Traumbelästigung

Im Glauben, Wien würde endlich durch den After Gottes vernichtet, soff ich mich am Wochenende kaputt. Gestern, Montag, erwachte ich daher erst spät aus dem todgleichen, süßen Schlaf. Unsanft geweckt. Das Handy, das ich leider im Hosensack vergessen hatte, läutete erbarmungslos ununterbrochen.
„Alarm! Kugelschreiber!“, schrie mich einer mit blechener Stimme an. Er brauche auf der Stelle massig Kugelschreiber.
„Die Kugelschreiber gehen gar nicht richtig!“, jammerte mich kurz darauf ein anderer an, „Sofort reparieren!“
Und so ging das den ganzen Tag dahin. Das Telefon läutete und läutete, alle möglichen Leute sekkierten mich, belästigten mich mit ihren wertlosen Anliegen, ich hudelte an der Werkbank herum, um alle Bedürfnisse stanta pede zu befriedigen.
Am Abend ging ich zeitig zu Bette. Erschöpft. Ohne etwas getrunken zu haben. Das war ein Fehler. Mit klarem Geist zu schlafen, läßt böse Träume und Erinnerungen erwachen. Fratzen, Quälgeister und anderes Gesocks.
Heute, natürlich schlecht gelaunt, kämpfe ich noch immer gegen diese… alten…. Gedanken. SHIT! Und vorallem gegen Lärmbelästigung! Ein Klingone zieht hier im Haus ein und hämmert an den Wänden herum! Ich glaub, ich geh ein!

Ich, völlig weich in der Birne, nichts versteinert, aas:
1 Brot
1 Liptauer
1 Kräuterkäse
1 Apfel
1 Eckerlkäse
1 Kren

Tot und Sein im Hause Ponthal

Weißt du, ich mag alte Familienfotos. Die schau ich immer besonders gern und lange an. Sieh dir mal das an:

Das ist ein Foto meiner Vorfahren. Von dort stamme ich väterlicherseits ab. Nicht einmal die Kinder leben mehr.
Wenn ich das Bild betrachte, die Kleidung der Leute, das Holz der Fassade, die Fenster, dann kommt mir alles so vertraut vor, obwohl ich nie auf diesem Hof gewesen bin. Mir ist, als würde ich genau wissen, wie es im Haus riecht, wissen, wie sich das Gewand der Menschen anfühlt, die Schuhe. Ich kenne ihre Sorgen, es ist kühl, unfreundlich draußen, der Boden matschig, mir hängt der Rotz aus der Nase, die Schule interessiert mich einen Scheißdreck.
Ich bin ein Teil von ihnen.

Oder sieh dir das Bild an:

Anscheinend eine Hochzeit – alle tot.
Mein Blick schweift über die Gesichter dieser Menschen, ich versuche, ihre Gedanken und Gefühlsregungen zu erahnen. War die Frau links hinten, die das Glas hebt, eine Stimmungskanone? Schaut der Bräutigam so verzwickt aus der Wäsche, weil er an die Hochzeitsnacht denkt? Oder wollte er eher die Frau  heiraten, die hinter ihm steht? Ist er betrunken? Sind die beiden Männer neben dem Bräutigam seine Väter? Was für hübsche Bärte sie haben!

Ein etwas neueres Bild:

Noch nicht alle tot.
Kinder aller Arten. Fröhlich, schlimm, rachitisch, hoffnungsvoll, lebending, von Rückschlägen gezeichnet.

Was mich so fasziniert an solchen Fotos ist die Tatsache, daß sie einen ganz kurzen und bestimmten Ausschnitt der Geschichte darstellen. Für uns bloß ein Foto, für die Menschen damals, das JETZT. Alles auf diesen Fotos hatte seine Ursache, seinen Grund. Jeder Grashalm, jedes Haar, jedes Fältchen, Grübchen, Blick, alles war wichtig und ist nun verloren – und doch die Grundlage für JETZT.

Ich aas – und auch meine Mittagessenfotos werden eines Tages jemanden genauso faszinieren:
1 Brot
1 Käse
1 Wiener Gabelbissen
1 Kronprinz Rudolf

…. wenn sie nur nicht dauernd in der Luft hängen bleiben würden, verdammtes Handy ….

Puffdenken

Die letzten Tage hatte ich viel Zeit zum Nachdenken. Mit dem Ergebnis, daß Nachdenken bei mir kein Ergebnis liefert – außer dem einen eben.
Das war schon immer so bei mir. Darum habe ich im Laufe der Jahre mit dem Denken aufgehört. Und es geht mir gut damit!
Beispiel 1: gestern treffe ich die Nachbarin im Stiegenhaus, ich geh rauf, sie geht runter. Ich tu so, als würde ich sie nicht sehen. Und was macht sie? Sie verpaßt mir ein Paar Watschen. Eine links, eine rechts und geht weiter, als wäre mich zu Ohrfeigen so normal wie das Treppensteigen selbst.
Früher hätte ich mir wohl lange den Kopf darüber zerbrochen, was wohl der Grund für ihr Attentat gewesen sein könnte. Gestern: puff und alle Gedanken waren weg.
Beispiel 2: komm ich heute früh vom Kaffeehaus zurück – waschelnass, es regnete in Strömen. Steh ich im Vorzimmer, trete mir die Schuhe von den Füßen und will mir die Jacke ausziehen. Geht nicht. Der Reißverschluß klemmt. Bewegt sich keinen Millimeter mehr, weder in die eine noch in die andere Richtung. Früher hätte ich versucht, das System eines Reißverschlusses zu durchschauen, um eine möglichst materialschonende Reparatur in die Wege zu leiten. Heute: her mit der Schere, schnipp, schnapp und die Jacke war wieder offen – neben dem geschlossenen Reißverschluß.

So ists gut.

Ich aas:
1 Liptauer aus der Bäckerei
1 Räucherkäse
1 Brot
1 Kronprinz Rudolf

… das Foto ist irgendwo in der Luft steckengeblieben – es kommt nicht an …

Vermodernde Explosionsgedanken im Herbst der 180 Grade

Letztes Wochenende dachte ich mir: „Was ist das bloß für ein farbloser Herbst.“
Und heute denk ich mir: „Da isser ja!“
Siehst du? So geht das? Ein paar Tage nur und trotzdem eine gedankliche Wendung um 180 Grad. So ist das bei mir. Aber es geht auch anders.
Gestern dacht ich mir: „Scheiß Rattenloch!“
Und heute denke ich mir noch immer: „Scheiß Rattenloch!“
Da mach ich wieder keinen Unterschied, gell?
Zuhause zu arbeiten ist einfach gut, es hat nur Vorteile. Ich kann bereits tagsüber trinken, brauche mir keine Sorgen wegen meiner Fahne zu machen, und kann Sauerkraut essen, bis mir die Gedärme explodieren. Keiner wirds riechen.

Ich aas:
1 Reste vom Sauerkraut
1 Apfel
2 Tomaten
1 Brot

Zum Thema Herbst – tote Bäume und vermodernder Dreck:

Heimkehr aus Griechenland, Teil 7

Na gut. Erzähle ich halt doch noch weiter.

> hier gehts zu Teil 1 der Heimkehrerstory.

Die Nachbarin kehrten zurück zum Boot in der Marina. Eine letzte Nacht blieben wir noch an Bord und zumindest hatten wir nun nach einer kleinen Odysee durch den griechischen Eisenbahnbehördensumpf zwei Zugfahrkarten, die uns am nächsten Tag von Athen nach Thessaloniki bringen sollten.
An diesem Abend ließen die Crew und wir nichts aus. Alkohol in rauhen Mengen, Gegröle, Gekreische, Gerangel, die Nachbarin verrauchte ihre letzten drei Zigaretten. So verabschiedeten wir uns von der Protheas und wußten, daß uns zuhause der Herbst erwartete. Vor dem Schlafengehen verabschiedeten wir uns noch. Teile der Crew hatten unterschiedliche Flüge gebucht, mußten zu unterschiedlichen Zeiten aus dem Bett.
Als ich am nächsten Morgen aus meiner Kajüte kroch, sah ich nur mehr zwei Leute davonrennen. Sie waren schon spät dran und wollten den Flug nicht verpassen. Ich weckte die Nachbarin. Als sie wach war und auch ein Letzter der Crew heranwankte, schlug ich den beiden vor, nach Athen zu fahren und dort das Frühstück einzunehmen. Von dort aus hatten die Nachbarin und ich nicht mehr weit zum Bahnhof und der Bus zum Flughafen fuhr dort für das Crewmitglied auch ab.
Nach einem griechischen Kaffee und etwas, das wie ein Croissant schmeckte, trennten die Nachbarin und ich uns von dem Seglerkollegen und fuhren zum Bahnhof. Alles war ruhig, wir hatten ja die Fahrkarten schon, es konnte nichts mehr passieren. Nur ab und zu jammerte die Nachbarin, weil sie gerne eine Zigarette rauchen wollte, aber sich ja vorgenommen hatte, nicht mehr rauchen.
Wir waren etwa eine halbe Stunde vor Abfahrt am Bahnhof. In aller Gemütlichkeit spazierten wir durch die Halle. Mir fielen dabei ein paar gutbesuchte Schalter auf der anderen Seite auf, die mir bis jetzt entgangen waren. Über denen stand irgendwas geschrieben wie: „Tickets for departure at same day“ Zuerst dachte ich mir nichts dabei, aber dann tauchte  in mir doch die Frage auf, WARUM es diese Schalter überhaupt gab, wenn man doch 72 Stunden vor Abreise die Fahrkarten kaufen mußte. Mit aller Kraft vertrieb ich diese Gedanken aus meinem Kopf und fragte jemanden, ob der Zug auch pünktlich kam.
Und tatsächlich! Er kam pünktlich! Unser Zug! Er stand vor uns! Plötzlich stürmten alle auf einen Uniformierten zu, der aus dem mittleren der drei Wagons gehüpft war. Angst packte mich! Was war das jetzt wieder? Mußte man um einen Platz kämpfen, wenn man nicht reserviert hatte? Die Nachbarin sprang in das Menschenkneuel und stieß alle zur Seite. Sie zeigte dem Mann ihre Tickets. Der nickte nur und deutete auf den ersten Wagon. Okay, alles klar. Wir konnten einsteigen. Die Leute fragten den Typen nur, wo sie sitzen sollten. Auf jedem Ticket stand nämlich die Wagon- und die Sitzplatznummer. Wir stopften unser Gepäck irgendwohin und nahmen Platz. Wir waren im Zug. Nichts konnte uns jetzt noch in Athen halten. Der Zug fuhr ab.

Und wenn du glaubst, daß das alles war, dann täusch dich nicht. Die Geschichte geht jetzt erst richtig los.

Ich aas so wie gestern:
Lebkuchen, Lebkuchen, Lebkuchen, rot, blau, grün

Rifflige Fahrt in die Sonne

Normalerweise wandere ich ja mit einem breiten Grinsen auf der Visage durch die Stadt. Ich habe da so eine Art Filter eingebaut, von dem ich bereits vor (geh leck!) fast vier Jahren berichtete: Filter. Mit diesem Filter gehe ich leichten Schrittes herum, staune über die viele Schönheit, die mich umgibt, und freue mich des Lebens in der freien Natur.
Doch seit einigen Wochen ist das nicht mehr so. Mein Blick ist gerunzelt, nur mehr auf den Boden gerichtet, wandert von Lungenauswurf zu Lungenauswurf. Angewidert quäle ich mich vorwärts, meine Füße versinken voll Haß im Asphalt.
Ich werde daher nächste Woche nach Griechenland fliegen und dort eine Woche segeln. Noch schnell, bevor die Saison entgültig vorüber ist und ich wieder ein halbes Jahr auf die Einsamkeit auf See warten muß, ein bißchen Sonne, um das Gemüt zu beleben.
Ich habe mich dazu entschlossen und arbeite diese Woche für die nächste vor. Das bedeutet natürlich die kommenden Tage jede Menge Streß und wenig Schlaf, doch lenkt mich das wenigstens von meinen widerwärtigen Gedanken ab.
Mit etwas Willen und Glück habe ich noch einen billigen Flug für Samstag nach Griechenland ergattert. Zurück gehts mit dem Zug – das ist die billigere Variante. Dauert zwar mehr als dreißig Stunden, doch ich habe nichts gegen Herumsitzen und Nichtstun. Und ist mir Zeus wohlgesonnen, schenkt er mir auch noch dreißig Stunden Nichtsdenken in diesem Zug. Wir werden sehen.

Ich aas
1 Packung Chips – scheiß drauf

Wirtshauspissoir

Meine abgespaltene Persönlichkeit Johannes, der kleine Gimp, hat es gestern genau erkannt: das Wirtshauspissoir ist ein Ort der meditativen Reinigung.
Man sitzt in der Stube oder steht am Tresen beim Brandinesa, plaudert mit den anderen verkommenen Arschlöchern und jagt sich dabei ein Glas nach dem anderen rein, stundenlang. Da staut sich natürlich einiges an. Man spürt so einen Druck, einen Drang irgendwas loszuwerden, bald beginnt man zu schwitzen, nervös herumzusteigen, steckt sich eine Hand in den Hosensack, um sich unauffällig seinen Schwanz zu drücken. Und wenn es dir zuviel wird, wenn du glaubst, du müßtest schon bald wie eine Wasserbombe explodieren und du an dem Punkt angelangt bist, an dem deine Willensstärke endet, dann rennst du aufs Häusl, reißt dir die Hose auf, packst deinen bereits freudig zuckenden Schlauch aus und pisst los. Erleichterung! Leuterung! Heilung! Du atmest heftig erregt, beginnst entspannt zu grinsen, lehnst dich cool mit einer Hand oder gar mit der Stirn gegen die Wand, wischt dir den Schweiß ab.
Jetzt wird alles gut. Der ganze Dreck verläßt den Körper, der Alkohol bleibt in ihm. Und während du Gott für diese Wohltat dankst, bist du wieder in der Lage, klare Gedanken zu fassen. Nun siehst du auch die Gespräche und Ereignisse der letzten Stunden in einem neuen Licht. Beherzt quetscht du auch noch den letzten Tropfen ins Pissoir, schüttelst und würgst den Penis, spannst ruckartig die Bauchmuskeln an, auf daß auch nicht ein einziger Tropfen der Pisse mit dir zurück in die Gaststube gelange. Neuer Mut! Tatendrang! Ja, das ist Leben!

Ich aas:
1 Schlierbacher – der letzte der Fünferpackung
1 Afperl
1 halbes Käsestangerl

PS: Wer in Wien den Little Buddha besucht, darf sogar in einen Wasserfall brunzen. Ein Erlebnis der anderen Art!

Gefangen im Flachspüler

JETZT bin ich durch! Mit wildem Geplodere flutschte ich aus den Gedärmen, endlich!, und landete da, wo wir alle sind. In der Closchüssel des Lebens. Hier drängen wir uns, jeder kämpft für sich um den besten Platz im Flachspüler. Keiner möchte im Wasser der Vorhölle stehen, jeder erhofft sich ein trockenes Plätzchen, auf dem er wartet bis Gevatter Tod ihn endgültig ins Nirvana spült.
Das Fieber, das mich befallen hatte, schwindet. Nervenfieber. Der Sumpf negativer Gedanken, Tötungsphantasien und Todesvorstellungen ließ mich den Körper vergessen, der – viel zu kalt gelagert – irgendwo saß und auf die Rückkehr der Seele wartete.

Nun aas ich:
2 Brot
1 Schlierbacher

Verstand in der Austrittsöffnung

Zur Zeit befindet sich mein kränklicher Verstand in einem gewaltigen Irrgarten.  Und ich kann die Suche nach ihm nicht einmal beginnen, weil ich in einem Sumpf aus dunklen Gedanken feststecke. Ich komme nicht vom Fleck. Fühle mich wie ein Stück Scheiße, das auf Grund nicht allzu starker Verstopfung im Arschloch feststeckt – irgendwas drückt mich zwar weiter, aber ich passe nicht durch!

Pech. Ich aas:
1 Paradeiser, der mich mit seinem allesdurchdringenden Auge ansieht, als wolle er mich in ein noch tieferes Loch ziehen

Licht und Dunkel

So sieht mein Essen aus, wenn ich das Licht abdrehe. Ja, ich bin
wieder im Loch. Ich habe tatsächlich einen Ort gefunden –
neben meinen Gedanken -, der absolut dunkel ist, wenn man das
künstliche Licht abdreht.

Oft habe ich mir schon überlegt, wie das wohl vor einigen 100
Jahren gewesen sein muß:
in der Nacht war es total finster, wenn das Licht ausging
ein Himmel, der blauer war als er heute ist,
wenn man in den Wald ging, war es wirklich ruhig – ich meine
wirklich wirklich ruhig

Wann ward ihr irgendwo, wo ihr wirklich nichts von der sogenannten
‚Zivilisation‘ gehört habt? Wann ward ihr irgendwo, wo es in
der Nacht wirklich dunkel war und nur das Licht der Sterne und des
Mondes zu sehen war? Es ist so schwer den Menschen zu
entkommen.

Das bedeutet:
2 Dreikornweckerl mit Extrawurst, Käse und Gurkerl
1 Schachtel Trinkfrühstück von Rauch
2 Marillen oder Pfirsiche oder Nektarinen, die ich von zuhause mit
genommen habe.
Lili steht auch dabei – sie jedoch interessiert mich überhaupt
nicht.