Nachbarin I

(Inhaltsverzeichnis)

Es läutete, ich schreckte hoch, musste wohl geträumt haben. Schwankend öffnete ich die Tür.
„Kann ich bei dir duschen?“
Nein. Ich warf die Tür zu. Es war die Nachbarin.
Ich latschte zum Kühlschrank und schnappte mir ein Bier. Patzte mir beim Öffnen die Socken voll. Ging zum Fenster, zündete mir eine Zigarette an und versuchte, die Kratzgeräusche, die die Nachbarin da draußen an der Tür verursachte, zu ignorieren.
Ich beobachtete im Baum einen Vogel, der einen anderen Vogel vergewaltigte. War etwas verkatert. Das Kratzen an der Tür nahm kein Ende. Jetzt trommelte sie mit ihren Fingernägeln an die Tür. Wieder ging die Glocke mit ihrem schrillen Schrei los.
„Also was ist?“, fragte ich die Nachbarin durch die geschlossene Tür. Ich spähte durch den Spion und bemerkte erst jetzt, dass sie mit einem Bademantel bekleidet war und auf dem Kopf irgendein Handtuch zu einem Turban verdreht hatte.
„Ich hab wieder Probleme mit dem Wasser und wollte dich fragen, ob ich bei dir duschen kann!“, krächzte sie mit verschlagener Stimme, „Komm schon, Matla, hier zieht’s!“
Es gibt zwei Kategorien von Menschen. Die, vor denen man ewig Ruhe hat und die, die vor der Tür stehen.
„Na gut, komm rein.“ Ich bin ja kein Unmensch. „Und mach’s kurz.“
Ich öffnete langsam die Tür und die Nachbarin hopste schnell durch den noch kleinen Spalt herein, so als fürchtete sie, ich könnte es mir von einem Moment zum nächsten anders überlegen. Und da hatte sie nicht Unrecht.
„Wie geht’s denn, Matlachen?“ Sie wollte mir einen Kuss aufdrücken, doch ich zog meinen Kopf mit einer Drehung gekonnt aus der Schlinge – ich glotzte besorgt auf die Uhr und tat so, als hätte ich es eilig.
Sie spazierte ins Wohnzimmer, sah sich um, tanzte dabei fröhlich im Kreis herum und zählte mir auf, was sich seit ihrem letzten Besuch in meiner Wohnung alles verändert hatte. Es handelte sich jedoch meist um Dreck.
„Schau bitte weg!“, sagte sie, machte Anstalten ihren Mantel zu öffnen und blickte mich dabei provozierend an.
Ich drehte mich schnell zu meinen Pflanzen und schaltete die Wachstumslampe ab. Die Nachbarin hatte heute wieder besonders gute Laune.
„Hast du heut überhaupt noch warmes Wasser?“
„Weiß auch nicht. Die Badewanne jedenfalls geht noch immer nicht. Musst die Dusche nehmen.“, sagte ich und fühlte meinen Puls an der Halsschlagader. Ich drehte die Wärmelampe wieder auf und zupfte etwas an den Blättern herum. Das ist alles, was einem in meinem Zustand bleibt.
Aus den Augenwinkeln sah ich, wie sich die Nachbarin nackt ins Badezimmer verzog, ihr Bademantel blieb leblos am Boden im Wohnzimmer liegen. Ich machte einen kräftigen Zug am Tschick und versuchte, mich zu entspannen.
Ich hörte, wie die Nachbarin einen angewiderten Schrei ausstieß.
„Sag mal, baust du in der Badewanne noch immer dieses widerliche Zeug an?“, rief sie.
„Reis. Es ist Reis.“, murmelte ich in mich hinein. Jede Erklärung war überflüssig, sie würde das nächste Mal wieder davon anfangen.
Ich stellte mich zum Fenster, kratzte einen Fliegenschiss weg, der mir dabei fast ins Auge gehüpft wäre, und suchte einen freien Platz im Aschenbecher. Mit dem Daumen zerquetschte ich den Tschickstummel. Wir alle waren nur ein Fliegenschiss auf der Erdoberfläche.
Bald darauf ging das Wasser an. Es war nicht zu überhören. Egal wer in diesem Haus den Wasserhahn aufdrehte, er setzte ein unglaubliches Inferno an Geräuschen in Gang. Einen kontinuierlichen, gehirnzerfetzenden Pfeifton und heftiges Rumpeln. Niemand konnte es sich erklären. Ich stellte mir immer vor, wie auf Grund der durchgerosteten Rohrleitungen aus dem zweiten Weltkrieg Teile der Zwischendecken geflutet wurden und das kochend heiße Wasser die fetten Ratten in Panik um ihr Leben rennen ließ.
Das Warten wurde mir bald langweilig. Scheinbar war noch genug warmes Wasser vorhanden, denn die Nachbarin ließ sich Zeit bei ihrer Dusche. Ich suchte mein Handy und ging damit leise zur Badezimmertür. Sie war nicht geschlossen. Ich drehte das Mobiltelefon langsam in meiner Hand und überlegte, ob ich ein Foto schießen sollte. Nein, es würde sich wahrscheinlich keiner an diesem Anblick erfreuen. Stattdessen wählte ich die Nummer der Nachbarin. Der Bademantel im Wohnzimmer klingelte. Scheißklingelton.
„Mein Handy läutet, Matla. Bringst du’s mir?“
Ich nahm den Bademantel und durchsuchte ihn. In der linken Tasche fand ich das Telefon, drei Tabletten, eine davon gelb, und ein mittelgroßes Zäpfchen. In der rechten eine Haarbürste und ein grünes Höschen. Ich ging zur Badezimmertür zurück.
„Na komm schon! Gib‘s mir rein! Schnell!“, rief sie mir in einem einladenden Tonfall zu.
Ich wartete bis das Handy der Nachbarin von selbst zu läuten aufhörte. Ehrlich ein Scheißklingelton. Einer von denen, die dich ins Irrenhaus bringen.
„Na geh! Was bist du nicht reinkommen und hast es mir gegeben, Matla?“
Ich weiß nicht, die Nachbarin ist eine Art Exhibitionistin.
„Du bist heute wieder mal sehr komisch, Matla!“, seufzte sie und drehte das Wasser ab. Das Pfeifen und das Rumpeln hörten sofort auf. Man konnte richtig spüren, wie sich die Nerven eines ganzen Hauses beruhigten.
Ich ging aufs Clo und blieb dort bis ich sicher war, dass die Nachbarin wieder ihren Bademantel anhatte.

Ich beobachtete sie, wie sie sich mit dem Handtuch, das ihr vor der Dusche als Turban gedient hatte, heftig die Haare abruppelte und danach in erstaunlich kurzer Zeit mit einer Bürste wieder Ordnung in dieses Chaos brachte.
„Hast du was zu trinken, Matlachen?“
„Ja, etwas Wein. Aber ich muss dann noch arbeiten, du wirst also bald gehen.“, sagte ich. Ich angelte ein Glas aus dem Misthaufen in der Spüle, wusch den gröbsten Dreck ab und schenkte der Nachbarin ein Vierterl ein. Sie nahm es dankbar an und machte einen kräftigen Schluck. Dann schnorrte sie sich noch eine Zigarette.
„Matlachen, ich hab einen Psychotest für dich gemacht.“, eröffnete sie und legte sich mit einem kecken Blick aufs Sofa.
„Hm, Psychotest für mich gemacht. Versteh ich nicht.“ Ich versuchte mich zu konzentrieren.
„Jaja, du bist ein sogenannter ‚Verträumter Individualist‘, mein Lieber. Ja, so schaut’s aus!“, kicherte die Nachbarin. Sie rückte ihre Titten zurecht, die aus dem Bademantel zu rutschen drohten.
„Blödsinn. Ich bin doch nicht verträumt! ‚Verkappter Kommunist‘ würde besser zu mir passen!“, ich lachte spöttisch – aber nur kurz, denn Politik war mir eigentlich schnurzegal. „Du, ich glaub, du kannst nicht einfach hergehen und einen Psychotest für andere Leute machen. Das geht nicht. Du kannst für mich vielleicht den Müll runter schleppen, aber du kannst für mich keinen Psychotest machen. Du kennst mich ja gar nicht in Wirklichkeit.“
„Ich kenne dich besser als du denkst. Nach all den Jahren! Matlachen, ich bitte dich!“
„Hör auf mit dem ‚Matlachen‘, das geht mir auf den Sack!“, maulte ich.
Jahre! Ich trank mein Glas mit einem Riesenschluck aus – was auch schlagartig meinen Kater in Luft auflöste – und schenkte mir und der Nachbarin noch nach. Langsam besserte sich meine Stimmung.
Ich sagte:“Weißt du, ich hab auch mal so einen Test gemacht.“
„Ja?“
„Ja.“ Ich ließ mich mit einer neuen Zigarette ins Fauteuil fallen. „Und zwar einen Autismustest.“
„Echt? Für mich?“, fragte die Nachbarin.
„Nein, für mich. Und zwar sind irgendwelche Forscher draufgekommen, dass die Grenze zwischen Autismus und Nicht-Autismus ziemlich wässrig ist. Man kann nicht sagen, der ist ab dem und dem Zeitpunkt Autist oder der ist keiner. Weißt du? Kann also gut sein, dass wir beide ziemlich autistisch sind und keiner merkt’s. Meine Punktezahl bei diesem Test jedenfalls war eher hoch. Was bedeutet, dass ich ein ziemlicher Autist bin.“
Schlagartig verstummte die Nachbarin ob dieser neuen Informationen. Man konnte geradezu ihre Gedanken rasen hören, wie sie versuchte, ihre Welt neu zu ordnen, mich in einer anderen Schublade unterzukriegen.
Eine Weile saßen wir einfach nur da, tranken, ich konnte es dennoch nicht genießen.
„Schenkst mir noch nach?“, unterbrach die Nachbarin die Stille geistesabwesend. Sie sah noch immer mit gefurchter Stirn in ihr Weinglas und versuchte aus mir schlau zu werden.
Gut. Arbeiten konnte ich heute sowieso vergessen und Lust hatte ich auch keine mehr. Wir tranken außerdem schnell. Das bedeutete nichts Gutes.
„Aber nachher musst du wirklich gehen. Ich muss echt noch was hackeln, sonst bekomm ich Ärger.“ Und während ich routiniert die Gläser füllte, erzählte ich noch mehr.
„Weißt du, die Geschichte geht ja noch weiter. Da gibt’s eine leichte Form des Autismus, das sogenannte Asperger-Syndrom. Mangelndes Interesse an sozialem Umgang, Unfähigkeit im sozialem Verhalten, eigenartig starrer Blick und sowas. Es fällt vielleicht gar nicht jedem auf, nur den engsten Verwandten. Hab da bisschen was gelesen darüber. Trifft irgendwie vieles auf mich zu.“
„Hm, ja. Irgendwie schon. Jetzt wo du es sagst.“, murmelte die Nachbarin nachdenklich.
„Aber das wichtigste an diesem Asperger-Syndrom ist, dass man in irgendeinem Bereich eine extreme Gabe hat. Man ist da das volle Genie. Weißt du? Man kann Dinge, die sonst keiner kann. Man versteht Dinge, die sonst keiner versteht. Und es gibt da nicht wenig Prominente, die das haben. Oder hatten. Und ich habe dazu auch eine eigene Theorie…“
„Wirklich? Wer hat das zum Beispiel?“, interessierte sich die Nachbarin.
„Naja. Beethoven, Mozart, Kafka, Thoreau, äh….. Einstein, Edison, Bill Gates und…. ja auch Bob Dylan. Und viele mehr. Die alle haben die Welt irgendwo stark beeinflusst. Musikalisch, künstlerisch, technisch, philosophisch, was auch immer. Diese Asperger-Syndrom-Typen haben…. andere Gedanken….. Die sehen die Welt aus einer völlig anderen Perspektive und können da ansetzen. Verstehst du mich? Und ich sag dir noch was. Weißt du, was ich glaube? Ich glaube, die Menschen würden noch immer in Höhlen sitzen und Steine klopfen, wenn es keine Autisten gäbe. Ich glaube, die Autisten haben die Welt zu dem gemacht, was sie heute ist. „
„Hm. Das ist deine Theorie?“
„Genau.“
„Klingt aber nicht sehr plausibel, Matla. Du erzählst mir da schon wieder irgendeinen Scheiß.“
„Warum? Du weißt doch, vor ein paar tausend Jahren gab es da diesen plötzlichen Sprung, den die Menschheit gemacht hat. Zuerst Jäger und Sammler und dann, Peng! , Ackerbau und Viehzucht. Ich sag dir, irgendein Asperger-Genie hat sich damals einfach gedacht: ‚Hey, wir sind eigentlich Idioten. Jagen da den Mammuts nach, suchen im Dreck nach Beeren. Wozu? Lasst uns doch einfach Spinat anbauen!“
Die Nachbarin lachte: „Und warum hast du mir da letztes Mal was von Außerirdischen erzählt?“
„Außerirdische? Ja, die haben die Menschen gezüchtet und ihnen die Autisten als geistige Führer gegeben.“ Ich fühlte meinen Puls an der Halsschlagader. Er raste, musste die Nachbarin schleunigst los werden. „Du, nach der nächsten Flasche gehst jedenfalls nach Hause.“

(Inhaltsverzeichnis)

Das Dilemma II

Machen wir mit unserer Dilemmaanalyse doch einfach weiter! Einer Analyse, die auf Grund meines Desinteresse für Politik und Wirtschaft nur oberflächlich – und wahrscheinlich auch falsch – sein kann… und für viele sicherlich auch eine zu einfältige Sicht der Dinge.
Wir haben bisher festgestellt, dass die Bewohner des Planeten Erde in einem Wirtschafts- und Wertesystem feststecken, das kontraproduktiv ist, denn die Erde bietet schlicht und einfach nur eine begrenzte Menge an Ressourcen, und menschliches Fehlverhalten wie Neid oder Gier hervorbringt.
Doch halt! Wo sind die Führer der Menschen? Die gewählten wie die nicht gewählten? Sollten sie nicht Änderungen, tiefgreifende, herbeiführen, um das Leben aller Menschen zu verbessern? Gibt es wenigstens einen, der so etwas wollte? Wo?
Mir kommt es so vor, als lebten wir in einer „Kryptokratie“. Ich weiß, es klingt etwas sehr nach Verschwörungstheorie, aber ist es nicht so: wir wissen nicht, wer wirklich die politischen Fäden in der Hand hält, wer die Richtung vorgibt. Es existieren zwar politische Konstrukte, wie Staaten und Bündnisse, Wahlen, Volksabstimmungen, Diktaturen, Königreiche usw., aber regiert in Wahrheit nicht das Geld? Die Gier mächtiger Konzerne, die alles aufkaufen, was sie nicht vernichten können, die Politiker mit Geld steuern? Wirtschaftliche Abhängigkeiten, die man einfach erfüllen muss, um dieses System weiterhin künstlich am Leben zu erhalten?
Ja, wir wählen! Und? Was verändert sich? Wenn wir die politischen Systeme grob in zwei Hälften teilen wollen: links und rechts. Trampeln die Linken, die bisher die stärkeren Parteien gestellt haben, nicht schon seit Jahrzehnten auf der Stelle? Haben sie sich nicht schon längst mit diesem wahnsinnigen System verbrüdert? Und die Rechten? Mit ihren kurzfristigen und -sichtigen Lösungen!
Wohin dieser Irrsinn führt, sieht man in der ganzen Welt. Lächerliche Kasperln als Präsidenten, Ausbau von Überwachung, Demontage von demokratischen Grundideen, Hetze, Hass, Schüren der Ängste, immer mehr Gesetze für nichts, Korruption, usw. usf.

Fazit: der Zustand der Welt ist dermaßen lächerlich einfach als ein katastrophaler zu erkennen, dass ich sagen kann, wir laufen mit offenen Augen in den Untergang und strengen uns dabei auch noch richtig an.

Matla, was ist die Lösung aller Probleme der Menschheit in deinem Hirn?

Ich aas:
1 Kornspitz mit EKG

Zeitbergzwerg

Hatte mir gleich die ganze Woche freigenommen, um die Zeitanalomie zu untersuchen. Bin aber mit der Analyse noch nicht weitergekommen. Habe gestern lange geschlafen, dann bin ich spazieren gegangen… dagegen kann ja keiner was sagen. Bei dem Wetter! Dann ein kurzer Sprung zum Brandinesa. Später Musik gehört, Gitarre gespielt, mit dem Samuraischwert geübt, am Abend, während ich einen schönen, großen Joint genoss, tief zufrieden zur Nachbarin gesagt:
„Was für ein schöner Tag… viele schöne Ereignisse… gute Energie… wunderbare Dinge sind geschehen… die Zeit… Reisen… Riesen… Zwerge… Zeitzwerge… vielleicht ist er ein Zeitzwerg… die Zeit ist ein Berg… der Zeitzwerg arbeitet sich durch den Berg in einer langen Höhle… wie eine Spirale… die in sich selbst endet… oder nie…“
Nun gestern erschien mit die Theorie vom Zeitzwerg noch sehr plausibel. Heute nicht mehr so sehr… was solls. Ich warte auf irgendetwas und trinke Schnaps dazu… ist mir fast zu scharf bei dem Wetter… werde später wohl wieder auf Gras umsteigen.

Wir sehen uns in der Zukunft. So die Zeit will.

Ich aas der Nachbarins Reste:
1 Teller mit… weiß nicht… was du da eben reininterpretierst

Zeitbergzwerg

Gollasch und die Wurstsemmeldiät

Um etwas rauszukommen, bin ich z’Mittag zum Brandinesa. Manchmal gibt’s dort was zum Essen. Heute: Kartoffelgollasch.
Wie ich dort so das Zeug in mich reinstopfe, hockt sich der Wirt an meinen Tisch und schaut mir zu. Ich weiß nicht… war irgendwie komisch. Ich hab‘ ihn nicht eingeladen und er hat nicht gefragt. Auf einmal sagt er: „Matla, ich weiß nicht, wie du das machst. Wie geht das, dass du so in dich reinfrisst und trotzdem so ein Krispindl bist, so ein zaundürres?“
Ich würgte den Matsch in meinem Rachenraum, so gut und schnell es ging, hinunter.
„Schau, Ferdl“, begann ich… verkutzte mich dabei und spuckte dem Wirten unabsichtlich ein kleines Stück Fleisch ins Gesicht.
„Tschuldige!“ Jetzt traf ich die tätowierte Seemannshure auf seinem Unterarm.
Er deutete auf den Rotwein.
„Sauf mal was, bevor du wieder den Mund wieder aufmachst, Matla.“
Gesagt, getan.
„Also“, sagte ich ziemlich feierlich mit ausladenden Armbewegungen. „Das Geheimnis ist, Doppelpunkt…“ Und dann erzählte ihm alles, was ich über Diäten, Kalorien, Kohlenhydrate und dem ganzen Scheiß wußte, nämlich: „Nichts!“
Der Wirt verzog das Gesicht. „Sehr witzig.“
„Na, is‘ aber so. Ich habe keine Ahnung von nix. Ich weiß nur eines mit Sicherheit, dass nämlich die Wurstsemmeldiät die einzige Sache ist, die wirklich funktioniert.“
Ein paar fette Weiber vom Nebentisch hörten auch schon neugierig zu. Ich erklärte ihnen meine Theorie. Dass das Hauptproblem der Menschen das ist, dass sie zu viel Theater ums Essen machen. Tausend verschiedene Variationen, stundenlanges Kochen und wofür? Ich habe das Interesse am Essen schon lange verloren. Mir ist eine Buttersemmel viel lieber als jedes Fünfgängemenü! Hauptsache satt! Und wer stets das Gleiche zu sich nimmt, wird niemals zu viel essen, sondern dann aufhören, wenn er satt ist. Man muss nicht fressen, bis einem der Magen platzt.

Wir trennten uns im Streit. Der Wirt und die Frauen verspotteten meine Theorie, meine letzten Worte waren: „Dein Kartoffelgollasch war zum Scheißen, du Sau!“

Ich aas:
1 Kartoffelgollasch

Die magenleuternde Verschwörung der Europäischen Kommission

Warum immer nur von Verschwörungstheorien phantasieren? Warum einmal nicht selbst Teil einer Verschwörung sein? Ich hab mich immer gefragt, warum es zwar so viele Verschwörungen gibt, aber niemand jemanden kennt, der aktiv an einer Verschwörung mitarbeitet. Einen Bruder, Schwester, oder einen Cousin.
Nun ist es endlich soweit. DU jedenfalls kennst jetzt jemanden, der tatsächlich in eine Verschwörung verwickelt ist – und zwar als aktiver Mitarbeiter. Nämlich MICH! Ja, hurra, ICH bin nun Verschwörungspraktiker!
In der neuen Anstalt sind sie jetzt endlich mit der Wahrheit herausgerückt – warum sie mich eigentlich angeheuert haben: ich muss zwielichtige Vorgaben unserer kryptokratischen EU-Kommission umsetzen.
Seit einigen Tagen schon arbeite ich mich durch tausende Seiten ‚EU commission directives‘ und ‚EU commission regulations‘ – alles im herrlichsten Amtsenglisch. Da ich kein Wort Englisch spreche, geht es etwas zäh dahin mit dem Einarbeiten. Zumindest den Titel dieser EU-Verschwörung habe ich schon teilweise übersetzt. Der abenteuerliche Name lautet: E.I.N.L.A.U.F. – das E steht für ‚European‘, also ‚Europäisch‘, das I für ‚Information‘, also auf Deutsch ‚Information‘, der Rest folgt, wenn ich ihn entziffert habe.

Ich freue mich schon, wenn alle EU-Bürger ein Rohr im Arsch stecken haben, über das sie zentral mit einer EU-Einlaufstelle verbunden sind. Fuck you!

Ich aas:
1 Käsekornspitz
1 Krapfen von Anker

Traumwandler

Gestern vorm Schlafengehen hab ich noch schnell eine Flasche Rotwein runtergegossen. Ich muss das tun, um friedlich und ruhig schlafen zu können….. hab da nämlich ein kleines Problem mit dem Schlaf: Träume. Meine Träume sind so lebhaft, dass ich manchmal Angst habe, Freddy Krueger, der Typ mit der Spaghettihaut, könnte Realität werden und mich, schlafend, killen.

Traum von vorgestern:
Ich war Mitarbeiter einer finnischen Trustgesellschaft. Finnische Trustgesellschaften sind Firmen, die von anderen Unternehmen angeheuert werden, wenn es Probleme mit der Belegschaft gibt. Denn einer finnischen Trustgesellschaft glauben und vertrauen alle Angestellten und Arbeiter dieser Welt. Ist nun mal so.
Meine finnische Trustgesellschaft wurde an diesem Tag jedenfalls in die Filiae eines großen Autoproduzenten geholt. Die Fließbandmannschaft streikte, was weiß ich, wegen unmoralischer Arbeitsumgebung oder sowas. Meine Kollegen und ich hielten ein kleines Meeting mit den Betreibern dieser Fabrik und entschlossen uns zu folgender Vorgehensweise: wir rissen ein Fenster aus dem Sitzungsraum und schickten damit eine Kolligin mit dickem Hintern in den streikenden Mob. Sie sprach zu den wütenden Männern: „Was schreit ihr hier herum? Seht ihr denn nicht, dass die da oben alles für euch tun? Es besteht Hoffnung!“
„Hoffnung? Die ist längst gestorben!“ Geschrei, Fackeln und Mistgabeln wurden gewetzt.
„Was gibt euch Hoffnung in der Nacht, wenn es dunkel ist und ihr verloren in der Landschaft steht?“, sagte die dicke Kollegin und hielt das mitgebrachte Fenster in die Höhe. Wir hatten einen Stern aufs Fensterglas gemalt.
„Die Sterne! Die geben euch Hoffnung! Und das habe ich euch mitgebracht, als Zeichen! Nun wird alles gut!“ Der Streik war beendet.

Traum von gestern:
Ich war Geheimpolizist. Hatte einen Radiergummi bei mir, der sehr wichtig war und niemand durfte ihn bekommen. Es war ein getarnter USB-Stick.
Etwas erschöpft von der Hitze lag ich in einem kleinen Hotelzimmer in einem arabischen Land auf dem Bett und überlegte, ob ich den Radiergummi in der Lampe oder über dem Türstock verstecken sollte. Ich entschied mich für den Türstock und schmiss mich wieder aufs Bett.
Auf einmal sprang die Tür auf! Zwei gefährliche Ninjafrauen hüpften in mein Zimmer – sie waren ganz in schwarz gehüllt und sie waren gut. Mein Gott, waren die gut! Sie wussten von meiner oralen Fixierung und die eine fragte mich stehenden Fußes: „Komm, willst du mich lecken?“ Sie hob ihren Rock und schon hechelte ich wie ein läufiges Hündchen zu ihr und versuchte aufgeregt ihre Muschi zu finden. Doch es war dunkel, ich konnte nichts sehen! Der Atem stockte mir, konnte mich nicht einmal mehr durch meinen Geruchssinn orientieren! Mir wurde schwindelig, begann Sternchen zu sehen…. schließlich kippte ich völlig benommen um, Sauerstoffmangel oder ein listiges Betäubungsmittel. Ich sah nur mehr durch einen Schleier aus Tränen, wie sie den Radiergummi vom Türstock nahmen und damit grinsend verschwanden. Dann verlor ich das Bewußtsein und wachte auf.

Ja  und so geht das schon mein ganzes Leben lang. Und ich habe auch eine Theorie dazu: ich glaube, die Zeit verläuft nicht horizontal, beginnt irgendwo und endet irgendwann, nein, die Zeit verläuft nämlich überhaupt gar nicht – ich stelle mir das eher vertikal vor! Es gibt keine Vergangenheit und schon gar keine Zukunft, sondern nur das JETZT. Und alles was einmal passiert ist und jemals passieren wird, geschieht ebenfalls JETZT… nur in einer anderen „Zeitschicht“… und meine Träume lassen mich zwischen den Schichten hinundherspringen…. verstehst du nicht? Scheiß drauf.

Ich aas:
1 Banane
1 Frühstücksfleisch
1 Brot
1 Toastkäse

Die Reinundwiederraustheorie

„Ich war Haare schneiden.“, erzählte er nämlich beim Essen.
„Die Haare am Arsch?“, fragte ich ihn. Ich, der ich mit argwöhnisch gefalteter Stirnhaut den Kuchen ins Maul stopfte.
„Nein, die am Kopf. Normal halt.“
„Ich dachte, die Dinger, die da runterhängen, gehören zum Hut?“
„Welcher Hut?“
„Was welcher Hut. Na das, was auf deiner Birne steckt.“
„Das ist erstens kein Hut und zweites sind die Haare dazwischen.“
„Ist das ein Problem im Raum-Zeit-Kontinuum?“
Der Admiral lehnte sich genüßlich grinsend auf seinem Stuhl zurück, faltete die Hände auf seinem Fettwanst und sagte stolz:
„Matla, sie beginnen zu lernen!“

Meine Theorie ist die folgende: die bieten hier im Rattenloch absichtlich schlechte Nahrung an, damit die Leute schnell und wenig esssen. Es ist wie beim Häuserkampf: rein und wieder raus.

Denn mir ist kotzübel, obwohl ich nur aas:
1 Kornsemmel mit Alma – was einmal schmeckt, schmeckt auch jeden Tag
2 Stück Kuchen
1 Kaffee