Brandweinflucht

Am Wochenende beim Brandweiner. Der Gastgarten war leer. Drinnen alles voll. Die Luft zum Schneiden. Tschick, Schweiß, Pisse und verschüttetes Bier.
Es wurde schnell dunkel. Ich wußte nicht, ob es die Fenster waren, die, völlig verdreckt, das Licht nicht mehr durchließen oder ob es die bestialischen Schatten waren, die unser Refugium verschlangen.
Nach ungefähr dem siebten Bier rülpste ich gerade mit aller Kraft quer durch das Wirtshaus, als mir plötzlich schwarz vor Augen wurde. Irgendetwas hatte mich mit voller Wucht auf der Stirn getroffen, war dann auf mein Glas Bier gefallen und hatte es zerschlagen. Zunächst war mir nicht klar, was passiert war. Die Arschlöcher, die bei mir saßen, fingen an, höllisch zu lachen.
„Hohohohoho!“, lachte einer wie der Scheißweihnachtsmann.
„Jo bist du deppat!“, plärrte ein anderer, während er aufsprang, weil das Bier vermischt mit meinem Blut quer über den Tisch rann.
Zwischen Bier, Blut und Scherben identifizierte ich das unbekannte Flugobjekt: ein Stamperl. Ich wollte schreien und fluchen, aber ich schmeckte nur das Blut in meinem Mund. Mit zitternden Händen versuchte ich mich zu erheben.
„Bleib huck’n, Matla! Wir holen die Rettung!“, rief der Wirt von hinter der Bar.
Rettung, ja, hm, Rettung, ok. Rettung, hm? Was? Rettung? Langsam kam ich wieder zu Sinnen. Ich wischte mir das Blut mit den Hemdsärmeln aus dem Gesicht und schrie:
„Na, net! Ka Rettung! Sei net deppat!“ Nur keine Rettung. Die würde mir nur den netten Abend versauen.
Ich schaffte es, aufzustehen. Schnitt mich dabei noch mal am Handballen auf – aber nicht stark.
„Mir geht’s eh guat! Nua ka Theata!“
Schwankend torkelte ich durch die Gaststube. Alle wichen mir aus, keiner wollte vollgeblutet werden. Ein paar Idioten gaben mir Tritte, weil’s so lustig war.
Am Scheißhaus sah ich in den Spiegel. Gar nicht so schlimm. Ich holte Clopapier und drückte es mir auf die Stirn. Es war ziemlich schnell mit Blut vollgesogen.
Mir wurde wieder schwarz vor Augen, alles drehte sich… Der Wirt krachte herein… Diskussionen… die Rettung kam… ich versteckte mich in einer Scheißhauskabine und schrie: „Schleichts eich! Is eh nix!“… Diskussionen… der Wirt, die fette Sau, drückte die Scheißhaustür mit seinem Gewicht auf… irgendein Sani dokterte an meiner Stirn herum… Ende gut, alles gut.

Wer das Stamperl geworfen hat, steht noch nicht fest. Aber das ist auch egal.

Ich aas:
Verdammt wenig – nur Reste von gestern. Wovon soll ich bloß leben?

 

 

Der weiße Vollmond (hyperaktiv)

Gestern war ich mit der Nachbarin bei anderen Nachbarn, Ehepaar mit Kind, eingeladen. Was soll ich sagen… wir kamen als willkommene Gäste und gingen als… Arschlöcher. Der Mann, ein Typ, der glaubt, weise zu sein, derweil ist er nur ein Egozentriker, der ständig recht haben will. Seine Frau murkst die ganze Zeit mit dem Sohn herum.
„Hearst, was is‘ mit eurem Kind los?“, fragte die Nachbarin bald. Das nämlich sprang die ganze Zeit wie ein Gummiball hinundher und schrie und schrie und schrie.
„Hyperaktiv“, antwortete sie und verdrehte dabei die Augen. Da begann der Mann gleich mit einem kleinen Referat über die Schuld der Gesellschaft und schrie zwischendurch das Kind an.
„Die beiden sind wie Feuer und Wasser“, sagte die Frau.
Dann erklärte ich den Leuten, wie sie alle Probleme auf einmal lösen könnte, worauf sie  uns dann aus ihrer Wohnung warfen.
Was ich ihnen vorgeschlagen habe? Nun, die Frau sollte einfach den Sohn und den Vater nebeneinander im Garten bis zum Kopf eingraben. Das Kind würde zum Schreien und Zappeln aufhören und der Vater… äh… der Vater… äh, was war der Plan?…. Ah, ja. Der wäre dann auch aus der Wohnung weg.

Ich aas eine EKG und den weißen Vollmond:
1 EKG
1 weißer Vollmond

 

2 Wochen off und ein Todesfall

Mmmmmmmmh aaaaaahhhhh mmmmmmmmmmmh aaaaaaaaaaah. Jetzt atme ich wieder frische Luft! Ahhhhh! Der Geruch der Freitheit! Endlich wieder Internet!

Waren es zwei Wochen? Ja? Zwei Wochen offline? „Ein technisches Gebrechen“, sagten sie mir jedesmal, wenn ich nach ein paar Tagen nachhakte. Dazwischen eine bittere Beerdigung.

Nun, zum Bloggen gezwungen sein, billige Internetpornos den ganzen Tag, endlich wieder Kommunikation… nein, scheiß auf Kommunikation!

Apropos „scheiß auf Kommunikation“: heute gibt es eine Versammlung aller Hausbewohner – zwecks Verbesserung der Kommunikation. Ich werde zu dem Treffen den Baseballschläger mitnehmen, denn ich befürchte, man kann mit den Arschlöchern hier im Haus nicht vernünftig reden. Communication breakdown.

Ich aas:
1 Extrakranzerl
1 Semmerl
1 Käse

Morituri te salutant, Satan Klaus

Gestern war ich zwölf Stunden in der Anstalt. Weil, jaja! Weihnachten naht und auch in der Kugelschreiberbranche bereitet man sich darauf vor! Fuck!
Kugelschreiber mit Nikolaus drauf, mit Christkind, mit Satan Klaus, mit Glitterbäumen, mit Weihnachtslandschaften, mit glitzerndem Plüschaufsatz, mit Zimtgeruch,… es gibt unzählige Variationen.
Da fragst du dich, wie du das aushalten sollst! Zwölf Stunden diese Scheiße zu machen! Dem Gehirnkollaps nahe, die Armmuskulator entzündet, die Gelenke geschwollen. Viele der „Kollegen“ geben bereits nach wenigen Tagen auf.
Ich dagegen habe Tricks. Hin und wieder nehme ich so einen Kugelschreiber, baue ihn zusammen, langsam und aufmerksam… und zerbreche ihn danach! Mit einem Schrei! Steige mit dem Absatz drauf und zerstöre den Scheißkugelschreiber vollkommen. Das hält Kreislauf und Laune in Schwung. Dann gehe ich hinaus und rauche zwei Zigaretten, tratsche oder streite mit den anderen Arschlöchern eine Weile, starre die Weiber an. Stelle mir vor, wie ich die Anstaltsleitung mit den Weihnachtskugelschreibern kille, wie ich sie ihnen durch die Schädeldecke jage…
Und zum Essen bin ich gestern ins „Morituri Beisl“ gelatscht, Schnitzeltag. Dort unterhielt ich mich mit den Totengräbern. Wir begannen aufmunterndes Zeug durch das Wirtshaus zu schreien: „Scheiß Politiker!“ „Arschfinanzelite!“ „Die sollen zur Rechenschaft gezogen werden!“ „Einsperren und enteignen!“ „Arschloch EU!“ „Nieder mit Satan Klaus!“, das war ich.
Danach ging’s mir wieder besser.

Ich aas im „Morituri Beisl“ die Henkersmahlzeit:
1 Suppe
1 Schnitzel

Cat vision

Irgendwie hat es die Nachbarin geschafft, mich dazu zu bringen, dass ich heute um 5 Uhr aufzustehen und sie wohin zu fahren.
Während ich im Auto saß und wartete, bis sie mit ihrem Hygienescheiß fertig war (22 Minuten!), übermannte mich ein schreckliches Gefühl! Sofort sah ich mich im Rückspiegel an und… und ich hatte recht: eine fette, rothaarige Katze saß auf meinen Schultern und löffelte mir grinsend das Gehirn aus dem geöffneten Schädel.
Nachdem die Nachbarin endlich eingestiegen war und drei neue Wunderbäume mitgebracht hatte, fuhren wir los. Die Sonne tat in den Augen weh und ich sagte: „Kotzn san Orschlecha.“

Ich aas:
1 Gustobaguette
1 Heidelbeermuffin

Das Murmeltier und der schwarze Tod

Ich lebe in einer Gesellschaft der kaputten Zähne. Jeder, den ich kenne, hat Ruinen im Maul. Tiefstes Schwarz, übernatürliches Gelb, schief, lose, abgesplittert, am Abfaulen oder einfach weg.
Dafür ist die Stimmung umso besser. Gestern Abend war ich beim Brantweiner, hatte mal wieder Lust, die versoffenen Arschlöcher zu sehen. Es tat gut, in die lachenden Rachen zu sehen, in denen Tod und Verderben zuhause sind. Ja, Mann, wenn du Probleme mit deinen Zähnen hast, dann geh zum Brantweiner!
Gestern jedoch hatten wir besonders viel Spaß. Einer kam herein, der bekannt war für die völlige Verderbtheit seines Gebisses. Wenn man ihn zum Reden brachte, hatte man unweigerlich das Gefühl, die Büchse der Pandora geöffnet zu haben und von nun an würden todbringende Giftschwaden aus seinen löchrigen Zähnen Kummer und Harm über die Welt bringen. Wir nannten ihn stets den „schwarzen Tod“. Und genau dieser alte Sack jagte uns gestern einen riesen Schrecken ein! Er kam still ins Lokal, grüßte niemanden, hockte sich einfach hin. Aber als er dann zu Lachen begann, zuckten wir alle zusammen! Du lieber Himmel, er hatte ein Gebiss wie ein junges Pferd! Kräftige, strahlend weiße Zähne, die die ganze Mundhöhle einnahmen und sogar noch die Bronchien wie die Kronleuchter in der Hofburg leuchten ließen! Ich wollte ihm schon mein Bier an die Birne werfen, weil mich sein Gebiss so erschreckte.
„Was soll das, Alter?“ Ein mürrisches Raunen ging durch den verrauchten Raum.
Dann erzählte er, dass er nach Ungarn gefahren ist und sich sein Gebiss hat machen lassen. Alles neu, alles künstlich. Unsere anfängliche Skepsis war bald durch betrunkenen Hohn wie weggeblasen, als sich herausstellte, dass er nun zwar schöne Plastikzähne hatte, aber diese bei jedem Wort auch einen witzigen Pfeifton erzeugten. Wir nennen ihn nun „das Murmeltier“.

Ich aas:
1 Krapfen

Putzland XIIII

Hier gehts zum Anfang der Geschichte

Je näher das Schwanz- und Fotzenland kam, umso unwirtlicher wurde die Landschaft. Der Boden sumpfig, die Luft stickig, Fauna und Flora schienen mit dem Leben abgeschlossen zu haben. Schon von Weitem erkannte der kleine Gimp am Horizont eine braungelbe Dunstglocke über dem Schwanz- und Fotzenland hängen. Ein gar grausiger Brodem aus dampfendem Urin und allerhand anderen Ausscheidungen!
Gar nicht viel später erreichte schließlich unsere lustige Reisegruppe, bestehend aus zehn Beidln, dem Putzteufel und dem kleinen Gimp, auf einem Hügel die Grenzen zum Schwanz- und Fotzenland. Die Hurenböcke, auf denen unsere kleine Gesellschaft hierher geritten war, wurden angehalten und man drückte sich erleichtert durch die engen Arschlöcher ins Freie.
„Ja, Meister Gimp. Das ist nun das Schwanz- und Fotzenland. Heimat der stolzen Beidln und Fudna.“, sprach der Putzteufel mit herumrudernden Armbewegungen.
„Sehr schön.“, sagte der kleine Gimp lächelnd und war sehr damit beschäftigt, seinen Schrecken für sich zu behalten und nicht dem Drang nachzugeben, schreiend das Weite zu suchen. Denn was der kleine Gimp da vor sich sah, überstieg all seine Vorstellungskraft. Auf das Schlimmste hatte er sich eingestellt, doch solch beschissene Zustände hatte er sich nicht einmal in seinen kühnsten Träumen vorzustellen gewagt!

zu Teil 15

Ich aas voll Grausen:
2 Brote mit Eiaufstrich und Käsewurst