Vorher und Nachher

Seit ich nicht rauche werde ich immer dümmer… nein, dünner. Mir schmeckt nichts mehr. Weder das Schnitzel, noch der Spritzwein. Kaffee trinke ich auch weniger. Dafür schmeckt mir der Weinbrand besser. Eines aber ist gleich geblieben: mein Brechreiz, wenn ich an Tee nur denke.
Frauen gefallen mir noch immer. Aber jetzt die Dürren mehr als die Bladen. Joghurt mag ich noch immer nicht… würde aber gerne eine Dürre damit einreiben. Das war vorher nicht so.
Vorher habe ich nach Rauch gerochen. Jetzt rieche ich nach Schweiß. Ich weiß noch nicht, was besser ist. Die Nachbarin sagt, dass es weder besser noch schlechter ist.
Die Scheiße ist härter geworden. Die Pisse heller. Die Spucke ist nicht mehr grau. Meine Kopfhaut juckt jetzt mehr, dafür mein Arschloch weniger… hängt das mit dem schwierigeren Stuhlgang zusammen?

Was aber definitiv neu ist: einmal am Tag muss ich etwas auseinander nehmen. Wenn ich in der Anstalt bin, gehe ich da zum Beispiel in den Raucherhof und dresche auf eine Mülltonne ein. Die Raucher dort verachten mich. Aber das ist mir egal, denn das war vorher nicht anders.

Wenn mich die Nachbarin fragt, ob mir das Rauchen fehlt, steh ich auf und schlag einen Sessel kurz und klein. Dann sage ich: „Nein“

Darum bin ich gleich wieder ins Scheißhäuslrestaurant gegangen, weil dort schmeckt es am besten.

Ich aas:
1 schönen Teller mit Essen

Vorher und Nachher

Kein Rauch im Bombenkrater

Gestern habe ich zum Rauchen aufgehört.
Heute habe ich dem Typen vom Nebenzimmer eine in de Goschn ghaut. Fast.

So ein Arsch. Ich schau grade beim Fenster raus, um das Anstaltsweiß aus den Augen zu bekommen, und sinnier so vor mich hin, betrachte das verwahrloste Nebengrundstück in dem rostigen Maschendrahtzaun, die zwei riesigen Löcher – wie Bombenkrater – darin, in denen schmutziges Wasser steht und ein paar Raben herumhüpfen. Stell mir vor, wie in den Bombenkratern ein paar vergammelte Leichen aus dem zweiten Weltkrieg liegen und die Raben ihnen das letzte Fleisch runterpicken. Da klopft er an und kommt in mein Zimmer! Der Typ vom Nebenzimmer. Ohne Vorwarnung! Ja, ist der deppert?
„Ja, bist du deppert, du Irrer?“, schrei ich.
Er zieht ganz erschreckt die Augenbrauen in die Höhe und die Mundwinkel nach unten und schleicht sich wieder. Der Tag ist im Arsch. Drum bin ich zum Chinesen gegangen.

Und aas:
1 Teller mit Hühnersate

Kein Rauch im Bombenkrater

Die Mistkübelraucher

Man nimmt sich ja eh schon immer Extratschick mit, wenn man irgendwo neu ist. Dann stellt man sich mit den anderen in das Raucherzimmer, ins Raucherstiegenhaus, in den Raucherhof oder ins Raucherclo und – inhalier, inhalier – ein paar Lungenzüge später hat man sich mit der halben Belegschaft angefreundet.
In der neuen Anstalt geht das aber so nicht. Es funktioniert einfach nicht. Ich versuche das jetzt schon den dritten Tag – oder ist es gar schon der vierte? Ständig auf der Lauer, ob nicht einer sein Zimmer verlässt, renne ich dann sofort hinterher in den Raucherhof. Leider – und ich sage das mit großer Wehmut – laufen dort die Dinge falsch. In diesem Hof steht in jedem Eck ein Mistkübel und neben jedem Mistkübel steht einer, der raucht. Gesenktes Haupt, den Blick aufs Handy gerichtet.
Heute habe ich zum aller letzten Mal versucht, mit so einem Mistkübelraucher Kontakt aufzunehmen. Es ist so sinnlos. Sie reagieren nicht oder nur widerwillig auf Annäherungsversuche. Gestern hat gar einer so getan, als müsste er sich plötzlich innigst um den Mistkübel kümmern, als er mich in seine Richtung latschen sah.
Jetzt scheiß ich drauf und hoffe, dass ich immer einen unbesetzten Mistkübel im Hof finde, an den ich mich wenden kann.

Ich aas:
2 Kornstangerl mit EKG

Die Mistkübelraucher

Die schiefrige Knödelrettung

Der Eingewöhnungstag gestern in der neuen Anstalt war eine Marter! Beinahe vier Stunden saß ich wie das letzte Arschloch in diesem irrsinnig hellen Raum… ich war dem Wahnsinn nahe! Bis ich nach einer halben Stunde erkannte, dass der blendendweiße Würfel neben mir ein kleiner Schrank war. Ich öffnete die oberste Lade und entdeckte einen Bleistift – zu meiner Erleichterung war es kein weißer Buntstift, sondern, nein wirklich, ein echter Bleistift. Mit einer schön dunklen, schiefrigglänzenden Miene.
In meiner Not – das endlose, konturlose Weiß in diesem Raum war die Hölle! – begann ich die Wand neben mir zu bekritzeln. Einfach nur mit einem unscheinbaren grauen Knödel… war das eine Wohltat! Dieses kleine graue Knödel, das den Grauen in Weiß einfach durchbrach! So mächtig können kleine Knödel sein! Alle Macht den Bleistiftknödeln!
Lange saß ich dann an meinem Tisch und starrte ununterbrochen auf das liebe kleine Knöderl links von mir an der Wand.

Heute kämpfe ich mit einem steifen Rücken. Ich befürchte, das kommt vom Nachlinksschauen.

Ich aas:
1 Kornspitz mit EKG

Die schiefrige Knödelrettung

Neue Anstaltsarbeit

Nachdem ich nun mehrere Monate auf Karenz war – ich habe eine gesunde Arbeitsunlust ausgetragen – hat mich die Kugelschreiberbranche wieder. Neue Anstalt, neue Kugelschreiber, neuer Schrecken.

Ein Mädchen hatte mich heute Vormittag zu meiner neuen Arbeitszelle gebracht. Bevor wir den Raum erreichten, hielt ich es kurz zurück, um nachzudenken. Letzte Chance, um davon zu rennen. Letzte Möglichkeit auf Rettung. Aber es war sinnlos – das System ist nicht zu umgehen.
„Also gut“, sagte ich, „Gehen wir rein.“
Das Mädchen öffnete lächelnd die Tür und ich schreckte zurück. Unheilverkündendes Weiß, grelles Licht! Ich wurde geblendet!
„Warum ist der Raum leer?“, fragte ich ganz verängstigt das Mädchen.
„Warten Sie nur ein bisschen. Ihre Augen müssen sich erst an das Weiß gewöhnen. Sie werden bald erkennen, dass der Raum reichlich möbliert ist.“
Und tatsächlich. Nach einer Weile entdeckte ich einen Tisch und einen Stuhl. Alles weiß.

Ich aas und tränzte gleich mal diesen weißen, sehr saugfähigen Lappen für die Computermaus (wie heißt das nochmal?) mit Essiggurkerlsaft voll:

1 EKG

Neue Anstaltsarbeit

Sozialer Aufstiegskakaok von Eibn

Mein sozialer Aufstieg ist enorm. Erinnerst du dich an meine geile Kaffeebechersammlung damals im Rattenloch?  Meine Güte, wenn ich daran zurückdenke! Jeden Tag zwei Plastikbecher dieses Plastikkaffees aus dem Plastikautomaten! Hm, lecker. Teuer, aber trotzdem wertlos und trotzdem unausweichlich. So als wollten diese Ärsche dir das Leben nicht nur mit einer Scheißarbeit ruinieren, sondern auch noch mit Scheißplastikkaffee!
Doch das alles ist jetzt anders… oder doch nicht ganz… die Scheißarbeit und die Ärsche sind immer noch da… auch in der Anstalt, in der ich mich gerade aufhalte – aber der Kaffee ist besser! Viel besser! Und gratis! Siehe!

Das ist eine Kaffeemaschine! Und der Kaffee, der aus diesem Ding kommt… das ist Kaffee!

Ich war ja zunächst skeptisch und bin ein paar Tage heimlich um dieses Gerät herumgestreunt, um zu sehen, wie es funktioniert, wie die Lemminge damit umgehen, was für Gesichter sie machen, wenn sie den ersten Schluck nehmen.
Jetzt ergibt alles einen Sinn! Man nimmt dieses Ding… was weiß ich, wie das heißt… diese Halterung herunter, hält sie unter die Kaffeemühle (rechts im Bild) und lässt sich nach Belieben frischen Kaffee reinbröseln. Danach zurück auf die Kaffeemaschine… äh geschnallt und den äh… Krafthebel daneben nach unten. Wenn genug Kaffee im Häferl, Hebel zurück und die Sache ist erledigt. Der Kaffee schmeckt genauso wie die Maschine aussieht: nach Metall und Dampf… nach Steampunk. Geil.

Einziger Nachteil: nach dem sechsten Kaffee beginnt’s im Magen zu zwicken. Wurscht!

Ich aas:
1 Packung Kakaok von Eibn (Qualität seit 189)

EKG geil

EKG: eine Extrawurst-Käse-Gurkerl-Semmel.

So eine EKG verbreitet Friede und Liebe. Schon am Morgen wachte ich mit einem Grinsen im Gesicht auf. Und mit einem Steifen. Ja, die Vorfreude auf die Mittagszeit war groß!
Ich zog mich an. Socke für Socke, stellte mir vor, wie ich auch der EKG eine Socke überzog. Hemd, dann Hose. Schuhe. Kurzer Kontrollblick in den trüben Spiegel, ob die Zähne noch hell genug waren oder schon geputzt werden mussten. Raus gings, in die Strassenbahn. Der Steife war Vergangenheit, die Köpfe der Menschen sahen aus wie Wurstsemmeln. Ich lachte sie an, leckte mir die Lippen, der Gustospeichel rann mir aus dem Mund. Eine alte Schachtel lächelte zurück und sagte: „Sie haben da was am Kinn!“
In der Anstalt – ja, dort war ich wieder – drehte ich die Kugelschreiber zusammen und stellte mir EKGs in den Händen vor. Lieblich, säuerlich, knusprig, käsig und Extrawurst dazu!
Und schließlich war es soweit. Die Turmuhr schlug zur Mittagsstund‘ und ich rannte los, zu Billa und holte mir die EKG! Oja! Der Steife war auch wieder da! Hurra!
Zuhause biss ich in die EKG und siehe da:

Ich aas:
1 EKG

Morituri socialis

Es wird Zeit, dass ich mal wieder für ein paar Tage verschwinde. Ich spüre schon, wie mir das Wasser bis zum Hals steht… das soziale Wasser quasi. Die Menschen in meiner Umgebung beginnen mir auf die Nerven zu gehen… normalerweise sind sie mir völlig egal… so egal, dass ich sie nicht einmal ignorieren brauche… und jetzt?
Heute saß ich beim Essen im Morituribeisl, als auf einmal eine Truppe aus der Anstalt antrabte und sich ungefragt an meinen Tisch hockte… hör mal, ich hielt’s ja ein paar Minuten aus… aber dann verzog  ich mich doch angewidert an einen anderen Tisch. Ein wertloses Wort nach dem anderen, is‘ nicht auszuhalten…
Ich würgte das Schnitzel runter… es grinste mich spöttisch an… schon wieder… und plötzlich saß da dieser Typ vor mir… zaundürr, mit buschigem Bart und einer Bärenfut am Schädel, die so groß wie sein nackter Oberkörper war… und seine Haare wucherten wie ein Dornenhecke darunter hervor… ich wusste schon, was jetzt kommen würde. Er sagte:
„Du weißt, wer ich bin.“
Ich stand auf und verließ das Lokal. Ja, das Morituribeisl zeigt dir schon, wo’s lang geht.

Ich aaß:
1 Schnitzel mit Kartoffelsalat

PS: für den Piefke: Bärenfut = Pelzmütze

Entkoffeinierter Nikolo

Schwerer Ausnahmefehler! Kaffeedose leer!

Also habe ich heute Morgen nur etwas Kuhsaft getrunken – nicht viel, ist ja eigentlich nur eine Zutat für Kaffee.
Deshalb schlecht gelaunt aus dem Haus… ich ärgerte mich darüber noch, als ich auf die U-Bahn wartete.
„Bitte zurückbleiben“, tönte es aus den Lautsprechern.
„Ihr Trotteln! Ihr seid ohnehin alle zurückgeblieben!“, wollte ich schreien.

Und als ich in der Anstalt eintraf, was musste ich sehen? Der Nikolaus hatte mir auf den Tisch geschissen:

Ich aas:
3 Schokokugeln
2 Nikoläuse

 

 

M-m-montag

Die Woche hat gar nicht gut begonnen. Nein nein. Gleich in der Früh in der Straßenbahn der erste herbe Schlag. Eine Frau, die im gleichen Haus wohnt wie ich, saß neben mir. Und die ganze Zeit sprach sie mit mir… naja, es war mehr ein Tuscheln. Ich habe kein Wort verstanden. Außerdem hoffte ich ständig, sie mit meinem Mundgeruch in die Flucht schlagen zu können und ließ öfters ein zärtlich gehauchtes „Aaaasoooooo?“ in ihre Richtung strömen. Keine Chance, sie hielt sich ein parfümiertes Taschentuch vor die Nase.
In der Anstalt ging’s weiter. Und zwar weil… äh… weil… was war? Achja, da waren Menschen. Links, rechts, hinten, vorne, einfach überall! Widerlich.
Mittagessen war total daneben. Ich ging in’s Morituribeisl. Menüauswahl: Hascheehörnchen oder Pariserschnitzel. Hascheehörnchen erinnern mich an Haschisch und wenn ich dann sehe, was ich statt dessen bekomme, werde ich immer traurig und muss weinen. Also lieber Pariserschnitzel. Totaler Fehlgriff: das Pariserschnitzel war verändert. Hatte nicht alles gelesen: „Pariserschnitzel Hawaii“ – du weißt, ich hasse es, wenn wegen des Essens so herumgetan wird! Und das kam dabei heraus:

Genau. Sieht aus, als hätte ein alter Köter auf’s Teller gekotzt.

Suppe gab’s zuvor und danach holte ich mir was Feines vom Anker: