Maschinelle Kartenapokalypse der Ratten

Die Apokalypse ist nah. Eh kloar.

Ich bin heute zum ersten Mal seit vielen Wochen im Rattenloch. Tiefgreifende Änderungen sind passiert. Man sieht kaum noch Menschen hier, dafür immer mehr Androiden, die surrend und korrekt ihrer wertlosen Tätigkeit nachgehen. Das wäre ja nicht so schlimm. Mir sind Roboter ohnehin lieber als die depperten „Human Resources“. Aber was schlimm ist, was mich jetzt fast aus den Socken geschossen hätte: ich halte der Seniora de Cantina einen Zehner vor die Nase.
„Nein.“
„Was nein?“
„Geht nur mehr mit Karte.“
Man kann nur noch mit dem Chip auf der Bankomatkarte zahlen. Ich mußte lachen, während ich den Schein wegsteckte und die Karte rausfischte. Die Prophezeiungen gehen in Erfüllung. Das Bargeld wird Schritt für Schritt abgeschafft. Zum Glück hatte ich etwas Guthaben auf dem Chip (man kann nämlich immer öfter in den Kabinen der Peepshows damit blechen).
Und hatten sie etwas ein stinknormales Kartenlesegerät? So ein kleines blaues, wie man es im Supermarkt sieht? Nein. Das Ding sah eher aus, wie eine sauschwere, neumodische Espressomaschine. Zwei leuchtende Knöpfe, einer blau, einer rot.
Ich steckte die Karte rein, drückte mal auf den blauen Knopf.
„Nein, sie haben die Karte zu früh reingesteckt. Bitte nehmen Sie sie raus und warten Sie, bis ich es Ihnen sage.“
Okay.
„Jetzt gehts.“
Ich schiebe die Karte rein, drücke den blauen Knopf.
„Nein, sie dürfen keine Knöpfe drücken. Bitte nehmen Sie die Karte raus.“
Okay.
„Und gehts schon?“
„Nein, bitte warten Sie bis ich Ihnen sage, daß Sie die Karte reinstecken können.“
Na fein.
„Jetzt gehts.“
Alles läuft automatisch ab. Das Geld wird abgezogen, ich drücke den grünen Knopf.
„Nein, sie haben die Zahlung abgebrochen. Bitte drücken Sie KEINE Knöpfe.“
Irgendwann gings doch. Androiden kommen damit besser klar.

Ich aas einsam in einer Ecke – die Sitzplätze waren von den Androiden besetzt:
1 Teller mit irgendeinem Gemisch drauf – sehr patriotisch
1 Weckerl

Gegrillte Schafsflade

Ein abenteuerliches Mittagsmahl. Schau!

Arg, was? Ich hab die Seniora de Cantina gefragt, ob es denn heute etwas für Astronauten gäbe.
Nein! Es ist gegrillter Schafkäse mit Fladenbrot!
„Na hoffentlich schmeckt das Brot nicht so wie es heißt“, habe ich gesagt und die Augen verdreht.

Ich habe Platz genommen und gleich mal die Flade aufgerissen, den Inhalt der Alufolien hineingekippt und gewürzt – Beilage Senf:

War gut. Nachspeise:

Auch gut.

Ciao.

Im Oarsch de Adress

Wie sagt man so schön auf Chinesisch: „I bin im Oarsch daham! I hob im Oarsch de Adress!“ Dieses chinesische Sprichwort trifft auf meine momentane Lage zu. Denn mein Auto ist nicht nur seit gestern offiziell eine Zeitbombe, sondern seit heute Morgen sogar eine Zeitbombe ohne Batterie. Diese nämlich ist leer… oder kaputt… was weiß ich…. und ich hab die Kohle nicht, um mir das machen zu lassen. Verdammt.

Doch zum Glück wohne ich in Wien. Da gibt es ja FÜR NOTFÄLLE die öffentlichen Verkehrsmittel… So bin ich mit denen ins Rattenloch gefahren… 1 Stunde lang… mein Gott, wie gut, daß ich noch eine ungelesene Zeitschrift gefunden habe, in die ich mich in diesen fahrenden Käfigen vertiefen konnte…. in die schönen Boote… die Bilder von Wellen und Wind…. und jedesmal wenn ich aufblickte, erschrak ich… diese häßlichen Menschen mit ihren verkommenen Fratzen… wenn Gott endlich die Sintflut über euch kommen lassen würde und mir ein Segelboot geben würde, wären wir alle unsere Probleme auf einen Schlag los.

Naja, im Rattenloch ist es auch nicht besser. Die Küche sieht wie ein Haufen Scheiße aus:

Und in der Cantina waren auch soviele Menschen, daß ich in dem Durcheinander der Seniora de Cantina nicht sagte, mir kein Papiersackerl über das Essen zu geben… wieder ein Papiersackerl für einen Weg von dreißig Metern. Sinnlos, aber das Sackerl soll nicht umsonst sterben. Zur Zeit sitzt mir im Rattenloch so ein alter Arsch gegenüber, der ziemlich schnauft und scheinbar schon am Abkratzen ist. Ich werde mich in einem ruhigen Moment hinter ihn schleichen und das Papiersackerl zerplatzen lassen. Wenn ich Glück habe, krepiert er dabei… und ich hol mir dann die Scheine aus seiner Tasche.

Und so aas ich:
1 Apfel
1 Nektarine oder Marille oder Pfirsich, was weiß ich, wie die Dinger heißen
1 Segelzeitschrift als Unterlage

Das Rattenloch und die Morlocks der Zeitmaschine

Kennst du eine der Verfilmungen von H.G.Wells Zeitmaschine? Da sitzt der Zeitreisende ganz erstaunt in seiner Zeitkutsche und gafft sich einen runter, während sich um ihm herum die Welt in rasendem Tempo wandelt. Genauso gehts mir hier im Rattenloch. Vor Wochen haben sie, wie berichtet, begonnen, das ganze Stockwerk auseinanderzunehmen. Die Menschen waren spurlos verschwunden, nach und nach  auch die Möbel, bald brachten sie die Zwischenwände weg, rissen den Boden raus. Nur mein Arbeitsplatz blieb unberührt. Ich saß völlig unbeteiligt da und sah ihnen zu. Irgendwie schafften sie es sogar, den Staub von meinem Platz zu verbannen.
Letzte Woche sah es hier wie auf einem Raketentestgelände aus. Wenn ich aufs Clo wollte, mußte ich über einen Schuttberg klettern. Ich hatte mir schon gedacht, daß sie hier sowas veranstalten wollen wie im WTC – einfach die unteren Stockwerke aufbohren und destabilisieren, damit das Haus ohne Widerstand von unten in sich zusammenkrachen kann.
Am Wochenende jedenfalls dürften sie sehr fleißig gewesen sein. Das Rattenloch beginnt wieder wie ein echtes Rattenloch auszusehen. Sie haben wieder einen grauen Boden eingelegt, alles grau angemalt und die grauen Zwischenwände sind auch wieder da – nur anders angeordnet. Ich sitze jetzt mit meinem kleinen Tisch in einem großen Raum. Wenn ich klatsche, dauert es ziemlich lange, bis das Echo zu hören ist.
Ich muß noch darüber nachdenken, mit welcher Rasse ich mich mehr intentifisziere. Mit den Elois oder mit den Morlocks. Heute habe ich jedenfalls einen entdeckt, dessen Tisch am anderen Ende des Stockwerks steht. Ich muß mit ihm ins Gespräch kommen, um herauszufinden, welche Aufgabe er hier hat. Ob er eher Eloi oder mehr ein Morlock ist.

Die Qualität des Essens in der Cantina ist jedoch ungebrochen beschissen. Die Laune der Seniora de Cantina ebenso.

Ich aas:
1 Brot „Verlorener Penis“ mit Paprika
1 Apfel „Kill your libido“
1 Sackerl ohne Gackerl

Pansenbrot

Das Leben ist bekanntlich kurz. Aber nicht nur das menschliche Leben, sondern auch das Leben eines Sackerls. War ich doch grade in des Rattenloches Cantina und wollte Essen kaufen. Noch nicht gänzlich den Schock des morgentlichen Aufstehens überwunden war ich nicht sehr entscheidungsfreudig. Eingedenk all meiner neuen krenentsprungenen Vorsätze wählte ich ein Brot mit frischem Brei aus dem alten Pansen einer langweiligen Kuh. Ich begab mich alsdann im Obstkorb auf die Suche nach dem passenden Apferl, da spricht die Seniora de Cantina mit mir. SIE SPRICHT MICH AN! Ich hasse das und konzentriere mich ohne Antwort auf den Apfelquest, um meine Enttäuschung nicht hochkommen zu lassen. Zu spät erst erkenne ich den Fehler. Schon packt sie das Brötchen mit leicht vorverdautem Aufstrich in ein Papiersackerl! Ein Papiersackerl für eine Strecke von fünfzig Metern! Was für ein Verlust! Dekadenz! Mit Mordeslust in den sonst lustlos triefenden Augen verließ ich den Ort der Niedertracht.
Ich werde Buße tun und die Seniora de Cantina zu Tode geißeln.

Ich esse:
1 Brot mit Pansenbrei
1 Apfel der Ablenkung

Der unsterbliche Erich Göller mit den geilen Schnitzerln

Die letzten Tage reihten sich aneinander in Hoffnungslosigkeit und ohne Trost. Kein Lebenshauch, nicht einmal aufmunternder Schmerz.

Und dann hab ich mich fast angeschissen vor Lachen! Nämlich als ich sah das folgende Foto:

Weißt du, was das ist? Das bin ich mit der Seniora de Cantina. HAHAHAHAHAHA! He. Huhu. Das ist ein Photo der szenischen Präsentation des Projektes Blog The Theatre im Grazer Schauspielhaus. Und weißt du, was die Typen auf dem Photo gerade aufführen? Meine Geschichte von den geilen geilen Schnitzerln!
Siehst du das Schnitzerl auf dem Foto und die Flasche mit dem Essig? Geil, geil, geil. Gespielt wird der psychisch kranke Matla von dem berühmten österreichischen Schauspieler Erich Göller. Durch die Rolle des impotenten Matlas ist er nun unsterblich! Bitte gerne.

Ich esse:
1 Semmerl mit Extrawurst, Gouda und Gurkerl
1 Apferl statt 1 Krapferl