Heiliger Rest

Gestern habe ich nichts gegessen. Denn ein wahrer Guru, ein wahrhaftig Erleuchteter braucht keine (feste) Nahrung.
Ihr nichtsnutzigen Würmer! Unwürdiges Menschengefleisch!
Ich hingegen war auf dem heiligen Berg, grasbewachsen und schneebedeckt, lebte von dem, was mir die Natur bot. Wuhu! Was für eine Aussicht ich von dort oben hatte.
Nach einem langen Zwiegespräch mit den göttlichen Leuchten und einem kleinen Handgemenge mit Satan, stieg ich heute Morgen wieder herab vom Gebirge, um unter euch sterblichen Hüllen (innen hohl) zu verweilen.

Und dann bin ich zur Nachbarin rauf – habe zum Glück noch immer ihre Wohnungsschlüssel – und holte mir, nachdem ich mich versichert hatte, dass sie auswärts war, etwas zum Fressen. Himmel, wenn ich nicht gleich was zu futtern bekommen hätte, hätte ich dafür gemordet!

Ich aas:
1 Rest vom Schnitzel

Umamatlarummanische Weisheiten

Ich habe auch ein paar kluge Sprüche und Geschichten auf Lager. Sie stammen aus dem Buch „Umamatlarummanische Weisheiten“:

„Gehe nicht zurück, denn dort ist nichts mehr.“

„Was auch immer du trinkst, trink‘ es richtig.“

„Erkenne die Aussichtslosigkeit der Diskussion.“

„Der Narr labert über seine Probleme, der Weise nimmt einen Schluck Bier und steckt der Stripperin einen Zehner in die Arschritze.“

„Achte deine Männlichkeit, denn du bist der Herrscher im Schwanz- und Fotzenland.“

„Der Meister spazierte eines Abends mit seinen Schülern durch ein Hopfenfeld. Die Schüler waren begeistert von der Klarheit des Himmels und dem Strahlen der Sterne. Der Meister klopfte jedem einzelnen mit seinem Spazierstock auf den Hinterkopf. Da begriffen die Schüler.“

„Wer ist dein Meister? Sieh, es gibt nichts anderes als den Meister selbst.“

Eines Tages kam eine Frau zum Meister. Sie hatte eine Kuh an der Leine. Die Kuh machte Muh, und die Frau jammerte: „Meister, was soll ich tun? Oh, hilf mir in deiner unendlichen Weisheit und Güte!“ Der Meister erhob sich und schnitt der Kuh mit einem Lotusblatt den Kopf ab. Die Frau stand fassungslos da, sie verstand nicht. Da lächelte der Meister: „Nur Mut! Gehe hin und handle nach meinem Vorbild. Fortan wirst du immer wissen, was zu tun ist – oder unerleuchtet sterben.“

Ich aas:
1 Brot mit Leberaufstrich und Senf und Käse

Lang lebe Umamatlarumma und sein erlauchter Herrscher!

Schnee III

>> Schnee Teil I

Ich habe sie gehasst, die Berge. Habe nie verstanden, warum der Pfarrer uns in der Schule immer vorleierte, dass die guten Menschen nach oben kommen und die Bösen nach unten zum Beelzebuben. War doch selbst für mich als Kind völlig klar: ich war bereits hier oben in der Hölle und ins Paradies ging’s steil bergab.
Eine meiner frühesten Kindheitserinnerung setzt an einem warmen Sommertag ein, an dem die Welt untergehen sollte. Seit einer Woche redeten die Leute im Dorf schon davon, dass die Trotteln vom Tal glaubten, die Welt würde an dem und dem Tag um zwei Uhr Nachmittags untergehen. Wir Kinder erzählten uns gegenseitig, was wir daheim so mitbekommen hatten. „Es wird Blut regnen“ – mir fielen ein paar Binden ein, die ich am Tag zuvor in einem Mülleimer gefunden hatte – „Die Sonne wird im Westen aufgehen“, „Nein, die Sonne wird ja explodieren“, „Die Heuschrecken werden uns auffressen!“, „Der Teufel wird uns ins Essen scheißen!“ Mich jedoch interessierte besonders eine Prophezeiung: „Die Berge werden so flach wie Teller werden und die Täler im Wasser versinken!“ Die Berge flach? Das gefiel mir. Das Paradies rückte ein Stück näher!
Ich weiß noch, wie ich an besagtem Tage am Dorfplatz stand und mit offenem Mund auf die große Uhr am Kirchturm starrte. Je näher die Zeit des Weltuntergangs rückte, um so heftiger pochte mein Herz. Ganz gespannt beobachtete ich den Himmel, um die ersten Vorboten der Zerstörung ja nicht zu versäumen. Irgendwie erwartete ich etwas ganz Spektakuläres. Einen riesigen Hobel…. oder einen großen Schnitzelhammer, der die Berge flachklopfte… einen feuerspeienden Drachen… irgendwas! Ich für meinen Teil war bereit für das Paradies!
Als der Untergang eine Viertelstunde überfällig war, ging ich enttäuscht und mit schmerzendem Genick nach Hause. War wohl vorerst nichts mit dem Paradies. Ich blieb in der Hölle.

Ich aas:
1 Brot mit Leberaufstrich und Senfverzierung

Volver, verfickte Paloma, volver!

Und doch verbinden uns viele Dinge. Nicht nur die gegenseitige Missgunst und der unaussprechliche Hass aufeinander, sondern auch, ja, auch die Musik. Genauer gesagt, die Mariachimusik. Der Krawutzikrautkopf verwendet sie zwar zum Quälen seiner armen Nachbarn – die ihm nun wirklich gar nichts getan haben – , für mich jedoch ist sie – ich kann es ruhig sagen – Lebenszweck. In guten wie in schlechten Zeiten heilt mich die Musik der Mariachis von allen bösen wie guten Gedanken. Und das war schon immer so.
Deswegen möchte ich euch zwei meiner Lieblingslieder vorstellen.

Zunächst hätten wir da den Mariachi-Klassiker schlechthin: Cucurrucucu Paloma. Einem Täubchen gleich besingt hier der arme Pedro Infante die Frau seiner Träume. Welche Frau wünscht sich nicht so einen Mann? Auch wenn sie noch so hässlich ist?

[youtube JU-lANuwEbc nolink]

 

Und nun kommen wir zu einem Mariachi-Song, der mir aus der Seele spricht. Ein Alkoholiker, der völlig besoffen besseren Zeiten und seiner Frau nachjammert. „Volver, volver„, was soviel bedeutet wie „Komm‘ zurück, komm‘ zurück“. Der legendäre Vicente Fernandez!

[youtube ugNQ5uIN09Q nolink]

 

Dazu muss man nichts mehr sagen. Ich aas laut mitsingend:
1 Apfel
1 EKG

Spricht er mit Bob

Na gut, dann sprech‘ ich mit Bob.

Guten Tag, Bob.
Natürlich möchte ich auch – und gerade – dich hier sehr herzlich willkommen heißen. Ich habe dich nicht vergessen, nein nein. Es sei dir versichert, dass ich schon oft an dich dachte!
Und zwar denke ich, wenn ich deinen Namen lese,  jedes Mal an „Arsch“. „Bob“ ist für mich so eine Art Abkürzung für „Popsch“ und das wiederum ist in Österreich ein verniedlichendes Wort für „Arsch“. Das Interessante dabei ist, dass dein Name, liest man ihn von hinten nach vorn, „Bob“ bleibt. Du bist und bleibst also ein Arsch, egal wie man es dreht und wendet.
Der erste Kommentar aus deinem maledeiten Loch ereilte uns übrigens hier: Bob’s erster Furz. Das war im Jahre 2006! Vor sieben Jahren! Das zeigt uns doch ganz deutlich, wie wichtig du mir bist. Da ich ja erst jetzt deiner minderen Existenz gewahr werde.
Und ich kann mit ruhigem Gewissen sagen: ich habe nichts versäumt.

Möge die Flatulenz ewiglich deiner harren!
Matla

PS: ich aas:
1 Apferl
1 Broterl
1 Käserl

Schimpft er bis zum Topfen

Gestern erörterten wir die Sachlage rund um das Themengebiet „Matla’s Freilufteier„. Der persönlichkeitsgespaltene und geistesgestörte Kommentator gab mir auch viele hilfreiche Tipps, wie zum Beispiel: „Sport oder was?“ beziehungsweise „Vorm Unterhosenanziehen die Füße gut abtrocknen“. Passend zum Thema die neue krankhafte Kommentatorenausprägung „Herr Hodenhaar“. Ich darf dich auf herzlichste begrüßen, Hodenhaar, ich gehe davon aus, dass du genauso ein blöder Wichser bist, wie alle anderen.

Mit Leutebeschimpfen kommt man gut durch’s Leben. Heute Früh, als ich gerade meine Wohnung verließ und die Tür verriegelte, rauschte die Nachbarin an mir vorbei die Stiegen hoch. Die Schminke rund um ihre Augen war komplett verlaufen, es sah aus als hätte sie bei einer Schlägerei zwei blaue Augen verpasst bekommen. Jetzt da sie mich abserviert hat, läuft sie wahrscheinlich wieder jede Nacht in der Stadt rum und lässt sich von irgendwelchen Typen durchbudern.
„Wah, was bist du häßlich!“, rief ich ihr schnell noch nach. Die Nachbarin blieb gar nicht stehen und schrie aus dem nächsten Stockwerk.
„Du Schwanzlutscher, du Arschloch, du verschissenes!“
„Der Schwanzlutscher bist ja wohl eher du, du alte Hure!“ – ich musste schon ziemlich laut schreien.
Danach ging ich gut gelaunt arbeiten und stell‘ dir vor: jetzt war die Nachbarin bei mir und hat mir Topfentorte gebracht.

Ich aas:
1 Topfentorte

 

Genieschenierer

Musste ich mir gestern doch vorwerfen lassen, ich hätte keinen Schenierer!
Ein paar Typen hatten mich in ein Fitnesscenter mitgeschleift, weil sie meinten, das wäre gut gegen die Depressionen und gegen Rückenschmerzen – und bei leichtem Leberschaden auch hilfreich. Ich bin ja eher der Mensch, der nach dem Motto „never touch a running system“ lebt. Was bisher funktioniert hat, wird auch weiterhin funktionieren. Und wenn ich seit vierzig Jahren keinen Sport treibe und plötzlich damit anfange, könnte das mein System zum Kollabieren bringen! Deshalb habe ich es gestern im Fitneßcenter auch nicht übertrieben und bin die meiste Zeit über locker lässig mit einer Flasche Bier an der Bar gestanden.
Nach dem Training jedenfalls gingen wir duschen… normalerweise bin ich nicht so der Duscher, aber um des Friedens Willen… es war grauenhaft: all die fetten Ärsche und verschwitzten Wampen der alten Säcke zu sehen!
Danach zogen wir uns an. Auf einmal rief eine Putzfrau von draußen rein, ob sie schnell hereinkommen und trockenwischen dürfe. „Na klar!“, riefen alle im Chor. Schließlich waren wir alle ja schon zu mindestens fünfzig Prozent bekleidet. Mit einem Unterschied nur: alle hatten zumindest ihre Hosen und ein Oberteil an. Ich hatte nur Socken, Unterleibchen und Hemd an. Die Putzfrau verdrehte die Augen und einer meinte: „Jetzt fehlt nur noch, dass du dir die Schuhe und die Jacke anziehst, bevor du dir die Unterhose drüberziehst, du Genie. Keinen Schenierer hat er nicht!“

Ich aas:
1 Käseleberkäsesemmel mit Senf

Schnee II

>> Schnee Teil I

Vater hatte seinen Revolver und seine Messer immer bei sich oder zumindest in Griffweite. Die große Schrotflinte hing über unserer Eingangstür. Damit konnte man mit einem einzigen Schuss einen ganzen Bären in Stücke fetzen.
Unser Haus war nicht groß, doch hatte es alles, was benötigt wurde, um im Schnee zu überleben. Unten war die Küche mit dem Esszimmer. Ich erinnere mich, dass es dort im Winter immer dunkel war. Die Fenster waren zugeschneit, nur ein kleines Lämpchen, das über dem Esstisch hing, brachte etwas Licht. Nicht mehr als eine Kerze. Das knisternde Feuer des Herdes wärmte uns.
Großmutter saß Tag und Nacht in ihrem Schaukelstuhl in der finstren Ecke. Bewegte sich nicht, sprach nichts. Ihre stumme Gestalt konnte man nur erahnen. Kam man näher, begannen ihre regungslosen Augen rot zu leuchten – das Feuer spiegelte sich matt in ihnen – und man hörte ihren röchelnden, rasselnden Atem. Ich traute mich nur in Großmutters Nähe, wenn Vater in der Küche war. Mir schien, als wäre sie schon vor Jahren gestorben und unser Haus ihr Grab.

>> Schnee III

Ich aas:
1 EKG
1 Apferl

Schnee I

Jetzt is‘ er bald weg, der Arschlochschnee! So könnte man denken… aber ich sag‘ dir was: du hast keine Ahnung vom Schnee.
Da wo ich herkomme, da wo ich aufgewachsen bin, da ist wirklich Schnee. Echter Schnee. Tödlicher Schnee. Ewiger Schnee. Hier im Tal, in der Stadt, das ist kein Schnee. Nein nein. Das ist nur ein bisschen weißer Scheißdreck, der herumliegt. Von Hündchen angepisst.
Der Schnee, den ich meine, liegt das ganze Jahr über da droben. Steinhart und undurchdringlich.
Damals im Garten, im Eck‘, wo auch im Sommer keine Sonne hinkam, der Haufen, der ging nie weg. Der lag schon dort, als die ersten Menschen auf den Berg gekrochen kamen. Als Kinder versuchten wir, in den Schneehaufen kleine Stollen zu treiben. Wir stellten uns vor, dass da drin der Drache wohnte oder ein Schatz lag. Aber in Wirklichkeit hätten wir wohl nur Großvater ausgegraben, der schon seit fünf Wintern verschollen war. Ja, im Schnee ging so mancher verloren. Heute noch finden sie in besonders heißen Sommern ein paar angemoderte Soldaten aus dem ersten Weltkrieg – oder deren Gliedmaßen. Der Dorfälteste erzählte an kalten Winterabenden oft, dass sein Großvater selig mit eigenen Augen gesehen hatte, wie Soldaten von Napoleon in die Berge kamen, um etwas zu suchen. Zurückkehren hat sie keiner gesehen.
Manchmal im späten Frühling, wenn die Sonne schon genug Kraft hatte, um Schnee zu schmelzen, da wurde manch‘ Bächlein zur tödlichen Springflut. Viele Kinder, die ahnungslos die ersten Sonnenstrahlen im Spiel genossen, hat es während der Jahre schon fortgerissen. Die Leute sagten dann, sie seien „zu Tale gegangen“. Auch so mancher Wolf ging dabei zu Grunde.

>> Schnee Teil II

Ich aas nichts, denn ich sehe mit Genugtuung zu, wie der Schnee vergeht und mein Grab nicht sein kann:
1 Kaffee nur