Scheißkatzensprung

War heute zum ersten Mal seit meiner Rückkehr aus Costa Rica bei der Nachbarin. Sie hat mich angerufen, weil sie mir etwas zu essen gekocht hat. Reis mit… äh… Gemüse, weiß nicht wie das Zeug heißt… der Name klang so ähnlich wie „Melodram“.
Die Nachbarin war nicht unglücklich mich zu sehen. Als ich in ihrer Wohnung stand, gab sie mir links und rechts einen Kuss auf die Wange. Normalerweise hasse ich das. Zuerst erkannte sie, dass ich neue Schlapfen an den Füßen hatte, und dann plötzlich machte sie vom Stand weg einen 3-Meter-Sprung nach hinten ins Wohnzimmer… so wie ihre Scheißkatze, wenn sie etwas beschnüffelt und es sich plötzlich bewegt… Scheißkatze, blöde… noch immer in der Wohnung… Na jedenfalls war die Nachbarin im Gesicht mit einem Schlag so weiß wie Schnee.
„Was ist mit deiner Zehe passiert?“, rief sie mir aus dem Wohnzimmer zu, hielt sich mit weit aufgerissenen Augen die Hand vor dem Mund und verschanzte sich hinter dem Sofa.
„Is‘ nicht weiter schlimm. Aber das solltest du mal sehen.“
Dann zeigte ich ihr meinen Feuerschwanz.

Ich aas:
1 Teller Ries mit Melodrama

Katzenmistviehverdammtes bin ich?

Ich weiß nicht. Die Nachbarin Nr. 2 hat so seltsame Eigenheiten. Zum Beispiel eine Katze. Und diese Katze ist ein Arschloch. Sie tut, was sie will. Sie kriecht auf Tisch und Küche herum, steigt hochnäsig durchs Essen, hält einem ständig den Arsch ins Gesicht, pinkelt auf meine Schuhe, weckt dich alle drei Minuten auf, weil sie dir ins Gesicht rülpst und niest bzw. auf die Lippen sappert…
Nachbarin Nr. 2 versucht den ganzen Tag die Katze mit Gutzureden zu erziehen. Jeder Satz dabei beginnt mit: „Nein“ – aber es klingt eher wie: „Nain“ – und wenn die Scheißkatze es zum hundertsten Mal trotzdem tut, wird daraus ein langes „Naaaaaaiiiiiiin“… so wie es ein Oberlehrer sagen würde: in der Tonlage tief beginnend und kontinuierlich erhöht.
Und gestern Abend ist mir aufgefallen, dass sie den gleichen Scheiß bei mir macht! „Naaaaiiiiin, Matla. Geh da runter.“ oder „Naaaiiin, Matla, das gehört dir nicht.“ oder „Naaaiiin, Matla, spuck das wieder aus.“ Zum Durchdrehen sag ich dir!

Ich aas in meiner Hundehütte, wo ich Ruhe habe:
1 Sandwich

Klimper

An gräulichen Tagen wie dem heutigen hocke ich manchmal einfach irgendwo und klimpere auf der Gitarre herum. Ich versuchte mich am Vormittag an der Mondscheinsonate – im Stile von Led Zep. Babe, I’m gonna leave you, sag ich nur. Tu mir etwas schwer, denn nach Jahrzehnten meines orientierungslosen Gitarrestudiums bin ich wohl trotzdem erst so weit wie eine Volksschülerin nach drei Lerneinheiten. Mir wurscht.

Ich aas – und es ist schwer, es bei mir zu behalten, denn die Katze der Nachbarin hat heute ihren Kotztag und ich muss es mitansehen:

1 Toastbrot mit Schinken, Käse, Gurken, Senf, Mayo – was die Nachbarin eben so in ihrem Kühlschrank liegen hat.

 

Grusel I + II

„Komm doch mit mit mir, Matla! Bitte! Besuchen wir doch meine Freundin gemeinsam! Sie wird sich freuen!“, flehte mich die Nachbarin heute an.
Also gut, ich ging mit auf den Scheißfriedhof. Zum Grab einer alten Hure, die letztes Jahr am Alkohol zugrunde ging. Ja, ich mochte sie auch gerne, sie war eine echt geradlinige Person – was man von nicht vielen Leuten behaupten kann… aber trotzdem: was soll ich auf dem Scheißfriedhof? Ihr ist es egal und mir gibt es viel mehr, wenn ich mich an die schönen Dinge erinnere! Na egal, die Nachbarin will unbedingt mit einem Stein reden.
Nachdem wir am Grab ein paar nette Worte gesagt hatten, schleppte mich die Nachbarin noch eine Weile durch den Friedhof. „Schau hier!“ und „Schau da!“. Erst als ich praktisch nur noch herumfluchte, weil ich mir ständig die Zehen an irgendwelchen Gräbern stieß, gab sie Frieden.

Grusel I:
Und beim Verlassen des Friedhofs, da schiss sich die Nachbarin fast in die Hose!
„Matla!“, schrie sie. Die Haare standen ihr zu Berge. „Sieh nur! Da steht mein Name auf dem Grab! Matla! Oh mein Gott!“
„Was? So heißt du? Also das ist dein Name? Das? Echt?“
„Waaaas? Weißt du etwa nicht, wie ich heiße, du Arsch?“ Die Nachbarin sah ziemlich erledigt aus.
„War nur Spaß… Nachbarin.“ Oder nicht.

Grusel II:
Gerade eben stand ich im dunklen Vorzimmer, in voller Kampfmontur, das Katana in den Händen, bereit zu töten, was auch immer aus dem Zimmer kommen mag.
Zufälligerweise läutete gerade jetzt die Nachbarin an. Ich riss sie mit einer blitzschnellen Bewegung in meine Wohnung herein und zischte ich sie an:
„Pass auf! Sei leise! Duck dich!“
„Was’n mit dir schon wieder los? Drehst du jetzt endgültig komplett durch?“ Sie zeigte mir den Vogel.
„Nein, nein. Ich bin in Gefahr, werde verfolgt. Geh langsam ins Zimmer rüber, langsam, gaaaanz langsam, und sieh nach, was auf dem Bildschirm steht. Ich gebe dir von hier aus Deckung.“
Sie tat es… und sie bewegte sich dabei wie eine Katze. Lautlos, konzentriert, und mordlüstern, irgendwie geil.
„Und?“
„Jetzt lies mir vor, was auf dem Bildschirm steht.“
„Security alert. Ihr PC ist in Gefahr. 5 Verfolgungs-Cookies gefunden.“

Huhu. Ich aas:
Krapfen! Nichts als Krapfen!

Not to have

Die Nachbarin ist eine Anti-Hausfrau. Sie hasst es. Sie hasst es wirklich. Und trotzdem hat sie mich heute in der Anstalt angerufen und mich mit ihren süßen Worten eingelullt.
„Was hältst du davon, wenn du ich dir heute was zu essen mache? Hm, Matla?“
Mein Gehirn dachte: „Leg auf und lauf um dein Leben.“ Aber mein verweichlichtes Maul sagte:
„Ja, ok. Bin in einer Stunde bei dir.“
„Gut, dann ist das Essen schon fertig.“
Als ich in der Bude der Nachbarin eintraf, erwartete mich eine Dunstglocke aus giftigen Dämpfen und finstren Flüchen. Sogleich eilte ich zum Herd, um dem drohenden Supergau ein Ende zu bereiten. Ich hielt einen Schuh in der Hand, weiß auch nicht, wie ich mir das vorgestellt hatte.
„Greif hin und ich bring‘ dich um.“, zischte mich die Nachbarin an. „Wenn du willst, dass ich für dich koche, dann hock‘ dich hin und verhalte dich ruhig, verdammtnochmal, Matla!“
Ich blieb ruhig und verwünschte mich selbst.
Nach einigen Minuten warf sie mir das Futter vor, etwas rührselig sprach ich das Tischgebet.
„Herr, lass mich leben. Und gib uns die Nummer der Vergiftungszentrale, wenn es schnell gehen muss.“
Überraschenderweise schmeckte das Zeugs tatsächlich wie etwas, das ich schon einmal aas… ja, es kam mir bekannt vor. Ich nickte.
„Gewöhn dich bloß nicht daran, du Arsch“, sagte die Nachbarin, während sie mir beim Essen zusah und zufrieden rauchte.
„Nein, meine Liebe. Das ist das Letzte, was ich will.“, versicherte ich ihr. Dann fütterte die Nachbarin die Katze und murmelte dabei: „Du verwöhntes Arschloch von Katze du.“
Nach dem Essen hat sich mich und die Katze hinausgeworfen.

Ich aas:
1 Weckerl vom Anker

Die gestiefelte Feuerskatze

Gestern wäre in der Anstalt aus einer Übung beinahe ein Massaker geworden. Es gab Probefeueralarm und alle wußten, dass es Probefeueralarm ist. Niemand reagierte. Ein paar schauten mit gerunzelter Stirn auf die Uhr, andere seufzten genervt. Wenn ich mich nicht täusche, hat der eine im Eck sogar verächtlich gefurzt.
Aber dann passierte etwas, womit keiner gerechnet hatte. Die Kollegin, vor der alle Angst haben, ist die Feuerbeauftragte! Mein Gott! Sie kam wie der Teufel persönlich aus ihrer Zelle geschossen, mit gelber Jacke, Verbandszeug und anderen Utensilien. In der Hand hatte sie etwas, mit dem sie die ganze Zeit wie wild herumfuchtelte. Niemand konnte erkennen, was es genau war. Eine Reitgerte? Ein Elektroschocker?
„Feuer!“, schrie sie, „Feuer! Aufstehen ihr faulen Ärsche! Raus aus dem Büro!“
Da kam ordentlich Leben in unsere geschlossene Gesellschaft. Als die Kollegin, vor der alle Angst haben, in unserer Tür stand, machte sich sogar etwas Panik breit. Wir mußten raus, aber da stand ja der Feuerteufel in unserer Tür! Der labile Kollege machte in seinem Irrsinn eine Kehrtwendung und wollte aus dem Fenster springen. Wir mussten ihn zurückhalten. Zum Glück wurde die Kollegin, vor der alle Angst haben, abgelenkt. Sie schrie in den Gang: „Aufhören zu reden da  hinten! Sonst komm ich euch! In Zweierreihen, verdammte Scheiße!“ Dann stiefelte sie ganz weg. Wir dachten schon, Schmerzensschreie zwischen den trommelfellzereissenden Tönen der Alarmanlage zu hören. Und waren das nicht Rauchschwaden, die sich da am Boden zogen?
Naja, letztendlich sind wir alle unten auf der Strasse angekommen. Nur ein Kollege, der vom Feuerteufel dabei erwischt wurde, wie er mit dem Lift fahren wollte, wurde nicht mehr gesehen.

Ich aas:
1 französisches Laugenstangerl vom Anker
1 Krapfen vom Anker

Kätzchen, Kätzchen, lass meine Gedanken sein!

Die Scheißkatze von der Nachbarin hat versucht, mich umzubringen. Unfassbar. Ich sitz im Sofa, rauch mir einen ab, als das Vieh um die Ecke trabt, mich so nebenbei eines überdrüssigen Blickes würdigt, und diesen Gedanken denkt! Ich wusste in diesem Augenblick, was diese Scheißkatze denkt, ich konnte ihre Gedanken hören: „Wenn du nichts Besseres zu tun hast, du verdorbene Kreatur, tu mir doch bitte den Gefallen und stirb. Und danach lös dich von selbst in Luft auf, wenn’s leicht geht. Danke.“ Die Scheißkatze hat mit mir telepathischen Kontakt aufgenommen!
Ich schüttelte die Nachbarin, die mit heraushängender Zunge am anderen Ende des Sofas hing und schrie ihr ins Gesicht: „Sie hat mit mir gesprochen!“
Sie zuckte nur etwas mit den Augenlidern und sagte: „W…w…wer?“
„Deine Scheißkatze! Wach auf!“
„Fick doch den Teddybären… der Plüscharsch…“, war ihre Antwort. Ich verstand nicht ganz, was sie wollte und holte mir den riesigen Kuhledersombrero von der Wand. Der rutschte mir zwar bis über die Augen, aber wenigstens war ich so gegen die bösen Gedanken der Scheißkatze in Sicherheit. Ich ließ mich hinters Sofa gleiten und schlich mich auf allen Vieren an die Katze ran. Sie hatte von meinen Absichten natürlich schon gewußt, bevor sie mir überhaupt richtig klar waren, und leckte sich seelenruhig ihren Arsch. Dann schnitt sie mir eine Grimasse und zeigte mir ihre vermaledeite Zunge.
Ich weiß nicht, wie lange ich die Katze angestarrt habe, aber als ich zu mir kam, war sie nicht mehr da. Wie das alles geht?

Ich rauche wohl zu viel und dabei aas ich doch  nur:
1 Krapferl vom Anker

Partyplüschärsche

Am Wochenende war Party. Ich mag besoffene Diskussionen.
M: „Facebook hat irgendwas. Mein Profil wird von Plüschärschen, Teddybären und depressiven Katzen geflutet. Rüüüüüüülps!“
X: „Das ist die Taktik der EU, weißt du, Matla?“
Ich hol ein neues Bier.
M: „Ist doch klar, dass man depressiv wird, wenn man sich mit nichts anderem  als Kuschelscheiß beschäftigt.“
X: „Besorg dir eine Waffe.“
Tolles Lied, ich bin kurz abgelenkt. Dann sag ich:
„Ich hatte als Kind schon immer Angst vor Teddybären.“
X: „Wenn’s um den Psychotest geht, mach dir keine Sorgen.“
M: „Wie sie mich immer angestarrt haben, mit ihren toten Augen.“
X: „Ich kenn‘ da einen, der denkt wie du.“
M: „Und was soll ich damit?“
X: „In einer Diktatur sagt einer klipp und klar, was passiert. Und wenn  einer nicht pariert, wird er erschossen. In der EU machen sie das so, dass sie einfach alle mit Papierkram überfluten und wenn du nicht parierst, sagen sie dir, dass du vor 14 Monaten das Dokument 1345 bekommen hast, in dem steht in Paragraph 23679 usw…. so läuft das!“
Meine Gedanken verlieren sich irgendwo, sitze neben dem Typen und knackse mit der Bierdose im Takt des Songs.
M: „Hmmmm. Zu allererst würd ich wohl einen Plüschhasen erschießen.“
X: „Ja, es gibt keinen Grund, das nicht zu tun.“
Das war’s.

Das Schöne ist, das ich vollkommen zugenagelt war und am nächsten Tag einfach weitermachen konnte ohne irgendeinen Unterschied. Geradezu ein Wunder.

Ich aas:

Ferdinand, der kretische Hühnermeister

Und so kam ich zu Ferdinand, meinem griechischen Freund, Bauer und Meister. Ich erzählte ihm von meinem Gespräch mit der Zombieziege. Er lächelte und sagte, es gäbe nur noch eines zu tun. Seinen Bart glatt streichend führte er mich in seinen verdreckten Hühnerstall, kaum mehr als ein einfacher Verschlag.
„Welches Huhn gefällt dir am besten, mein Freund?“, fragte er mich.
Ich sah mich um.
„Nunja, die sehen ja alles aus, als würden sie bald den Hungertod sterben. Aber…. das dort! Das mit dem eitrigen Auge!“, antwortete ich.
„Töte es!“
Ich kratzte mich am Kinn und sagte:
„Gut, hast du eine Waffe?“
„Ohne Waffe. Mit deinen bloßen Händen. Los, töte das Huhn!“
Ein seltsames Gefühl kam in mir hoch. Noch nie hatte ich ein Tier mit bloßen Händen getötet (außer natürlich Fliegen, Gelsen, Spinnen und Katzen). Ich verwendete für das Erlegen größerer Tiere ausnahmslos Schwerter, Motorsägen und Schußwaffen. Ich zweifelte. Mein Leben stand am Scheideweg.
„Ich lasse euch allein.“, flüsterte Ferdinand und verließ den Hühnestall.

Ich aas heute:
2 Brote
2 Eckerkäse
1 Geheimratskäse
2 verschiedene Gewürze – Ferdinand hatte mir 2 kleine Pflänzchen mit auf den langen Weg nach Österreich gegeben.

Freie Eremitenregung

Seit Ende des Fasching ist mein Leben im Würgegriff der Schlichtheit, Eintönigkeit und Einsamkeit. Ich bin ein Eremit. Gibts was Neues da draußen? Muss ich mir Sorgen machen? Sind die Kriege zu Ende? Oder das Öl? Leben wir schon in einer Stadt aus Glas? Nein, ich glaube nicht. So schnell ändert sich der mich umgebende Wahnsinn nicht.
Seit ich den Katzenkratzbaum meiner Nachbarin vor ein paar Tagen mit dem Samuraischwert in zwei Teile zerschnitten habe, spricht sie nicht mehr mit mir. Macht nichts. Dafür bin ich heute in der Früh zur Hausmeisterin hinunter und hab an ihrer Tür geklopft. Wie immer keine Reaktion. Ist aber auch kein Wunder, sie liegt schon seit Monaten tot in ihrer Wohnung.
Danach schleppte ich mich nach oben zur Nachbarin und lauschte an ihrer Tür. Seltsame Geräusche waren zu vernehmen, die ich genauer zuordnen wollte. In diesem Moment ging aber auch schon die Wohnungstür der Nachbarin auf. Sie entließ gerade einen Freier. Ich wollte den Typen in ein lockeres Gespräch verwickeln, doch der drückte der Nachbarin nur etwas Geld in die Hand und lief die Treppen runter, als wäre der Teufel hinter ihm her. Bevor ich noch etwas sagen konnte, stand ich schon wieder vor einer verschlossenen Tür.

Und so aas ich völlig emotionslos:
1 Brot
1 Topfen
1 Käse
1 Paradeiser