Camp W4 – Teil V

Teil I
Teil II
Teil III
Teil IIII

Zuallererst machten wir an diesem Abend den Wutzelautomaten im Buffet unsicher. Während die Kinder uns umringten, weil sie von unserem Geschrei und vom Gescheppere des Tisches hellauf begeistert waren, schielten ihre Eltern finster zu uns Störenfrieden herüber. Immer wenn der Ball so liegen blieb, dass keine Figur ihn mehr erreichen konnte, riss unser alter Mann den Tisch mit aller Kraft in die Höhe und ließ ihn von oben wieder auf den Boden knallen… nach dem dritten Mal haben sie uns von dort vertrieben.
Wir setzten uns ins Freie, in den Schoß von Mutter Natur, wo man noch sein konnte, wer man war und wo nicht ständig irgendwelche Menschen waren, die sich in ihrer Privatsphäre gestört fühlten. Dort rissen wir eine Dose nach der anderen auf, eine Flasche nach der anderen und genossen die Stille des Waldes.
Nach einiger Zeit begann Kotzlocke zu tanzen, als der andere Rastalockenbursche auf seiner Gitarre herumzupfte. Der aufwirbelnde Waldstaub glitzerte in der untergehenden Sonne und Kotzlocke sah wie eine in Zauberglitter eingehüllte Waldelfe aus.
Als es dunkel war, setzten wir uns neben das Buffet und beobachteten, wie im Inneren des Buffets die Langeweile regierte und die Chefin schon ganz nervös auf und ab lieb, weil die Sperrstunde… und vor allem die Scheißnachtruhe nahte.
Um Punkt 21 Uhr mussten stanta pede alle Gäste das Buffet verlassen und die Chefin drehte alle Lichter ab. Wir blieben übrig… und wir wurden von einem gewaltigen Sternenhimmel überwältigt!
„Kommt Jungs, wir rennen zum See!“ „Ja! Dort sehen wir noch besser!“ „Schau! Die Sterne!“ „Jö, die Milchstrasse!“ „Mann! Ein Ufo!“ „Nein, Flugzeug, du Arsch!“ „Der Stern dort! Schaut! Er bewegt sich!“ „Aja! Das stimmt, er bewegt sich wirklich!“ „Kotzlocke! Wo steckst du? Bist du ins Wasser gefallen?“ „Oder holst du dir einen runter?“ „Schau! Dort ist der große Wagen!“ „Und dort ist der Riesenschwanz von Kotzlocke!“ „Scheiße, da kommen Wolken!“ „Mach noch schnell den Schnaps auf!“
„Shit! Es regnet! Alle Mann zurück zum Buffet!“

Das vermaledeite Ende geht sich schon wieder nicht aus – also bis morgen.

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Ich aas im „Morituri Beisl“:
1 Knoblauchcremesuppe
1 Schnitzel

 

Camp W4 – Teil I

Einige Zeit des Sommers verbrachte ich im Waldviertel. Für alle, die nicht wissen, was das Waldviertel ist: das Waldviertel ist eine Gegend im nördlichen Österreich, die im Winter vollkommen eingeschneit und im Sommer saukalt ist. Landschaft wie in Kanada, riesige Tannenbäume in zerklüfteter Berggegend, viele Seen. Die Leute, die noch nicht in die Städte weggezogen sind, wurden entweder von wilden Tieren gefressen oder sind hoffnungslos dem Alkohol verfallen. Ich liebe das Waldviertel, modern abgekürzt W4.

Im Waldviertel also zog ich herum mit meinem Zelt, mal hie, mal da. Eines Tages begab es sich, dass ich auf ein paar Typen traf, die gemeinsam durchs Land zogen. Zwei Bürschchen, mit Rastalocken und den Rucksack voll Gras, und ein Alter, der die ganze Zeit Vorträge über Schnaps hielt. Aus irgendeinem Grund beschlossen wir, zwei Tage gemeinsam auf einem regulären Campingplatz zu verbringen… ach ja, der Alte wollte eine warme Dusche.
Wir platzten in das Büro des nächsten Campingplatzes, es war schon später Nachmittag, wir waren etwas betrunken und überhaupt eine ziemlich lustige Partie. Alle starrten uns an – vor allem die Chefin. Sie blickte zuerst auf unsere halbleeren Bierflaschen, dann auf unsere kaputten Schuhe, auf unsere dreckige Kleidung. Sichtlich angewidert rümpfte sie die Nase und stand langsam auf. Sie sah etwas traurig aus. Sie, die Chefin richtete ihre Worte an mich… ich weiß nicht wieso, aber egal mit wem ich unterwegs bin, immer schicken sie mich nach vor. Sie sagte:
„Wir werben im Internet mit Ruhe – um 22:00 ist strikte Nachtruhe – ist das ein Problem für euch?“
Mindestens fünfzig Prozent von uns konnten mit dem Wort „Nachtruhe“ ohnehin nichts anfangen, so sagte ich denn: „Nein. Kein Problem.“ Und rülpste höflich unterdrückt an ihrem Kopf vorbei.
Sobald unsere Zelte standen, liefen wir auch schon zum nahen Schloß, zum Burgheurigen.

Am nächsten Morgen erwachte ich ziemlich steif gefroren am Ufer des Sees. Mit knirschenden Knochen wankte ich zu unserem Zeltplatz. Das Zelt meiner Freunde war völlig hinüber. Es stellte sich heraus, dass die zwei jungen Burschen zwar im Zelt ihren Rausch ausschliefen, der Alte sich aber auf das Zelt schlafen gelegt und es irgendwie geschafft hatte, sich mit ihm kuschelig einzurollen.

Wie es weiterging erfahret ihr morgen.

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Ich aas:
1 Fruchttörtchen – Essen für echte Männer

Aber das Leben

Aber ich liebe das Leben.
Es ist wie im Spielkasino. Wenn du jung bist, riskierst du alles, wirfst das Leben mit beiden Händen beim Fenster raus. Erst wenn dir der Tod ein paar Mal in den Arsch gebissen hat, wirst du sparsamer mit deiner Zeit, beginnst, dein Leben verlängern zu wollen. Und trinkst sogar lieber Schnaps als Bier, um die Nieren zu schonen. Shit.
Aber keine Angst, egal ob Spiel oder nicht Spiel. Am Ende verlierst du dein ganzes Leben ohnehin. Hehe.
ERGO: Bleib im Spielkasino und riskier alles! Der Pleite entkommst du nicht! Liebe das Spiel! Und das Biiieeeer!

Mein geschundener Körper aas:
1 Fitness Weckerl
1 Krapfen

PS: ich bin zu philosophisch. Muss hinaus in die Welt und Dinge erleben. Gehe heute mal wieder zum Brantweiner.

Sandmännchen am güldnen Horizont

Mir hat’s Mutter immer erzählt. Wenn kleine Kinder nicht schlafen können, kommt der Sandeman und streut ihnen Sand in die Augen. Und der macht die Augen müde. Vollkommen richtig, Mutter! Ich jedoch trinke das Zeugs lieber, als es mir in die Augen zu reiben.
Die letzten Tage waren nicht gut. Habe zuviel getrunken, geschluckt, geraucht. Ich weiß nicht, ob die goldenen Glitzerstreifen am Himmel Interkontinentalraketen, radioaktive Strahlung oder einfach Gottes Quetschfinger sind… ich verkrafte die Dinge momentan nicht so (wie ich im Männerblog für Nasenhaarrasur geschrieben habe: „Tränen, Schnaps und Katastrophen„)

Ich aas gestern und heute – mir ist jeder Anker verdammt willkommen:
Blaubeerenmuffin von Anker
Croissant von Anker
Laugenstangerl von Anker
Krapfen von Anker

Kackragout

Ich stell mir immer vor, dass der Magen viel weniger Arbeit nach dem Essen hat, wenn das Essen bereits wie Scheiße aussieht.

Aber ich habe mich geirrt. Die Wampe steht, es ist Schnaps notwendig.

Die Nachbarin hat mir ständig zugeflüstert: „Friss nicht wie eine Sau!“

Ich aas:
1 Hirschragout, das wie magenkranke Scheiße aussah
1 Semmelknödel
1 rotes Marmelade dazu

Typische Wiener Analstimulation oder: Ich liebe Wien.

In der Nähe gibt es ein Elektrogeschäft. Wenn man es nicht besser wüßte, würde man meinen, das Geschäft wäre schon vor Jahren aufgelöst worden, so verkommen und leer sieht die Auslage aus. Traurig. Nur Insider schätzen das Geschäft, jedoch nicht wegen der großartigen und preiswerten Auswahl an elektronischen Geräten, sondern vielmehr wegen der steten geselligen Trinkgelage. Die Besitzer, Gitti und Wolferl, sind Stammgäste beim Brandinesa – ich kenne sie von dort recht gut – und mit der Zeit tagsüber zu einer nicht gern gesehen Konkurrenz des Wirten geworden. Hat man nämlich in unserem Grätzl während eines Arbeitstages nichts besseres zu tun, begibt man sich ins Elektrogeschäft und zieht sich ein paar Stamperl Schnaps ins Gehirn. Wovon Gitti und Wolferl leben ist mir ein Rätsel. Die feilgebotene Ware ist veraltet, schmutzig und wahrscheinlich schon lange kaputt. Doch EINEN Kunden haben sie, der regelmäßig dort einkauft. Und zwar mich.
Ich habe im Zimmer eine Lampe, mit Halogenleuchtstab. Sieht aus wie eine Arschspindel mit Gewinde, wie man sie bei Analstimulationen einsetzt. Nirgends gibts diesen Leuchtstab zu kaufen, nur bei Gitti und Wolferl. Und, leider, wird diese Halogenlampe zweimal im Jahr kaputt. Gestern war es wieder soweit und ich besuchte Gitti und Wolferl.

Matla betritt das Elektrofachgeschäft. Irgendetwas läutet.
Matla: „Morgen.“
Wolferl: „Ah, Matla. Magst was trinken?“
Matla: „Nein, ich brauche wieder meinen Halogenleuchtstab.“
Wolferl wird leicht nervös. Ein Kunde! Sofort sind wir per Sie.
Wolferl: „Welchen brauchen Sie denn?“
Matla: „Na den, den ich immer hier kaufe. Hier ist er.“ Matla überreicht den kaputten Leuchtstab.
Wolferl: „Hm, da steht keine Nummer drauf. Da kann ich Ihnen nicht helfen.“
Matla: „Wie meinst du das?“
Wolferl: „Naja, wie soll ich wissen, welche Lampe Sie brauchen, wenn da keine Nummer drauf steht? Wo haben Sie den gekauft?“
Matla: „Na, bei dir!“
Wolferl: „Nein, das glaub ich nicht. Bei uns steht immer eine Nummer drauf.“
Matla: „Doch, Wolferl. Hier habe ich ihn gekauft, genau hier bin ich gestanden…. letztes Jahr Weihnachten.“
Wolferl: „Nein, das gibt es nicht. Bei uns steht IMMER eine Nummer drauf.“
Matla: „Na gut. Wie viele Sorten gibt es denn?“
Wolferl: „Zwei. Zwei verschiedene Stärken.“
Matla: „Na, dann gib mir eine davon. Wird schon passen. War ja sonst auch nie ein Problem.“
Wolferl: „Nein, das geht. Da steht keine Nummer drauf.“
Matla: „Jetzt vergiss die Nummer. Gib mir eine davon.“
Wolferl: „Nein. Ohne Nummer, wie soll das gehen? Wo haben Sie die gekauft? Vielleicht sollten Sie es dort versuchen?“
Matla kratzt sich am Hals und reibt sich die Stirn.
Matla: „Gib mir jetzt so einen Scheißleuchtstab, Wolferl!“
Wolferl: „Nein.“
Matla: „Hearst, ich steck dir gleich das Ding in den…“
Gitti kommt.
Gitti: „Was ist hier los? Ah, Matla. Hallo.“
Wolferl: „Er will eine Lampe ohne Nummer.“
Gitti sieht sich die Lampe an.
Gitti: „Wo hast du die her, Matla?“
Matla: „Von euch. Gitti, bitte.“
Wolferl: „Nein, das glaub ich nicht. Da steht keine Nummer drauf.“
Gitti ignoriert Wolferl: „Ich glaub, ich hab das Passende für dich. Warte einen Moment.“
Gitti geht ins Lager. Wolferl schaut mich mit gerunzelter Stirn an. Wir sind wieder per Du.
Wolferl: „Also ich glaub nicht, dass du das bei uns gekauft hast.“
Matla schweigt und wartet auf Gitti. Gitti kommt und bringt den neuen Halogenleuchtstab.
Wolferl zu Gitti: „Ich glaub nicht, dass er das bei uns gekauft hat.“
Gitti ignoriert Wolferl: „Magst was trinken, Matla?“
Matla: „Du, lass uns unsere Beziehung nicht überstrapazieren. Ich gehe jetzt raus, schau mal kurz einkaufen und komme nachher wieder vorbei. OK?“

Ich aas:
2 Brot mit Topfen
1 Stück Käse

Törnbericht Kykladen 2009 – Teil II

>> zum Anfang dieses Törnberichts

Am Abend saßen wir an Deck und soffen uns mit einer kugelförmigen 3-Liter-Plastikflasche Weißwein und etwas Schnaps den letzten Rest Zivilisation aus dem Gehirn. Was bis in den nächsten Tag hinein wirkte. Die Plastikflasche wollten wir als Ankerboje verwenden – sie war wie geschaffen dafür.

2. Tag Kalamaki – Kythnos:
Das Erwachen war grauenhaft. Nur durch schnelle Reaktion und einer großen Portion Glück schaffte ich es noch an Deck, um ins Hafenbecken zu kotzen. Einer meiner Kumpels hing scheinbar schon seit längerer Zeit an der Reling und fütterte mit seinem Mageninhalt die Fische. Mögen sie nicht an Alkoholvergiftung gestorben sein!
Ich entschied mich für ein schnelles Ablegen. Kotzen konnte ich auch während der Fahrt und besser würde es erst gegen Abend werden. Ich bat meinen Fischefreund die Muringleine – die einzige übrigens, die wir während des Törns sehen sollten – loszuwerfen, ich selbst machte die Heckleinen los und steuerte raus aufs Meer. Während des Ablegens noch rief mir ein Marineri irgendetwas wegen dem Meltemi zu. „Ist schon recht.“, antwortete ich ihm winkend.
Draußen wurde mir sehr schnell klar, was der Marinebedienstete meinte. Nordwind zwischen 30 und 32 Knoten, Böen bis zu 40 Knoten. „Geil!“, dachte ich mir und kotzte nach Lee.
TIPP: bei Starkwind braucht man sich gar nicht mehr die Mühe zu machen, sich über die Reling zu beugen. Man kotzt einfach mit voller Kraft schräg mit dem Wind, der das Material sofort zerstäubt und in Luft auflöst.
Ich möchte an dieser Stelle eines jedoch ausdrücklichst festhalten: ich war nicht seekrank, es war der Alkohol, der mich in Poseidons Reich erbrechen ließ.
Dem Fischefreund ging es nicht besser. Die anderen beiden Crewmitglieder streckten während des restlichen Tages nur ab und zu ihre Köpfe aus dem Niedergang und waren sonst nicht zu sehen.
Wegen starkem Wind unter Motor zu fahren ist fad und sowieso macht Segeln erst ab vier Beaufort Spaß. Fliegende Gischt, hoher Seegang, das macht Freude. Ich wollte das Großsegel mit dem zweiten Reff fahren. Auch hier gab es für mich ein erstes Mal, denn das Segel hatte keine Reffkausch, sondern eine Refftalje (zwei Taljen pro Reffleine). Nach etwas Herum und einmal Kotzen hatte ich das im Griff.

>> weiter zum dritten Teil

PS: Morgen gehts weiter. Vielleicht.
PPS: Nach jedem Segeltörn wird es schwerer für mich zurückzufinden. Alles was ich hier an Land tue, hat momentan noch keinen Sinn für mich.

Ich aas nun mit meinen geschwollenen Leinenfingern:
1 Brot
1 Apfel
1 Topfen
1 Maigouda

mytoern.net

Der seelenlose Hüllentrip mit dem Kriegskind

Ich habe meinen Körper verlassen. Ich stehe neben dem Fleischklumpen, den man als Matla bezeichnet, und durch reine Gedankenübertragung befehle ich dieser nun seelenlosen Hülle, mit den Fingern auf die Knöpfe der Tastatur zu klopfen, um Blödsinn zu schreiben. Es ist ein Wunder. Jetzt weiß ich leider auch, wie die Frisur der Hülle von hinten aussieht. Es ist ein Wunder.
In diese neue Art der Transzendenz trat ich schon gestern ein. Gestern vormittag nämlich, nachdem ich aus dem Wochenendkoma erwacht war, befand ich mich bereits in einer Art Zwischenwelt. Halb tot und halb halbtot wandelte ich umernander, erblickte unaussprechliche Gegenden und sprach mit seltsamen Wesen. Unter anderem mit Satan Klaus, den ich schon letztes Jahr mit der Flak vom Himmel geholt und dann in einem postweihnachtlichen Ritual enthauptet hatte – schöne Grüße übrigens. Ich unterhielt mich aber auch mit dem ehemaligen Christkind und habe nun leider schlechte Nachrichten für dich: heuer kannst du das Christkind vergessen, heuer kommt das Kriegskind zu dir und den anderen Deppen. Du wirst keinen Weihnachtsbaum ins Zimmer gestellt bekommen, sondern einen Atomsprengkopf. Und jedes Päckchen, das am Boden liegt, ist ein kleines Büchschen der Pandora. Öffnest du auch nur eines davon, wirst du und die anderen Deppen elendig eingehen – aber, unter uns gesagt, das wirst du früher oder später sowieso, also gib dich keiner Hoffnung hin.
Mittags erging sich meine Hülle im Billa und kaufte ein. Ich selbst war nicht dabei, was sich auch im Ergebnis des Einkaufs zeigte. „Hüttentee“ hat die Hülle gekauft! Hüttentee mit Aromastoffen für Trauben-Rumgeschmack! Ekelhaft! Läßt man das Zeug jedoch in heißem Schnaps ziehen, schmeckt es erträglich. Am frühen Nachmittag ging die Hülle bald darnieder und nach einer langen Nacht in Fieberträumen und Wahnvisionen hockt die Hülle hier im Rattenloch und führt meine Befehle aus.

Zu essen befahl ich:
1 Mai-oh!-Näse-Salat
1 Kaffee
1 Gebäck

Muttertags Ende

Da ich die dumme Geschichte begonnen habe, muß ich sie ja wohl auch zu Ende erzählen.

„W w w w wer was ist das?“, fragte meine Mutter.
Angriff ist die beste Verteidigung, dachte ich mir und sagte:
„Keine Ahnung! Noch nie gesehen! Gibt es hier im Ort auch schon verwahrloste Strauchdiebe?“ Ich wollte gerade aufspringen und die Nachbarin mit ein paar Fusstritten aus dem Haus jagen, als meine Mutter meinte: „Bitte Bua! Mach mir nichts vor! Die ist doch mit dir mitgekommen! Was soll das?“
In dem Moment knallte der rechte Schuh der Nachbarin auf meine Stirn. Sie hatte nämlich versucht, das Stück Hundekot mit Schwung von ihrem Stöckel zu schütteln. Dabei ist ihr der Schuh vom Fuß gerutscht und wie ein rosa Geschoss durchs Zimmer gezogen! Ich verlor das Bewußtsein.

Als ich zu mir kam, sah ich meine Mutter und die Nachbarin zusammensitzen. Ich brauchte eine Weile, um aus meiner Betäubung zu erwachen und die Situation zu verstehen. Ich blickte auf meine Mutter, dann auf die Nachbarin und bemerkte, daß sie miteinander tratschten. Ja! Sie tratschten! Wie alte Kumpels! Und tranken den Schnaps! Ich überlegte, ob ich die Nachbarin auf der Stelle erwürgen sollte oder lieber zuerst vorsorglich einen Schnaps trinken wollte. Ich entschied mich für den Schnaps, denn die Flasche sah schon ziemlich leer aus.
Als ich mir einschenkte, merkten die Frauen auch, daß ich nun wieder wach war. Sie sahen mich beide mit dem gleichen Ausdruck von Mitleid im Gesicht an. Mitleid und Sorge.
Das war der Augenblick, in dem ich beschloss den restlichen Tag nichts mehr zu sprechen – ich wollte einfach der Geschichte ihren Lauf lassen. Zum Guten oder zum Bösen. Egal.

Und es wandte sich zum Guten. Die Nachbarin erzählte meiner Mutter ALLES, was sie wissen wollte. Sie lachten viel – meine Mutter kippte sogar ein paar Mal fast vom Sessel vor Lachen! Während ich regelmäßig meinen Puls fühlte und hoffte, er würde aussetzen.

Ich esse – beschämt, aber auch befreit – wie nach einer umfangreichen Beichte:
2 Scheiben Toastbrot
3 Scheiben Schinken
2 Scheiben Käse
1 Paradeiser
1 Tube Senf
1 Tube Meionäse
1 Schachtel Filadelfia

Muttern und Nachbarin

Muttern freute sich natürlich über den Schnaps und die Stange Falk, die ich ihr mitbrachte, sehr!
„Schön, daß du jedes Jahr an den Schnaps denkst!“, sagte sie. Ich hätte mich fast verplappert und gesagt: „Och, an Schnaps denke ich eigentlich sehr oft.“
Während wir ein paar Stamperl leerten, quälte sie mich wieder mit der alten Geschichte von Enkelkindern und Ehe. Ich sagte ihr, daß sie das endgültig vergessen könne, denn ich wäre jetzt zu Höherem bestimmt. Ich sei für viele Menschen in der großen abartigen Stadt so etwas wie ein Heiliger! Ich zeigte ihr ein Foto und erzählte, meine Jünger würden schon meine Heiligsprechung im Vatikan organisieren. Sie saß mit offenem Mund regungslos da und sah mich an – ich fühlte zur Sicherheit Mutters Puls.
Ich war jedenfalls gerade so mit meinem Evangelium in Fahrt, als die dumme Kuh von Nachbarin mit ihren Zweicentimeterfingernägeln ans Fenster trommelte und andeutete, zu uns ins Haus zu kommen. Wie ein Pelikan kam sie kurz darauf durch den Flur gestelzt – sie hatte mit ihren rosa Highheels ein Stück Hundescheiße aufgespießt – und versuchte sich eine Zigarette anzuzünden. Ich kontrollierte nochmals den Puls meiner Mutter und dann auch meinen.

Ich esse – an das traurige Ende denkend:
1 EKG
1 Apferl