schien sich der Kreis zu schließen.

Ich aas dennoch:
1 Plastikbehälter mit chinesischem Essen (und es war kein Nasi Goreng!)

Aluhut mit Reis

Nun weiß ich, was los ist. Herbstdepression. Zwei Wochen regungslos im Bett gelegen und heute wieder in der Anstalt. Zwei Wochen. Und heute angejammert worden von zwei Typen. Hab nicht alles verstanden. Mein Gehirn noch immer im Ruhemodus.
Nein. Nicht zwei Wochen regungslos. Zweimal mit der Nachbarin im Auto rumgefahren. Ich habe den Tod erhofft. Fast wäre ich erlöst worden. Fast.

Beim Chinesen keine Lust zum Lesen der Speisekarte.
„Huhn, süßsauer, mit Nudeln.“
Der Chinese versteht nichts, nur die Speisekarte.
Musste Speisekarte lesen.

Deshalb ich aas:
1 Tegel mit Mangohuhn
1 Aluhut mit Reis

Aluhut mit Reis

Nistige Plagenbewegung

Bin doch in die Anstalt gegangen. Am Eingang begrüßte mich ganz überrascht die Hotline:
„Matla! Sie da? Sie haben gestern so geklungen, als wollten Sie sofort kündigen!“
„Naja… nun… also wie soll ich sagen…“
Die Hotline ist so eine scharfe Braut! Wahrlich hot! Sie lenkt mich vollkommen von den wesentlichen Dingen im Leben ab.
„Äh, wie meinen Sie das, Matla?“
Sinnlos. Ich drehte mich wortlos um und latschte in meine Zelle. Dabei stellte ich mir vor, was die Hotline von mir dachte:
„E-k-e-l-haft! Bei dem bestialischen Gestank kein Wunder, dass hinter ihm die Schmeißfliegen her sind wie die Ratten hinter dem Rattenfänger. Und seine Kleidung. Vom vorletzten Jahrhundert! Wer trägt so etwas heute noch! In seinem verfilzten Bart nistet wahrscheinlich schon die zukünftige Lausplage von Wien. Pfui!“
Dann setzte ich mich ganz entspannt an meinen weißen Tisch und ruppelte mal so richtig meinen verfilzten Bart durch. Danach war der Tisch nicht mehr ganz so weiß. Und… bewegt sich da etwas?

Ich aas:
1 Plastikschachtel vom Chinesen

Hurdlewux

Kein Rauch im Bombenkrater

Gestern habe ich zum Rauchen aufgehört.
Heute habe ich dem Typen vom Nebenzimmer eine in de Goschn ghaut. Fast.

So ein Arsch. Ich schau grade beim Fenster raus, um das Anstaltsweiß aus den Augen zu bekommen, und sinnier so vor mich hin, betrachte das verwahrloste Nebengrundstück in dem rostigen Maschendrahtzaun, die zwei riesigen Löcher – wie Bombenkrater – darin, in denen schmutziges Wasser steht und ein paar Raben herumhüpfen. Stell mir vor, wie in den Bombenkratern ein paar vergammelte Leichen aus dem zweiten Weltkrieg liegen und die Raben ihnen das letzte Fleisch runterpicken. Da klopft er an und kommt in mein Zimmer! Der Typ vom Nebenzimmer. Ohne Vorwarnung! Ja, ist der deppert?
„Ja, bist du deppert, du Irrer?“, schrei ich.
Er zieht ganz erschreckt die Augenbrauen in die Höhe und die Mundwinkel nach unten und schleicht sich wieder. Der Tag ist im Arsch. Drum bin ich zum Chinesen gegangen.

Und aas:
1 Teller mit Hühnersate

Kein Rauch im Bombenkrater

Auch Bradlfettn muss sein

Bei uns im Haus ist ein Chinese eingezogen. Ich sag mal „Chinese“, weil für einen Ignoranten wie mich kommen ja alle Chinesen aus China. Gestern hab ich ihn im Stiegenhaus getroffen:
„Hallo“, sagt er.
„Servas“, sag ich.
„Ich bin neu hier.“
„Super, ich bin Matla.“
„Und ich Wu.“
„Wu?“
„Ja, ich heiße Wu Li Wu.“
„Im Ernst?“
„Ja.“
„Wulliwu?“
„Ja.“
Und seither versuche ich mich zu erinnern, woher ich den Namen Wulliwu kenne. Vielleicht aus „Auch Spaß muss sein“? Vielleicht. Aber der Spaß ist gestern gestorben. Ruhe in Frieden Herbert Prikopa.

Ich aas Reste der letzten Tage:
1 Dose Bradlfettn
1 Stück Schweinsbradl
2 Stück Brot

Auch Bradlfettn muss sein

Unterwegs in Costa Lica

>> Beginn der Geschichte

„Kannst du Kung Fu, Gelonimo?“, fragte ich den Chinesen, um ihn etwas von dieser seltsamen Situation abzulenken. Gelonimo begann, sich mit beiden Händen das Gesicht zu reiben. Er sah sehr müde aus, hatte rote Augen.
„Du bist so ein Aschloch, so ein allogantes Aschloch.“ Aus war es mit R.
Ich hatte noch nie mit Chinesen zu tun. Gelonimo war mir sehr sympathisch.
„Das habe ich schon öfter gehört. Komm, Typ, sehen wir, dass wir hier wegkommen.“ Wir standen mit unserer Rostlaube noch immer mitten auf der Strasse.

Gelonimo fuhr weiterhin in seiner halsbrecherischen Art und Weise. Wir unterhielten uns recht gut. Doch irgendwann war es  überstanden und er sagte, ich solle zahlen und dann sehen, dass ich weiterkomme. Ich blickte mich um, es standen einige Häuser in der Gegend herum, sahen alle ziemlich gleich aus.
„Welches Haus ist es?“, fragte ich Gelonimo, während ich das Geld zusammenkratzte. Kannte mich mit der hiesigen Währung, Colones, noch nicht aus. Stumm zeigte er auf eines der Gebäude.
„Hast du eine Telefonnummer, unter der ich dich erreichen kann, falls ich mal wieder ein Taxi brauche?“ Gelonimo reichte mir eine Visitenkarte… furchtbar, hatte die Konsistenz von Klopapier… so auf die Art: „wisch dir damit den Arsch aus“ Ich lachte und boxte Gelonimo in die Schulter, nahm meine Tasche und kletterte aus dem Wagen. Er trat aufs Gas, holperte noch über ein paar kleiner Schlaglöcher und weg war er.

Ok, ich ging auf das Haus zu, das Gelonimo mir gedeutet hatte. Hier wohnte also Muttern. Ich würde sie wiedersehen. Der Vorhang hinter einem offenen Fenster ging zur Seite und ein Gewehrlauf blickte auf mich.

>> und so geht es weiter

Ich aas, weil ich grade erst nach Hause gekommen bin:
1 Rest, den mir scheinbar die Nachbarin hinterlassen hat

 

Taxlerkitzler

>> Teil I

Ich verstand den chinesischen Taxler nur schlecht. Er konnte das R nicht aussprechen. Ich dachte immer, dass sie das Problem nur mit dem Hals-R hätten, aber das spanische Zungen-R geht scheinbar auch nicht besser. Übrigens beherrsche ich beide Varianten. Das Zungen-R verwende ich vor allem immer dann, wenn ich eine Klitoris zwischen den Zähnen habe. Genau das erzählte ich dem chinesischen Taxler und klopfte ihm munter auf die Schulter. Er fand das gar nicht witzig.
Seine Karre war am Auseinanderbrechen. Für den Zustand der Strassen fuhr er außerdem viel zu schnell. Strassen wie Schweizer Käse, wohin man auch sah, ein Loch nach dem anderen.
„Wie heißt du, Chinese?“, fragte ich ihn. Vielleicht würde das seine Aufmerksamkeit auf mich lenken und ihn das Tempo etwas reduzieren lassen. Es war ein Fehler. Während ich mit dem Kopf gegen das Autodach knallte, da er ein Riesenloch übersehen hatte, sagte er: „Gelonimo.“
„Alter! Was? Wie? Gelonimo?“ Ich rieb mir den Schädel.
„Nein, Gelonimo!“
Nun fuhr er fast in den zugemüllten Straßengraben, weil er dem nächsten Schlagloch ausweiche wollte, aber ein LKW entgegenkam.
„Hör mal, Gelomino!“ – ich verfiel vor Aufregung wieder ins Mafiaspanisch – „Leck mich doch am Arsch, du Sohn einer Hure auf vier Pfoten! Fahr jetzt gefälligst wie ein normaler Mensch, sonst schneid‘ ich dir mit einer Gartenschere jede Zehe einzeln ab, du nichtsnutziger Taxler!“ Das hätte ich nicht sagen sollen. Der Chinese machte eine Vollbremsung, wir standen mit dem Wagen mitten auf der Strasse – war wohl ohnehin gut so, denn direkt vor uns klaffte ein Schlagloch im Asphalt, das uns wahrscheinlich umgebracht hätte.
„RRRRRRRRRRrrrrrrrrrrrrrrrrr“, sagte Gelonimo… ich wußte nicht recht, was ich davon halten sollte. War es Nervosität… oder Ärger?
„Wenn du jetzt eine Klitoris zwischen den Zähnen hättest, Alter!“

>> nächster Teil

Ich aas:
1 EKG – ganz klassisch

 

Teufelstaxi

>> Teil I

Irgendwie hasste ich Costa Rica von Anfang an. Als ich den Flughafen auf der Suche nach einem Taxi verließ… Palmen, Palmen, Palmen, und dazwischen ein Haufen Plastikmüll. Um meine Reisetasche stets ein Schwarm von lästigen, stechenden, beißenden Arschlochfliegen. Wütend schwang ich ein paar Mal die Tasche herum, um die Biester zu vertreiben. Dabei traf ich einmal einen Chinesen am Kopf, der mich dann eine Zeit lang verfolgte und mir Fußtritte in den Arsch andeutete. Schließlich stellte sich heraus, dass er ein Taxler war. Volltreffer!
Ich suchte den Zettel mit der Adresse, die mir Muttern genannt hatte. In Costa Rica haben sie keine normalen Adressen, wie bei uns… z.B. Schasklappersdorferstrasse 4711, nein, sowas gibt’s dort nicht. Dort geht das so: „Kirche Maria Ejakulata im Stadtteil Irazu nach Westen Richtung Einkaufzentrum Masxmenos erste Strasse links bergauf drittes Haus nach Kurve rechts“ Und wenn man an diese Adressen Post schickt, kommt das tatsächlich an. Aber bis dorthin musste ich es erst schaffen. Das Taxi des Chinesen war eine Gefahr für Leib und Seele. Und er fuhr als wäre der Teufel hinter ihm her.

>> weiter in der Geschichte

Ich aas:
1 Glas Teufelsroller – ideal bei Kater